Opioidsubstitutionstherapie im Rahmen der neuen Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung aus Sicht von Apothekerinnen und Apothekern

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Opioidsubstitutionstherapie im Rahmen der neuen Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung aus Sicht von Apothekerinnen und Apothekern. / Kuhn, Silke; Lehmann, Kirsten; Schulte, Bernd; Verthein, Uwe.

In: Z EVIDENZ FORTBILD Q, Vol. 168, 02.2022, p. 57-64.

Research output: SCORING: Contribution to journalSCORING: Journal articleResearchpeer-review

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title = "Opioidsubstitutionstherapie im Rahmen der neuen Bet{\"a}ubungsmittel-Verschreibungsverordnung aus Sicht von Apothekerinnen und Apothekern",
abstract = "HintergrundDie Opioidsubstitutionstherapie (OST) hat sich als wichtigste Therapieoption zur Verbesserung der gesundheitlichen und sozialen Belastungen von Menschen mit einer Opioidabh{\"a}ngigkeit etabliert. Im Rahmen der OST beliefern Apotheken nicht nur substituierende Arztpraxen oder Ambulanzen mit den entsprechenden Substanzen, sondern vergeben diese auch an Substituierte (Sichtvergabe) oder beliefern Rezepte zur eigenverantwortlichen Einnahme. Vor dem Hintergrund von {\"a}rztlichen Versorgungsl{\"u}cken wird die Bedeutung von Apotheken f{\"u}r eine fl{\"a}chendeckende Versorgung von Substitutionspatient*innen zuk{\"u}nftig weiter zunehmen. Mit der 3. Verordnung zur {\"A}nderung der Bet{\"a}ubungsmittel-Verschreibungsverordnung (3. BtMVV{\"A}ndV) wurden 2017 umfassende Reformen der Rahmenbedingungen der OST verabschiedet. Dieser Beitrag untersucht die Auswirkung dieser Reformen aus der Perspektive der Apotheker*innen.MethodeIm Zeitraum von November 2020 bis M{\"a}rz 2021 wurden in den Bundesl{\"a}ndern Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Bayern Apotheker*innen von ihren Landesapothekerkammern {\"u}ber die Onlinestudie informiert. Es konnten 480 Frageb{\"o}gen ausgewertet werden. Dabei wird zwischen Apotheker*innen, die aktuell in die OST einbezogen sind (54,2%), Apotheker*innen, die fr{\"u}her einbezogen waren (21,4%) sowie jenen, die noch nie in die OST einbezogen waren (24,4%), differenziert.ErgebnisseF{\"u}r die in die OST einbezogenen Apotheker*innen hat die 3. BtMVV{\"A}ndV keine positiven Ver{\"a}nderungen bewirkt. 97,9% der Apotheker*innen w{\"u}nschen sich eine Verg{\"u}tung der Sichtvergabe analog zur Vergabe in Arztpraxen. Sogenannte Mischrezepte (Verordnung von Take-Home-Dosis und zwischenzeitliche Sichtvergabe auf einem Rezept) erh{\"o}hen den organisatorischen Aufwand und werden von einem Viertel der Apotheker*innen abgelehnt. Kritische Situationen oder Probleme mit den Substituierten in der Apotheke wurden von nicht einbezogenen Apotheker*innen deutlich {\"u}bersch{\"a}tzt. W{\"a}hrend lediglich 2,0% der in die OST einbezogenen Apotheker*innen Drogennotf{\"a}lle berichteten, wurden diese von 23,1% der nicht einbezogenen Apotheker*innen bef{\"u}rchtet. 39,3% der nicht einbezogenen Apotheker*innen w{\"u}rden sich durch gezielte Ansprache zu einer Teilnahme motivieren lassen. 73,9% der aktuell in die OST einbezogenen Apotheker*innen k{\"o}nnten noch weitere substituierte Opioidabh{\"a}ngige per Sichtvergabe versorgen.SchlussfolgerungenDie 3. BtMVV{\"A}ndV hat auf die Situation und die Bereitschaft der Apotheker*innen zum Einbezug in die Substitutionsbehandlung offensichtlich keinen Einfluss. Damit Apotheker*innen weiterhin aktiv an der OST teilnehmen und neue substituierende Apotheken gewonnen werden k{\"o}nnen, ist eine grunds{\"a}tzliche Aufwertung ihrer Bedeutung notwendig. Dazu geh{\"o}rt nicht zuletzt die Finanzierung der durch Apotheker*innen vorgenommenen Sichtvergabe von Substitutionsmitteln. Eine Zunahme von Kenntnissen {\"u}ber die OST, Ver{\"a}nderungen der Einstellungen gegen{\"u}ber Opioidabh{\"a}ngigen sowie Kontakt{\"a}ngste k{\"o}nnten durch Aufkl{\"a}rungen und Schulungen ver{\"a}ndert werden.Abstract",
keywords = "Analgesics, Opioid/therapeutic use, Drug Prescriptions, Germany, Humans, Narcotics/therapeutic use, Pharmaceutical Preparations, Pharmacists",
author = "Silke Kuhn and Kirsten Lehmann and Bernd Schulte and Uwe Verthein",
note = "Copyright {\textcopyright} 2022. Published by Elsevier GmbH.",
year = "2022",
month = feb,
doi = "10.1016/j.zefq.2021.10.003",
language = "Deutsch",
volume = "168",
pages = "57--64",
journal = "Z EVIDENZ FORTBILD Q",
issn = "1865-9217",
publisher = "Urban und Fischer Verlag Jena",

