Hintergrund: Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist mit einem hohen Risiko für den kombinierten Endpunkt aus postoperativen pulmonalen Komplikationen (PPC) und Krankenhausletalität assoziiert. Ziel dieser Arbeit ist es, den diagnostischen Wert einer präoperativen Spirometrie gegen eine alleinige anamnestische Risikoevaluation zu untersuchen.
Methoden: Im Rahmen der PredicT-Studie wurden zwischen dem 18.11.2014 und dem 14.07.2016 31.714 Patienten im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gescreent. Eingeschlossen wurden 320 Patienten mit Risiko für bzw. nachgewiesener COPD, die sich großen nicht-herzchirurgischen Eingriffen unterzogen.
Ergebnisse: COPD-Patienten haben ein deutlich erhöhtes Risiko den kombinierten Endpunkt zu erreichen (OR 2,66 [1,58-4,48]; p<0,001). PPC traten bei 65,6% der Patienten auf (Kontroll-Kohorte 47,5% vs. COPD-Kohorte 71,7%). Die FEV1%Soll ist ein unabhängiger Prädiktor in der multivariaten Regressionsanalyse, wobei in der ROC-Analyse ein die FEV1%Soll einschließendes Modell (AUC 0,802 [0,75-0,85]) keinen signifikanten Vorteil gegenüber einem ausschließlich auf der Anamneseerhebung basierenden Modell (AUC 0,788 [0,74-0,84]; p=0,137) aufweist.
Schlussfolgerung: Eine präoperative Spirometrie zur Einschätzung postoperativer pulmonaler Komplikationen bei großen nicht-herzchirurgischen Eingriffen kann anhand unserer Daten auch bei Hochrisikopatienten mit anamnestischem Risiko für eine COPD nicht routinemäßig empfohlen werden.