Wie wird psychodynamische Psychotherapie an der Universität lehrbar?

  • Antje Gumz
  • Michael Geyer

Abstract

Absolventen des Hochschulstudiums Psychotherapie müssen die wissenschaftlich anerkannten Verfahren – also auch die psychodynamische (analytische und tiefenpsychologisch fundierte) Psychotherapie – in ihren Grundzügen so weit beherrschen, dass sie in der Lage sind, eigenverantwortlich und selbständig Psychotherapie auszuüben. Im vorliegenden Beitrag werden acht strukturelle und fachliche Voraussetzungen einer angemessenen Lehre der psychodynamischen Psychotherapie erörtert. Es wird gefordert, 1) alle wissenschaftlich anerkannten Verfahren zu lehren, 2) für verfahrensspezifisch kompetentes Lehrpersonal zu sorgen, 3) eine enge Verknüpfung von Forschung, Praxis und Lehre zu sichern, 4) die Essenz der psychodynamischen Verfahren im Studium zu lehren, 5) eine zeitgemäße psychodynamische Identität zu vertreten, 6) eine verfahrensübergreifende gemeinsame Sprache zu finden, 7) die allgemeinen Wirkfaktoren und die Rolle der Therapeutin bzw. des Therapeuten zu würdigen und 8) moderne didaktische Konzepte zu nutzen. Diese Forderungen sind nicht utopisch. Sie haben zumindest in Teilen bereits Eingang in die öffentliche Debatte gefunden. Nicht nur psychodynamische Therapeuten und Therapeutinnen, sondern auch die Vertreter und Vertreterinnen der anderen Verfahren sollten sich dafür engagieren, dass die psychodynamischen Verfahren in der universitären Lehre ausreichend und angemessen vertreten sind, da diese einen essentiellen und unverzichtbaren Beitrag für die zukünftige (verfahrensübergreifende) Psychotherapiewissenschaft leisten können und werden.

Bibliografische Daten

OriginalspracheDeutsch
Aufsatznummer20
ISSN1618-7830
DOIs
StatusVeröffentlicht - 06.2021