Evaluation von operationalisierten Kriterien zur Schuldfähigkeitsbeurteilung bei paraphiler Störung

  • Franziska Brunner
  • Jürgen L. Müller
  • Susanne Vogel
  • Peer Briken

Abstract

Trotz der hohen rechtlichen Bedeutung von Sachverständigengutachten
bei Sexualstraftätern lassen die Beurteilungskriterien
viel subjektiven Spielraum. Um gegebenenfalls die Fortschritte
standardisierter Prognoseverfahren auch für die Schuldfähigkeitsbegutachtung
nutzbar zu machen, haben Briken und Müller
(2014) für Studienzwecke vorgeschlagen, operationalisierte Kriterien
aus etablierten Prognoseinstrumenten zur Einschätzung der
Schuldfähigkeit von Sexualstraftätern mit paraphiler Störung zu
verwenden. Ein langfristiges Ziel ist, den Begutachtungsprozess
transparenter und nachvollziehbarer zu gestalten. In Pilotstudie 1
werden die vorgeschlagenen Kriterien erstmals auf ihre Anwendbarkeit
und Reliabilität anhand von anonymisierten Gutachtenauszügen
untersucht. Neben der Inter-Rater-Reliabilität-Berechnung
für alle Kriterien sowie für die Einschätzung von schwerer
anderer seelischer Abartigkeit (SASA) und Steuerungsfähigkeit
wird das Ergebnis der Rater mit dem Ergebnis des mit dem Gutachten
beauftragten Sachverständigen verglichen. Aufgrund
der unzureichenden Ergebnisse von Pilotstudie 1 wurden das
Vorgehen und die Kriterien überarbeitet und in einer zweiten
Pilotstudie überprüft. Die Anwendbarkeit des vorgeschlagenen
Vorgehens konnte nach Überarbeitungen verbessert werden.
Insgesamt sprechen die Ergebnisse der beiden Pilotstudien dafür,
dass die Kriterien für die Einschätzung der Schuldfähigkeit von
Sexualstraftätern hilfreich sein könnten.

Bibliographical data

Original languageGerman
ISSN0724-2247
Publication statusPublished - 2016