Geschlechtsspezifische sexuelle Gesundheitsförderung in geschlossenen Einrichtungen. Ein systematisches Review zum internationalen Forschungsstand

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Geschlechtsspezifische sexuelle Gesundheitsförderung in geschlossenen Einrichtungen. Ein systematisches Review zum internationalen Forschungsstand. / Kaplan, Anne; Schneider, Lisa; Scharnberg, Madeline ; Metzner-Guczka, Franka.

in: Z SEXUALFORSCH, Jahrgang 35, Nr. 04, 2022, S. 197-208.

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title = "Geschlechtsspezifische sexuelle Gesundheitsf{\"o}rderung in geschlossenen Einrichtungen. Ein systematisches Review zum internationalen Forschungsstand",
abstract = "Einleitung Freiheitsentziehende Institutionen haben einen rechtlich normierten Auftrag zur sexuellen Gesundheitsf{\"o}rderung und Bildung. Ma{\ss}nahmen zur sexuellen Gesundheitsf{\"o}rderung sollen gem{\"a}{\ss} der Ottawa-Charta der [World Health Organization von 1986] ganzheitlich auf einem breiten und intersektionalen Verst{\"a}ndnis von Sexualit{\"a}t und sexueller Gesundheit gr{\"u}nden. Nachgewiesene geschlechtsspezifische Unterschiede in der sexuellen Gesundheitskompetenz und im Sexualverhalten sollen darin ber{\"u}cksichtigt werden. Angebote sexueller Gesundheitsf{\"o}rderung in geschlossenen Einrichtungen sind bisher allerdings kaum dokumentiert.Forschungsziele In diesem Beitrag soll der internationale Forschungsstand zu geschlechtsspezifischer sexueller Gesundheitsf{\"o}rderung in geschlossenen, freiheitsentziehenden Einrichtungen zusammengefasst und diskutiert werden.Methoden Es wurde ein systematisches Literaturreview durchgef{\"u}hrt, um publizierte Konzepte und Studien zum genannten Themenspektrum zusammenzutragen. Dazu wurden sechs wissenschaftliche Datenbanken bis zum Stichtag 6. Oktober 2021 nach relevanten Publikationen auf Deutsch und Englisch durchsucht. Von k = 365 identifizierten Publikationen entsprachen k = 3 Studien nach der Bewertung durch zwei Reviewerinnen*1 allen 13 a priori festgelegten Einschlusskriterien (z. B. Publikation mit Peer-Review).Ergebnisse Festgestellt wurde ein gro{\ss}es Desiderat hinsichtlich evidenzbasierter Ma{\ss}nahmen zur sexuellen Gesundheitsf{\"o}rderung in freiheitsentziehenden Einrichtungen. Es mangelt bei den wenigen, ausschlie{\ss}lich im nordamerikanischen Raum untersuchten Programmen an einem breiten Verst{\"a}ndnis von Sexualit{\"a}t und sexueller Gesundheit. Die identifizierten Programme sind haupts{\"a}chlich auf einen Gefahren abwehrenden Sexualit{\"a}tsbegriff gerichtet.Schlussfolgerung Menschen in Freiheitsentzug erscheinen von wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskursen {\"u}ber Sexualit{\"a}t und sexuelle Gesundheit bisher weitgehend ausgeklammert zu sein. Evidenzbasierte Programme der sexuellen Gesundheitsf{\"o}rderung in geschlossenen Einrichtungen des Freiheitsentzuges sollten daher entwickelt und implementiert werden. Zentrale Themen wie (eigene) Geschlechtsidentit{\"a}ten, Bindung und Partnerschaft oder Geschlechterrollen gilt es darin zu verhandeln und gemeinsam mit den Menschen in Freiheitsentzug kritisch zu reflektieren.",
author = "Anne Kaplan and Lisa Schneider and Madeline Scharnberg and Franka Metzner-Guczka",
year = "2022",
doi = "10.1055/a-1964-1277",
language = "Deutsch",
volume = "35",
pages = "197--208",
journal = "Z SEXUALFORSCH",
issn = "0932-8114",
publisher = "Georg Thieme Verlag KG",
number = "04",

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RIS

TY - JOUR

T1 - Geschlechtsspezifische sexuelle Gesundheitsförderung in geschlossenen Einrichtungen. Ein systematisches Review zum internationalen Forschungsstand