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RIS

TY - JOUR

T1 - Opioidsubstitutionstherapie im Rahmen der neuen Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung aus Sicht von Apothekerinnen und Apothekern

AU - Kuhn, Silke

AU - Lehmann, Kirsten

AU - Schulte, Bernd

AU - Verthein, Uwe

N1 - Copyright © 2022. Published by Elsevier GmbH.

PY - 2022/2

Y1 - 2022/2

N2 - HintergrundDie Opioidsubstitutionstherapie (OST) hat sich als wichtigste Therapieoption zur Verbesserung der gesundheitlichen und sozialen Belastungen von Menschen mit einer Opioidabhängigkeit etabliert. Im Rahmen der OST beliefern Apotheken nicht nur substituierende Arztpraxen oder Ambulanzen mit den entsprechenden Substanzen, sondern vergeben diese auch an Substituierte (Sichtvergabe) oder beliefern Rezepte zur eigenverantwortlichen Einnahme. Vor dem Hintergrund von ärztlichen Versorgungslücken wird die Bedeutung von Apotheken für eine flächendeckende Versorgung von Substitutionspatient*innen zukünftig weiter zunehmen. Mit der 3. Verordnung zur Änderung der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (3. BtMVVÄndV) wurden 2017 umfassende Reformen der Rahmenbedingungen der OST verabschiedet. Dieser Beitrag untersucht die Auswirkung dieser Reformen aus der Perspektive der Apotheker*innen.MethodeIm Zeitraum von November 2020 bis März 2021 wurden in den Bundesländern Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Bayern Apotheker*innen von ihren Landesapothekerkammern über die Onlinestudie informiert. Es konnten 480 Fragebögen ausgewertet werden. Dabei wird zwischen Apotheker*innen, die aktuell in die OST einbezogen sind (54,2%), Apotheker*innen, die früher einbezogen waren (21,4%) sowie jenen, die noch nie in die OST einbezogen waren (24,4%), differenziert.ErgebnisseFür die in die OST einbezogenen Apotheker*innen hat die 3. BtMVVÄndV keine positiven Veränderungen bewirkt. 97,9% der Apotheker*innen wünschen sich eine Vergütung der Sichtvergabe analog zur Vergabe in Arztpraxen. Sogenannte Mischrezepte (Verordnung von Take-Home-Dosis und zwischenzeitliche Sichtvergabe auf einem Rezept) erhöhen den organisatorischen Aufwand und werden von einem Viertel der Apotheker*innen abgelehnt. Kritische Situationen oder Probleme mit den Substituierten in der Apotheke wurden von nicht einbezogenen Apotheker*innen deutlich überschätzt. Während lediglich 2,0% der in die OST einbezogenen Apotheker*innen Drogennotfälle berichteten, wurden diese von 23,1% der nicht einbezogenen Apotheker*innen befürchtet. 39,3% der nicht einbezogenen Apotheker*innen würden sich durch gezielte Ansprache zu einer Teilnahme motivieren lassen. 73,9% der aktuell in die OST einbezogenen Apotheker*innen könnten noch weitere substituierte Opioidabhängige per Sichtvergabe versorgen.SchlussfolgerungenDie 3. BtMVVÄndV hat auf die Situation und die Bereitschaft der Apotheker*innen zum Einbezug in die Substitutionsbehandlung offensichtlich keinen Einfluss. Damit Apotheker*innen weiterhin aktiv an der OST teilnehmen und neue substituierende Apotheken gewonnen werden können, ist eine grundsätzliche Aufwertung ihrer Bedeutung notwendig. Dazu gehört nicht zuletzt die Finanzierung der durch Apotheker*innen vorgenommenen Sichtvergabe von Substitutionsmitteln. Eine Zunahme von Kenntnissen über die OST, Veränderungen der Einstellungen gegenüber Opioidabhängigen sowie Kontaktängste könnten durch Aufklärungen und Schulungen verändert werden.Abstract

