Hepatitis-E-Infektion in der Rheumatologie: Eine bisher unterschätzte Infektionskrankheit?

Abstract



Hintergrund

Wahrnehmung und Einschätzung der Hepatitis E haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Eine zunehmende Anzahl an HEV (Hepatitis-E-Virus)-Infektionen, die in Europa erworben wurden, sowie das Wissen um die chronische Hepatitis E bei Immunsupprimierten geben dieser Infektionskrankheit in Industrienationen eine neue Bedeutung jenseits der alten Annahme einer lediglich akut verlaufenden Tropenkrankheit. Rheumatologische Patienten unter immunsuppressiver Therapie haben generell ein erhöhtes Risiko für Infektionen.


Diagnostik

Eine HEV-Infektion sollte insbesondere bei erhöhten Transaminasen und/oder Durchfall in die differenzialdiagnostischen Überlegungen mit einbezogen werden. Im Gegensatz zum Gesunden, bei dem eine HEV-Infektion meist inapparent verläuft, sind beim immunkompromittierten Patienten vereinzelt schwere und auch chronische Verläufe beschrieben. Die Testung bei diesen Patienten sollte schon initial die Bestimmung der HEV-RNA-PCR (Polymerasekettenreaktion) mit beinhalten, da serologische Marker nicht immer zuverlässig sind. Eine Therapie mit Ribavirin (cave: „off-label“) ist ggf. eine therapeutische Option und sollte in Einzelfällen in Zusammenarbeit mit einem Hepatologen/Infektiologen erwogen werden. Ob ein generelles Screening auf HEV vor Therapie mit Biologika sinnvoll ist, kann noch nicht abschließend beurteilt werden. Eine HEV-Infektion sollte außerdem auch bei unklaren Systemerkrankungen in die Differenzialdiagnostik mit einbezogen werden, da die Erkrankung diverse extrahepatische Manifestationen haben kann.


Schlussfolgerung

Es gibt serologische Hinweise dafür, dass die Hepatitis E als Trigger für Autoimmunerkrankungen wie Autoimmunhepatitis oder Kryoglobulinämie fungieren kann, doch dieses Phänomen und der zugrunde liegende Pathomechanismus bedürfen noch weiterer Abklärung.


Schlüsselwörter
Immunsuppression – Akute Hepatitis E – Chronische Hepatitis E – Autoimmunerkrankungen – Biologika

Bibliographical data

Original languageGerman
ISSN0340-1855
Publication statusPublished - 2015