Konsens als Merkmal paraphiler Störungen

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Konsens als Merkmal paraphiler Störungen. / Briken, Peer.

In: PSYCHE-Z PSYCHOANAL, Vol. 74, No. 4, 01.04.2020, p. 280-293.

Research output: SCORING: Contribution to journalSCORING: Journal articleResearchpeer-review

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title = "Konsens als Merkmal paraphiler St{\"o}rungen",
abstract = "Die Arbeit untersucht, wie w{\"a}hrend des Transformationsprozesses der Geschlechterordnung zeitgleich die Vorstellungen von dem, was bis vor kurzem als pervers galt, einerseits aus der Pathologie-Sph{\"a}re gel{\"o}st und f{\"u}r die Konstruktion der Pathologie andererseits die Verletzung der Konsensmoral sowie eine mangelnde F{\"a}higkeit zur Selbstkontrolle zentral werden – und zwar vor allem in Hinblick auf M{\"a}nner. In den ICD-11-Leitlinien f{\"u}r die paraphilen St{\"o}rungen und die sexuell zwanghafte Verhaltensst{\"o}rung geht es nicht mehr vorrangig um qualitative oder quantitative Abweichung von der Norm, sondern um das Nicht-Erreichen-K{\"o}nnen von Verhandeln bis zum Konsens und mangelhafte Selbstkontrolle. Praktiker in Feldstudien k{\"o}nnen anhand dieser Merkmale durchaus verl{\"a}sslich paraphile St{\"o}rungen einordnen. Die Konzentration auf Konsens und Selbstkontrolle verleugnet allerdings zweierlei: erstens die zentrale Bedeutung der Sexualit{\"a}t selbst und zweitens die von M{\"a}nnlichkeit und Weiblichkeit. Dem Konzept des »limit consent« von Saketopoulou wird der Wiederholungszwang als pathologisches Merkmal paraphiler St{\"o}rungen gegen{\"u}bergestellt. Bisher nicht ausreichend untersucht ist die Frage, ob paraphile und sexuell zwanghafte St{\"o}rungen f{\"u}r M{\"a}nner und Frauen vergleichbar konstruiert werden k{\"o}nnen. ",
author = "Peer Briken",
year = "2020",
month = apr,
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doi = "10.21706/ps-74-4-280",
language = "Deutsch",
volume = "74",
pages = "280--293",
journal = "PSYCHE-Z PSYCHOANAL",
issn = "0033-2623",
publisher = "Klett-Cotta",
number = "4",

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RIS

TY - JOUR

T1 - Konsens als Merkmal paraphiler Störungen

AU - Briken, Peer

PY - 2020/4/1

Y1 - 2020/4/1

N2 - Die Arbeit untersucht, wie während des Transformationsprozesses der Geschlechterordnung zeitgleich die Vorstellungen von dem, was bis vor kurzem als pervers galt, einerseits aus der Pathologie-Sphäre gelöst und für die Konstruktion der Pathologie andererseits die Verletzung der Konsensmoral sowie eine mangelnde Fähigkeit zur Selbstkontrolle zentral werden – und zwar vor allem in Hinblick auf Männer. In den ICD-11-Leitlinien für die paraphilen Störungen und die sexuell zwanghafte Verhaltensstörung geht es nicht mehr vorrangig um qualitative oder quantitative Abweichung von der Norm, sondern um das Nicht-Erreichen-Können von Verhandeln bis zum Konsens und mangelhafte Selbstkontrolle. Praktiker in Feldstudien können anhand dieser Merkmale durchaus verlässlich paraphile Störungen einordnen. Die Konzentration auf Konsens und Selbstkontrolle verleugnet allerdings zweierlei: erstens die zentrale Bedeutung der Sexualität selbst und zweitens die von Männlichkeit und Weiblichkeit. Dem Konzept des »limit consent« von Saketopoulou wird der Wiederholungszwang als pathologisches Merkmal paraphiler Störungen gegenübergestellt. Bisher nicht ausreichend untersucht ist die Frage, ob paraphile und sexuell zwanghafte Störungen für Männer und Frauen vergleichbar konstruiert werden können.

AB - Die Arbeit untersucht, wie während des Transformationsprozesses der Geschlechterordnung zeitgleich die Vorstellungen von dem, was bis vor kurzem als pervers galt, einerseits aus der Pathologie-Sphäre gelöst und für die Konstruktion der Pathologie andererseits die Verletzung der Konsensmoral sowie eine mangelnde Fähigkeit zur Selbstkontrolle zentral werden – und zwar vor allem in Hinblick auf Männer. In den ICD-11-Leitlinien für die paraphilen Störungen und die sexuell zwanghafte Verhaltensstörung geht es nicht mehr vorrangig um qualitative oder quantitative Abweichung von der Norm, sondern um das Nicht-Erreichen-Können von Verhandeln bis zum Konsens und mangelhafte Selbstkontrolle. Praktiker in Feldstudien können anhand dieser Merkmale durchaus verlässlich paraphile Störungen einordnen. Die Konzentration auf Konsens und Selbstkontrolle verleugnet allerdings zweierlei: erstens die zentrale Bedeutung der Sexualität selbst und zweitens die von Männlichkeit und Weiblichkeit. Dem Konzept des »limit consent« von Saketopoulou wird der Wiederholungszwang als pathologisches Merkmal paraphiler Störungen gegenübergestellt. Bisher nicht ausreichend untersucht ist die Frage, ob paraphile und sexuell zwanghafte Störungen für Männer und Frauen vergleichbar konstruiert werden können.

U2 - 10.21706/ps-74-4-280

DO - 10.21706/ps-74-4-280

M3 - SCORING: Zeitschriftenaufsatz

VL - 74

SP - 280

EP - 293

JO - PSYCHE-Z PSYCHOANAL

JF - PSYCHE-Z PSYCHOANAL

SN - 0033-2623

IS - 4

ER -