Den Mangel überleben: Natürliche Anpassungen bei Neugeborenen

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Den Mangel überleben: Natürliche Anpassungen bei Neugeborenen. / Singer, Dominique.

In: Z GEBURTSH NEONATOL, Vol. 225, No. 3, 06.2021, p. 203-215.

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@article{6904d550b6504a7aa97225be34f0e7a3,
title = "Den Mangel {\"u}berleben: Nat{\"u}rliche Anpassungen bei Neugeborenen",
abstract = "Neugeborene sind mit einer Reihe nat{\"u}rlicher Anpassungsmechanismen ausgestattet, die sie trotz ihres (k{\"o}rpergr{\"o}{\ss}enabh{\"a}ngig) hohen Energiebedarfs vor Mangelversorgung sch{\"u}tzen. Hierzu geh{\"o}rt der aus einer bradykarden Kreislaufzentralisation mit begleitender Apnoe bestehende, von wasserlebenden S{\"a}ugetieren bekannte Tauchreflex, der einen sparsamen Umgang mit den O2-Reserven gew{\"a}hrleistet und sich in einer nachlaufenden Laktateinschwemmung aus der K{\"o}rperperipherie {\"a}u{\ss}ert. Metabolisch verhalten sich S{\"a}ugetierfeten „wie ein Organ der Mutter“ und zeigen damit eine Winterschlaf-artige Abweichung von der {\"u}blichen K{\"o}rpergr{\"o}{\ss}e-Energieumsatz-Beziehung, durch die sie an das limitierte intrauterine O2-/Substratangebot angepasst sind. Im Falle einer Mangelversorgung k{\"o}nnen sie ihren Energiebedarf weiter drosseln, indem sie auf Wachstum verzichten, wobei der Plazenta eine Gatekeeper-Funktion zukommt. Ein postnataler O2-Mangel hat nicht nur eine Suppression der zitterfreien Thermogenese, sondern auch einen hypoxischen Hypometabolismus zur Folge, wie er sonst nur von poikilothermen Tierarten bekannt ist. Nach prolongierter Apnoe setzen Schnappatemz{\"u}ge ein, die durch kurze pO2-Anstiege eine rudiment{\"a}re Herzaktion aufrechterhalten (Selbstwiederbelebung). Insgesamt verz{\"o}gern diese Mechanismen ein kritisches O2-Defizit und bedingen so eher eine „Resistenz“ als eine „Toleranz“ gegen{\"u}ber einer Hypoxie. Da sie auf einer (aktiven) Drosselung des Energiebedarfs beruhen, sind sie nicht leicht von dem (passiven) Zusammenbruch des Stoffwechsels aufgrund einer Hypoxie zu unterscheiden.",
author = "Dominique Singer",
note = "Thieme. All rights reserved.",
year = "2021",
month = jun,
doi = "10.1055/a-1019-6007",
language = "Deutsch",
volume = "225",
pages = "203--215",
journal = "Z GEBURTSH NEONATOL",
issn = "0948-2393",
publisher = "Georg Thieme Verlag KG",
number = "3",

}

RIS

TY - JOUR

T1 - Den Mangel überleben: Natürliche Anpassungen bei Neugeborenen

AU - Singer, Dominique

N1 - Thieme. All rights reserved.

PY - 2021/6

Y1 - 2021/6

N2 - Neugeborene sind mit einer Reihe natürlicher Anpassungsmechanismen ausgestattet, die sie trotz ihres (körpergrößenabhängig) hohen Energiebedarfs vor Mangelversorgung schützen. Hierzu gehört der aus einer bradykarden Kreislaufzentralisation mit begleitender Apnoe bestehende, von wasserlebenden Säugetieren bekannte Tauchreflex, der einen sparsamen Umgang mit den O2-Reserven gewährleistet und sich in einer nachlaufenden Laktateinschwemmung aus der Körperperipherie äußert. Metabolisch verhalten sich Säugetierfeten „wie ein Organ der Mutter“ und zeigen damit eine Winterschlaf-artige Abweichung von der üblichen Körpergröße-Energieumsatz-Beziehung, durch die sie an das limitierte intrauterine O2-/Substratangebot angepasst sind. Im Falle einer Mangelversorgung können sie ihren Energiebedarf weiter drosseln, indem sie auf Wachstum verzichten, wobei der Plazenta eine Gatekeeper-Funktion zukommt. Ein postnataler O2-Mangel hat nicht nur eine Suppression der zitterfreien Thermogenese, sondern auch einen hypoxischen Hypometabolismus zur Folge, wie er sonst nur von poikilothermen Tierarten bekannt ist. Nach prolongierter Apnoe setzen Schnappatemzüge ein, die durch kurze pO2-Anstiege eine rudimentäre Herzaktion aufrechterhalten (Selbstwiederbelebung). Insgesamt verzögern diese Mechanismen ein kritisches O2-Defizit und bedingen so eher eine „Resistenz“ als eine „Toleranz“ gegenüber einer Hypoxie. Da sie auf einer (aktiven) Drosselung des Energiebedarfs beruhen, sind sie nicht leicht von dem (passiven) Zusammenbruch des Stoffwechsels aufgrund einer Hypoxie zu unterscheiden.

AB - Neugeborene sind mit einer Reihe natürlicher Anpassungsmechanismen ausgestattet, die sie trotz ihres (körpergrößenabhängig) hohen Energiebedarfs vor Mangelversorgung schützen. Hierzu gehört der aus einer bradykarden Kreislaufzentralisation mit begleitender Apnoe bestehende, von wasserlebenden Säugetieren bekannte Tauchreflex, der einen sparsamen Umgang mit den O2-Reserven gewährleistet und sich in einer nachlaufenden Laktateinschwemmung aus der Körperperipherie äußert. Metabolisch verhalten sich Säugetierfeten „wie ein Organ der Mutter“ und zeigen damit eine Winterschlaf-artige Abweichung von der üblichen Körpergröße-Energieumsatz-Beziehung, durch die sie an das limitierte intrauterine O2-/Substratangebot angepasst sind. Im Falle einer Mangelversorgung können sie ihren Energiebedarf weiter drosseln, indem sie auf Wachstum verzichten, wobei der Plazenta eine Gatekeeper-Funktion zukommt. Ein postnataler O2-Mangel hat nicht nur eine Suppression der zitterfreien Thermogenese, sondern auch einen hypoxischen Hypometabolismus zur Folge, wie er sonst nur von poikilothermen Tierarten bekannt ist. Nach prolongierter Apnoe setzen Schnappatemzüge ein, die durch kurze pO2-Anstiege eine rudimentäre Herzaktion aufrechterhalten (Selbstwiederbelebung). Insgesamt verzögern diese Mechanismen ein kritisches O2-Defizit und bedingen so eher eine „Resistenz“ als eine „Toleranz“ gegenüber einer Hypoxie. Da sie auf einer (aktiven) Drosselung des Energiebedarfs beruhen, sind sie nicht leicht von dem (passiven) Zusammenbruch des Stoffwechsels aufgrund einer Hypoxie zu unterscheiden.

U2 - 10.1055/a-1019-6007

DO - 10.1055/a-1019-6007

M3 - SCORING: Review

C2 - 33285584

VL - 225

SP - 203

EP - 215

JO - Z GEBURTSH NEONATOL

JF - Z GEBURTSH NEONATOL

SN - 0948-2393

IS - 3

ER -