Wie veränderbar ist das Geschlechtserleben von binär vs. nichtbinär identifizierten transgeschlechtlichen Jugendlichen und welche Einflussfaktoren gibt es?

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@article{29c68dc0163b424aa1a2cf52dd8bf65c,
title = "Wie ver{\"a}nderbar ist das Geschlechtserleben von bin{\"a}r vs. nichtbin{\"a}r identifizierten transgeschlechtlichen Jugendlichen und welche Einflussfaktoren gibt es?",
abstract = "Fragestellung: Nichtbin{\"a}re Geschlechtsidentit{\"a}ten werden in der Transgender-Gesundheitsversorgung und -forschung zunehmend sichtbar. Gleichzeitig ist wenig bekannt {\"u}ber die verschiedenen Geschlechtsidentit{\"a}ten von transgeschlechtlichen Jugendlichen, ob diese stabil oder ver{\"a}nderbar sind und welche Faktoren das Geschlechtserleben beeinflussen. Ziel ist deshalb, diese verschiedenen Aspek-te von Geschlechtserleben (Gender) bei transgeschlechtlichen Jugendlichen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentit{\"a}ten zu untersuchen. Methodik: Die Stichprobe umfasste 114 transgeschlechtliche Jugendliche mit diagnostizierter Geschlechtsdysphorie (GD) aus einer aktuellen Befragung der Hamburger Spezialsprechstunde f{\"u}r Kinder und Jugendliche mit GD (Hamburger GIS). Die verschiedenen Aspekte von Gender wurden mithilfe des Gender Diversity Questionnaire untersucht. Ergebnisse: Insgesamt 83 % der Jugendlichen berichteten eine bin{\"a}re Ge-schlechtsidentit{\"a}t (bin{\"a}r identifiziert, BI) und 17 % eine nichtbin{\"a}re oder hinterfragten ihre Geschlechtsidentit{\"a}t noch (nichtbin{\"a}r und gender-questioning, NBGQ). Ein ver{\"a}nderbares Geschlechtserleben wurde von 15 bis 18 % berichtet. Die NBGQ-Gruppe berichtete h{\"a}ufiger bzw. ein signifikant h{\"o}heres Ma{\ss} an Ver{\"a}nderbarkeit in ihrem Geschlechtserleben als die BI-Gruppe. Als die h{\"a}ufigsten Einflussfaktoren auf das eigene Geschlechtserleben wurden die Pubert{\"a}t (79 %), der k{\"o}rperliche Leidensdruck (70 %) und die sozialen Medien (36 %) genannt. Schlussfolgerun-gen: Die Studie verdeutlicht, dass das Geschlechtserleben nicht bei allen transgeschlechtlichen Jugendlichen bin{\"a}r und unver{\"a}nderbar ist, sondern dass es in manchen F{\"a}llen auch nichtbin{\"a}r oder ver{\"a}nderbar sein kann. Diese Heterogenit{\"a}t, die m{\"o}gliche Ver{\"a}nderbarkeit sowie der pubert{\"a}tsbedingte k{\"o}rperliche Leidensdruck k{\"o}nnen Behandlungsentscheidungen im Umgang mit GD im Jugendalter erschweren und ver-deutlichen die Notwendigkeit einer individuellen Behandlungsplanung.",
author = "Lena Herrmann and Saskia Fahrenkrug and Carola Bindt and Inga Becker-Hebly",
year = "2024",
month = jan,
doi = "10.1024/1422-4917/a000957",
language = "Deutsch",
volume = "52",
pages = "12--29",
journal = "Z KINDER JUG-PSYCH",
issn = "1422-4917",
publisher = "Hans Huber",
number = "1",

}

RIS

TY - JOUR

T1 - Wie veränderbar ist das Geschlechtserleben von binär vs. nichtbinär identifizierten transgeschlechtlichen Jugendlichen und welche Einflussfaktoren gibt es?

