Güte der Diagnostik somatoformer Störungen und ihrer Komorbiditäten Angsterkrankung und Depression in der hausärztlichen Praxis

Abstract

Hintergrund und Ziel:
Patienten mit somatoformen Störungen sind in der hausärztlichen Praxis sehr häufig anzutreffen und es besteht eine hohe Komorbidität somatoformer Störungen mit Angsterkrankungen und Depression. Das Ziel der vorliegenden Studie besteht darin, (a) die Häufigkeit somatoformer Störungen in der hausärztlichen Praxis sowie die Häufigkeit des Auftretens der Komorbiditäten Angsterkrankung und Depression bei Patienten mit somatoformen Störungen zu ermitteln, (b) die Übereinstimmung der hausärztlichen Diagnosen mit den in einem diagnostischen Interview gestellten Diagnosen für somatoforme Störungen, Angsterkrankung und Depression zu prüfen und (c) zu analysieren, ob die Arzt-Patient-Kommunikation sowie eine erfolgte Weiterbildung des Hausarztes in psychosomatischer Medizin die diagnostische Güte moderieren.

Methoden:
Es wurden Daten aus dem Projekt Sofu-Net (Netzwerk für somatoforme und funktionelle Syndrome) analysiert. Die Patienten aller teilnehmenden Hausarztpraxen wurden hinsichtlich des Vorliegens einer somatoformen Störung, Angsterkrankung oder Depression mittels eines Fragebogens gescreent sowie zur Qualität der Arzt-Patient Kommunikation befragt (n=1826). Die Screening-positiven Patienten (n=283) wurden zur Teilnahme an einem diagnostischen Interview mittels des Münchner Composite International Diagnostic Interviews (M-CIDI) eingeladen. An dem diagnostischen Interview nahmen n=201 Patienten teil. Zusätzlich erfolgte eine Befragung des Hausarztes zu jedem Patienten hinsichtlich des aktuellen Vorstellungsgrunds und des Vorliegens somatischer und psychischer Erkrankungen sowie nach einer erfolgten Weiterbildung in psychosomatischer Grundversorgung.


Ergebnisse:
Die Übereinstimmung der durch die Hausärzte gestellten Diagnosen mit den mittels M-CIDI ermittelten Diagnosen für somatoforme Störungen, Angsterkrankung und Depression erweist sich als niedrig. Eine gute Arzt-Patient-Kommunikation sowie eine erfolgte Weiterbildung des Hausarztes in psychosomatischer Medizin stellen Moderatoren der diagnostischen Güte dar.

Schlussfolgerung:
Hinsichtlich der Diagnostik somatoformer Störungen sowie ihrer Komorbiditäten Angsterkrankung und Depression in der hausärztlichen Praxis besteht ein deutlicher Verbesserungsbedarf. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie weisen darauf hin, dass Schulungen der Ärzte in Gesprächsführung sowie Weiterbildungen in psychosomatischer Medizin eine wirksame Maßnahme zur Verbesserung der diagnostischen Güte darstellen können.

Bibliografische Daten

OriginalspracheDeutsch
TitelModerne Zeiten : Antworten der Psychosomatik und Psychotherapie
Erscheinungsdatum2015
StatusVeröffentlicht - 2015
VeranstaltungDeutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 2014 - Berlin, Deutschland
Dauer: 26.03.201429.03.2014
Konferenznummer: 22