Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit

Abstract

Mit der Einführung der ICD-11 wurde eine Entpathologisierung und Entstigmatisierung von trans Personen angestrebt. Die traditionelle Zweiteilung des Geschlechts in männlich und weiblich wurde verlassen und es wurde die Vielfalt der geschlechtlichen Identitäten anerkannt.

Der diagnostische Prozess sollte psychische, körperliche, soziale und kulturelle Aspekte berücksichtigen. Vor der Diagnosestellung sollte ausreichende diagnostische Sicherheit bestehen. Dennoch sollte angestrebt werden, durch die Diagnosestellung den Beginn einer Therapie nicht unnötig zu verzögern. Eine ausführliche Anamnese ist der zentrale Punkt des diagnostischen Prozesses.

Begleitende psychische Störungen (am häufigsten affektive und Angststörungen) finden sich bei bis zu 60 % der trans Personen. Diese entstehen teilweise reaktiv zur Geschlechtsinkongruenz.

Die Geschlechtsinkongruenz/-dysphorie stellt keine psychische Erkrankung dar, sodass im Rahmen therapeutischer Maßnahmen nicht von „Heilung“ gesprochen werden sollte. Übergeordnete Ziele sind eine Reduktion bzw. die Prävention von Leiden, die Begleitung der Transition (falls angestrebt) und die Förderung der Selbstbestimmung der behandlungssuchenden trans Person.

Die therapeutische Haltung ist gekennzeichnet durch Respekt und Akzeptanz und der Therapeut/die Therapeutin sollte die Vielfalt der geschlechtlichen Identitäten akzeptieren und anerkennen.

Ist zu erwarten, dass körpermodifizierende Behandlungen im individuellen Fall zur Reduktion eines Leidens führen, sollten diese der behandlungssuchenden Person auch angeboten werden. Es sollte versucht werden, eine partizipative Entscheidungsfindung über mögliche therapeutische Maßnahmen zu erreichen.

Bibliografische Daten

OriginalspracheDeutsch
ISSN2194-8895
DOIs
StatusVeröffentlicht - 06.07.2020