AU - Herrmann, Lena

AU - Fahrenkrug, Saskia

AU - Bindt, Carola

AU - Becker-Hebly, Inga

PY - 2024/1

Y1 - 2024/1

N2 - Fragestellung: Nichtbinäre Geschlechtsidentitäten werden in der Transgender-Gesundheitsversorgung und -forschung zunehmend sichtbar. Gleichzeitig ist wenig bekannt über die verschiedenen Geschlechtsidentitäten von transgeschlechtlichen Jugendlichen, ob diese stabil oder veränderbar sind und welche Faktoren das Geschlechtserleben beeinflussen. Ziel ist deshalb, diese verschiedenen Aspek-te von Geschlechtserleben (Gender) bei transgeschlechtlichen Jugendlichen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten zu untersuchen. Methodik: Die Stichprobe umfasste 114 transgeschlechtliche Jugendliche mit diagnostizierter Geschlechtsdysphorie (GD) aus einer aktuellen Befragung der Hamburger Spezialsprechstunde für Kinder und Jugendliche mit GD (Hamburger GIS). Die verschiedenen Aspekte von Gender wurden mithilfe des Gender Diversity Questionnaire untersucht. Ergebnisse: Insgesamt 83 % der Jugendlichen berichteten eine binäre Ge-schlechtsidentität (binär identifiziert, BI) und 17 % eine nichtbinäre oder hinterfragten ihre Geschlechtsidentität noch (nichtbinär und gender-questioning, NBGQ). Ein veränderbares Geschlechtserleben wurde von 15 bis 18 % berichtet. Die NBGQ-Gruppe berichtete häufiger bzw. ein signifikant höheres Maß an Veränderbarkeit in ihrem Geschlechtserleben als die BI-Gruppe. Als die häufigsten Einflussfaktoren auf das eigene Geschlechtserleben wurden die Pubertät (79 %), der körperliche Leidensdruck (70 %) und die sozialen Medien (36 %) genannt. Schlussfolgerun-gen: Die Studie verdeutlicht, dass das Geschlechtserleben nicht bei allen transgeschlechtlichen Jugendlichen binär und unveränderbar ist, sondern dass es in manchen Fällen auch nichtbinär oder veränderbar sein kann. Diese Heterogenität, die mögliche Veränderbarkeit sowie der pubertätsbedingte körperliche Leidensdruck können Behandlungsentscheidungen im Umgang mit GD im Jugendalter erschweren und ver-deutlichen die Notwendigkeit einer individuellen Behandlungsplanung.

AB - Fragestellung: Nichtbinäre Geschlechtsidentitäten werden in der Transgender-Gesundheitsversorgung und -forschung zunehmend sichtbar. Gleichzeitig ist wenig bekannt über die verschiedenen Geschlechtsidentitäten von transgeschlechtlichen Jugendlichen, ob diese stabil oder veränderbar sind und welche Faktoren das Geschlechtserleben beeinflussen. Ziel ist deshalb, diese verschiedenen Aspek-te von Geschlechtserleben (Gender) bei transgeschlechtlichen Jugendlichen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten zu untersuchen. Methodik: Die Stichprobe umfasste 114 transgeschlechtliche Jugendliche mit diagnostizierter Geschlechtsdysphorie (GD) aus einer aktuellen Befragung der Hamburger Spezialsprechstunde für Kinder und Jugendliche mit GD (Hamburger GIS). Die verschiedenen Aspekte von Gender wurden mithilfe des Gender Diversity Questionnaire untersucht. Ergebnisse: Insgesamt 83 % der Jugendlichen berichteten eine binäre Ge-schlechtsidentität (binär identifiziert, BI) und 17 % eine nichtbinäre oder hinterfragten ihre Geschlechtsidentität noch (nichtbinär und gender-questioning, NBGQ). Ein veränderbares Geschlechtserleben wurde von 15 bis 18 % berichtet. Die NBGQ-Gruppe berichtete häufiger bzw. ein signifikant höheres Maß an Veränderbarkeit in ihrem Geschlechtserleben als die BI-Gruppe. Als die häufigsten Einflussfaktoren auf das eigene Geschlechtserleben wurden die Pubertät (79 %), der körperliche Leidensdruck (70 %) und die sozialen Medien (36 %) genannt. Schlussfolgerun-gen: Die Studie verdeutlicht, dass das Geschlechtserleben nicht bei allen transgeschlechtlichen Jugendlichen binär und unveränderbar ist, sondern dass es in manchen Fällen auch nichtbinär oder veränderbar sein kann. Diese Heterogenität, die mögliche Veränderbarkeit sowie der pubertätsbedingte körperliche Leidensdruck können Behandlungsentscheidungen im Umgang mit GD im Jugendalter erschweren und ver-deutlichen die Notwendigkeit einer individuellen Behandlungsplanung.

U2 - 10.1024/1422-4917/a000957

DO - 10.1024/1422-4917/a000957

M3 - SCORING: Zeitschriftenaufsatz

C2 - 37947191

VL - 52

SP - 12

EP - 29

JO - Z KINDER JUG-PSYCH

JF - Z KINDER JUG-PSYCH

SN - 1422-4917

IS - 1

ER -