AB - HintergrundDie Opioidsubstitutionstherapie (OST) hat sich als wichtigste Therapieoption zur Verbesserung der gesundheitlichen und sozialen Belastungen von Menschen mit einer Opioidabhängigkeit etabliert. Im Rahmen der OST beliefern Apotheken nicht nur substituierende Arztpraxen oder Ambulanzen mit den entsprechenden Substanzen, sondern vergeben diese auch an Substituierte (Sichtvergabe) oder beliefern Rezepte zur eigenverantwortlichen Einnahme. Vor dem Hintergrund von ärztlichen Versorgungslücken wird die Bedeutung von Apotheken für eine flächendeckende Versorgung von Substitutionspatient*innen zukünftig weiter zunehmen. Mit der 3. Verordnung zur Änderung der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (3. BtMVVÄndV) wurden 2017 umfassende Reformen der Rahmenbedingungen der OST verabschiedet. Dieser Beitrag untersucht die Auswirkung dieser Reformen aus der Perspektive der Apotheker*innen.MethodeIm Zeitraum von November 2020 bis März 2021 wurden in den Bundesländern Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Bayern Apotheker*innen von ihren Landesapothekerkammern über die Onlinestudie informiert. Es konnten 480 Fragebögen ausgewertet werden. Dabei wird zwischen Apotheker*innen, die aktuell in die OST einbezogen sind (54,2%), Apotheker*innen, die früher einbezogen waren (21,4%) sowie jenen, die noch nie in die OST einbezogen waren (24,4%), differenziert.ErgebnisseFür die in die OST einbezogenen Apotheker*innen hat die 3. BtMVVÄndV keine positiven Veränderungen bewirkt. 97,9% der Apotheker*innen wünschen sich eine Vergütung der Sichtvergabe analog zur Vergabe in Arztpraxen. Sogenannte Mischrezepte (Verordnung von Take-Home-Dosis und zwischenzeitliche Sichtvergabe auf einem Rezept) erhöhen den organisatorischen Aufwand und werden von einem Viertel der Apotheker*innen abgelehnt. Kritische Situationen oder Probleme mit den Substituierten in der Apotheke wurden von nicht einbezogenen Apotheker*innen deutlich überschätzt. Während lediglich 2,0% der in die OST einbezogenen Apotheker*innen Drogennotfälle berichteten, wurden diese von 23,1% der nicht einbezogenen Apotheker*innen befürchtet. 39,3% der nicht einbezogenen Apotheker*innen würden sich durch gezielte Ansprache zu einer Teilnahme motivieren lassen. 73,9% der aktuell in die OST einbezogenen Apotheker*innen könnten noch weitere substituierte Opioidabhängige per Sichtvergabe versorgen.SchlussfolgerungenDie 3. BtMVVÄndV hat auf die Situation und die Bereitschaft der Apotheker*innen zum Einbezug in die Substitutionsbehandlung offensichtlich keinen Einfluss. Damit Apotheker*innen weiterhin aktiv an der OST teilnehmen und neue substituierende Apotheken gewonnen werden können, ist eine grundsätzliche Aufwertung ihrer Bedeutung notwendig. Dazu gehört nicht zuletzt die Finanzierung der durch Apotheker*innen vorgenommenen Sichtvergabe von Substitutionsmitteln. Eine Zunahme von Kenntnissen über die OST, Veränderungen der Einstellungen gegenüber Opioidabhängigen sowie Kontaktängste könnten durch Aufklärungen und Schulungen verändert werden.Abstract

KW - Analgesics, Opioid/therapeutic use

KW - Drug Prescriptions

KW - Germany

KW - Humans

KW - Narcotics/therapeutic use

KW - Pharmaceutical Preparations

KW - Pharmacists

U2 - 10.1016/j.zefq.2021.10.003

DO - 10.1016/j.zefq.2021.10.003

M3 - SCORING: Zeitschriftenaufsatz

C2 - 34955439

VL - 168

SP - 57

EP - 64

JO - Z EVIDENZ FORTBILD Q

JF - Z EVIDENZ FORTBILD Q

SN - 1865-9217

ER -