AU - Kaplan, Anne

AU - Schneider, Lisa

AU - Scharnberg, Madeline

AU - Metzner-Guczka, Franka

PY - 2022

Y1 - 2022

N2 - Einleitung Freiheitsentziehende Institutionen haben einen rechtlich normierten Auftrag zur sexuellen Gesundheitsförderung und Bildung. Maßnahmen zur sexuellen Gesundheitsförderung sollen gemäß der Ottawa-Charta der [World Health Organization von 1986] ganzheitlich auf einem breiten und intersektionalen Verständnis von Sexualität und sexueller Gesundheit gründen. Nachgewiesene geschlechtsspezifische Unterschiede in der sexuellen Gesundheitskompetenz und im Sexualverhalten sollen darin berücksichtigt werden. Angebote sexueller Gesundheitsförderung in geschlossenen Einrichtungen sind bisher allerdings kaum dokumentiert.Forschungsziele In diesem Beitrag soll der internationale Forschungsstand zu geschlechtsspezifischer sexueller Gesundheitsförderung in geschlossenen, freiheitsentziehenden Einrichtungen zusammengefasst und diskutiert werden.Methoden Es wurde ein systematisches Literaturreview durchgeführt, um publizierte Konzepte und Studien zum genannten Themenspektrum zusammenzutragen. Dazu wurden sechs wissenschaftliche Datenbanken bis zum Stichtag 6. Oktober 2021 nach relevanten Publikationen auf Deutsch und Englisch durchsucht. Von k = 365 identifizierten Publikationen entsprachen k = 3 Studien nach der Bewertung durch zwei Reviewerinnen*1 allen 13 a priori festgelegten Einschlusskriterien (z. B. Publikation mit Peer-Review).Ergebnisse Festgestellt wurde ein großes Desiderat hinsichtlich evidenzbasierter Maßnahmen zur sexuellen Gesundheitsförderung in freiheitsentziehenden Einrichtungen. Es mangelt bei den wenigen, ausschließlich im nordamerikanischen Raum untersuchten Programmen an einem breiten Verständnis von Sexualität und sexueller Gesundheit. Die identifizierten Programme sind hauptsächlich auf einen Gefahren abwehrenden Sexualitätsbegriff gerichtet.Schlussfolgerung Menschen in Freiheitsentzug erscheinen von wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskursen über Sexualität und sexuelle Gesundheit bisher weitgehend ausgeklammert zu sein. Evidenzbasierte Programme der sexuellen Gesundheitsförderung in geschlossenen Einrichtungen des Freiheitsentzuges sollten daher entwickelt und implementiert werden. Zentrale Themen wie (eigene) Geschlechtsidentitäten, Bindung und Partnerschaft oder Geschlechterrollen gilt es darin zu verhandeln und gemeinsam mit den Menschen in Freiheitsentzug kritisch zu reflektieren.

AB - Einleitung Freiheitsentziehende Institutionen haben einen rechtlich normierten Auftrag zur sexuellen Gesundheitsförderung und Bildung. Maßnahmen zur sexuellen Gesundheitsförderung sollen gemäß der Ottawa-Charta der [World Health Organization von 1986] ganzheitlich auf einem breiten und intersektionalen Verständnis von Sexualität und sexueller Gesundheit gründen. Nachgewiesene geschlechtsspezifische Unterschiede in der sexuellen Gesundheitskompetenz und im Sexualverhalten sollen darin berücksichtigt werden. Angebote sexueller Gesundheitsförderung in geschlossenen Einrichtungen sind bisher allerdings kaum dokumentiert.Forschungsziele In diesem Beitrag soll der internationale Forschungsstand zu geschlechtsspezifischer sexueller Gesundheitsförderung in geschlossenen, freiheitsentziehenden Einrichtungen zusammengefasst und diskutiert werden.Methoden Es wurde ein systematisches Literaturreview durchgeführt, um publizierte Konzepte und Studien zum genannten Themenspektrum zusammenzutragen. Dazu wurden sechs wissenschaftliche Datenbanken bis zum Stichtag 6. Oktober 2021 nach relevanten Publikationen auf Deutsch und Englisch durchsucht. Von k = 365 identifizierten Publikationen entsprachen k = 3 Studien nach der Bewertung durch zwei Reviewerinnen*1 allen 13 a priori festgelegten Einschlusskriterien (z. B. Publikation mit Peer-Review).Ergebnisse Festgestellt wurde ein großes Desiderat hinsichtlich evidenzbasierter Maßnahmen zur sexuellen Gesundheitsförderung in freiheitsentziehenden Einrichtungen. Es mangelt bei den wenigen, ausschließlich im nordamerikanischen Raum untersuchten Programmen an einem breiten Verständnis von Sexualität und sexueller Gesundheit. Die identifizierten Programme sind hauptsächlich auf einen Gefahren abwehrenden Sexualitätsbegriff gerichtet.Schlussfolgerung Menschen in Freiheitsentzug erscheinen von wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskursen über Sexualität und sexuelle Gesundheit bisher weitgehend ausgeklammert zu sein. Evidenzbasierte Programme der sexuellen Gesundheitsförderung in geschlossenen Einrichtungen des Freiheitsentzuges sollten daher entwickelt und implementiert werden. Zentrale Themen wie (eigene) Geschlechtsidentitäten, Bindung und Partnerschaft oder Geschlechterrollen gilt es darin zu verhandeln und gemeinsam mit den Menschen in Freiheitsentzug kritisch zu reflektieren.

U2 - 10.1055/a-1964-1277

DO - 10.1055/a-1964-1277

M3 - SCORING: Zeitschriftenaufsatz

VL - 35

SP - 197

EP - 208

JO - Z SEXUALFORSCH

JF - Z SEXUALFORSCH

SN - 0932-8114

IS - 04

ER -