Wie veränderbar ist das Geschlechtserleben von binär vs. nichtbinär identifizierten transgeschlechtlichen Jugendlichen und welche Einflussfaktoren gibt es?
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Wie veränderbar ist das Geschlechtserleben von binär vs. nichtbinär identifizierten transgeschlechtlichen Jugendlichen und welche Einflussfaktoren gibt es? / Herrmann, Lena; Fahrenkrug, Saskia; Bindt, Carola; Becker-Hebly, Inga.
in: Z KINDER JUG-PSYCH, Jahrgang 52, Nr. 1, 01.2024, S. 12-29.Publikationen: SCORING: Beitrag in Fachzeitschrift/Zeitung › SCORING: Zeitschriftenaufsatz › Forschung › Begutachtung
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T1 - Wie veränderbar ist das Geschlechtserleben von binär vs. nichtbinär identifizierten transgeschlechtlichen Jugendlichen und welche Einflussfaktoren gibt es?
AU - Herrmann, Lena
AU - Fahrenkrug, Saskia
AU - Bindt, Carola
AU - Becker-Hebly, Inga
PY - 2024/1
Y1 - 2024/1
N2 - Fragestellung: Nichtbinäre Geschlechtsidentitäten werden in der Transgender-Gesundheitsversorgung und -forschung zunehmend sichtbar. Gleichzeitig ist wenig bekannt über die verschiedenen Geschlechtsidentitäten von transgeschlechtlichen Jugendlichen, ob diese stabil oder veränderbar sind und welche Faktoren das Geschlechtserleben beeinflussen. Ziel ist deshalb, diese verschiedenen Aspek-te von Geschlechtserleben (Gender) bei transgeschlechtlichen Jugendlichen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten zu untersuchen. Methodik: Die Stichprobe umfasste 114 transgeschlechtliche Jugendliche mit diagnostizierter Geschlechtsdysphorie (GD) aus einer aktuellen Befragung der Hamburger Spezialsprechstunde für Kinder und Jugendliche mit GD (Hamburger GIS). Die verschiedenen Aspekte von Gender wurden mithilfe des Gender Diversity Questionnaire untersucht. Ergebnisse: Insgesamt 83 % der Jugendlichen berichteten eine binäre Ge-schlechtsidentität (binär identifiziert, BI) und 17 % eine nichtbinäre oder hinterfragten ihre Geschlechtsidentität noch (nichtbinär und gender-questioning, NBGQ). Ein veränderbares Geschlechtserleben wurde von 15 bis 18 % berichtet. Die NBGQ-Gruppe berichtete häufiger bzw. ein signifikant höheres Maß an Veränderbarkeit in ihrem Geschlechtserleben als die BI-Gruppe. Als die häufigsten Einflussfaktoren auf das eigene Geschlechtserleben wurden die Pubertät (79 %), der körperliche Leidensdruck (70 %) und die sozialen Medien (36 %) genannt. Schlussfolgerun-gen: Die Studie verdeutlicht, dass das Geschlechtserleben nicht bei allen transgeschlechtlichen Jugendlichen binär und unveränderbar ist, sondern dass es in manchen Fällen auch nichtbinär oder veränderbar sein kann. Diese Heterogenität, die mögliche Veränderbarkeit sowie der pubertätsbedingte körperliche Leidensdruck können Behandlungsentscheidungen im Umgang mit GD im Jugendalter erschweren und ver-deutlichen die Notwendigkeit einer individuellen Behandlungsplanung.
AB - Fragestellung: Nichtbinäre Geschlechtsidentitäten werden in der Transgender-Gesundheitsversorgung und -forschung zunehmend sichtbar. Gleichzeitig ist wenig bekannt über die verschiedenen Geschlechtsidentitäten von transgeschlechtlichen Jugendlichen, ob diese stabil oder veränderbar sind und welche Faktoren das Geschlechtserleben beeinflussen. Ziel ist deshalb, diese verschiedenen Aspek-te von Geschlechtserleben (Gender) bei transgeschlechtlichen Jugendlichen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten zu untersuchen. Methodik: Die Stichprobe umfasste 114 transgeschlechtliche Jugendliche mit diagnostizierter Geschlechtsdysphorie (GD) aus einer aktuellen Befragung der Hamburger Spezialsprechstunde für Kinder und Jugendliche mit GD (Hamburger GIS). Die verschiedenen Aspekte von Gender wurden mithilfe des Gender Diversity Questionnaire untersucht. Ergebnisse: Insgesamt 83 % der Jugendlichen berichteten eine binäre Ge-schlechtsidentität (binär identifiziert, BI) und 17 % eine nichtbinäre oder hinterfragten ihre Geschlechtsidentität noch (nichtbinär und gender-questioning, NBGQ). Ein veränderbares Geschlechtserleben wurde von 15 bis 18 % berichtet. Die NBGQ-Gruppe berichtete häufiger bzw. ein signifikant höheres Maß an Veränderbarkeit in ihrem Geschlechtserleben als die BI-Gruppe. Als die häufigsten Einflussfaktoren auf das eigene Geschlechtserleben wurden die Pubertät (79 %), der körperliche Leidensdruck (70 %) und die sozialen Medien (36 %) genannt. Schlussfolgerun-gen: Die Studie verdeutlicht, dass das Geschlechtserleben nicht bei allen transgeschlechtlichen Jugendlichen binär und unveränderbar ist, sondern dass es in manchen Fällen auch nichtbinär oder veränderbar sein kann. Diese Heterogenität, die mögliche Veränderbarkeit sowie der pubertätsbedingte körperliche Leidensdruck können Behandlungsentscheidungen im Umgang mit GD im Jugendalter erschweren und ver-deutlichen die Notwendigkeit einer individuellen Behandlungsplanung.
U2 - 10.1024/1422-4917/a000957
DO - 10.1024/1422-4917/a000957
M3 - SCORING: Zeitschriftenaufsatz
C2 - 37947191
VL - 52
SP - 12
EP - 29
JO - Z KINDER JUG-PSYCH
JF - Z KINDER JUG-PSYCH
SN - 1422-4917
IS - 1
ER -