Der Zusammenhang von Persönlichkeitsstruktur, Burnout und Prokrastination bei Psychologie- und Medizinstudierenden unter Einbeziehung von sozialer Unterstützung und Entscheidungsspielraum im Studium

  • Leonie Derwahl
  • Christina Topalidou
  • Pia Dilba
  • Ines Buchholz
  • Bernhard Strauß
  • Antje Gumz

Abstract

Theoretischer Hintergrund: Burnout und Prokrastination sind weit verbreitete Phänomene bei Studierenden. Die Rolle der Persönlichkeitsstruktur ist bislang wenig erforscht. Ziel der Studie: Es wird der Zusammenhang von Persönlichkeitsstruktur und studienbezogenen Arbeitsstörungen unter Berücksichtigung von Ressourcen und Anforderungen bei Psychologie- und Medizinstudierenden untersucht.

Methodik: Im Rahmen einer Querschnittsuntersuchung wurden Daten online an 61 deutschen Hochschulen und Universitäten erhoben. Erfasst wurden Persönlichkeitsstrukturvariablen (Strukturniveau, OPD-SFK; Bindung, ECR-RD 12; Emotionsregulation, ERQ), studienbezogene Arbeitsstörungen (Burnout, MBI-SS-d; Prokrastination; APSI-d) sowie Ressourcen (soziale Unterstützung, F-SozU K-6; Entscheidungsspielraum im Studium, selbst entwickelte Skala) und Anforderungen (Corona-Pandemie, selbst entwickelte Skala). Die Fragestellung wurde mittels einer hierarchischen Regressionsanalyse beantwortet.

Ergebnisse: Von Februar 2020 bis Dezember 2021 haben 775 Studierende (49,2% Psychologiestudierende, 50,8% Medizinstudierende; Alter M=24,1 Jahre, SD=5,1 Jahre; 82,3% weiblich, 17,4% männlich, 0,3% divers) an der Befragung teilgenommen. Im Gesamtmodell wurde 30.4% der Varianz von Burnout-Erschöpfung, 16,2% der Varianz von Burnout-Zynismus, 20,9% der Varianz von Burnout-Ineffizienz und 30,1% der Varianz von Prokrastination erklärt (p<0,001). Das Strukturniveau zeigte signifikant negative Zusammenhänge mit allen Burnout-Variablen sowie mit Prokrastination (p<0,001). Die Emotionsregulationsstrategie Neubewertung ging mit geringerer Burnout-Ineffizienz und Prokrastination (p<0,001), die Strategie Emotionsunterdrückung mit geringerem Burnout-Zynismus einher (p≤0,01). Der Entscheidungsspielraum im Studium war mit allen Burnout-Variablen und Prokrastination (p<0,001), die soziale Unterstützung mit Burnout-Ineffizienz negativ assoziiert (p≤0,01). Das allgemeine Belastungsniveau während der Corona-Pandemie zeigte einen positiven Zusammenhang mit Burnout-Erschöpfung (p≤0,001).

Schlussfolgerungen: Die Persönlichkeitsstruktur (Strukturniveau, Emotionsregulation) hängt bedeutsam mit studienbezogenem Burnout und Prokrastination zusammen. Trainingsangebote zur Förderung der Emotionsregulationsfähigkeit könnten für vulnerablen Studierendengruppen im Umgang mit Burnout und Prokrastination sehr hilfreich sein.

Bibliografische Daten

Titel in ÜbersetzungThe Relationship between Personality Structure, Burnout and Procrastination in Psychology and Medical Students, Taking into Account Social Support and Scope for Decision-Making in Studies
OriginalspracheDeutsch
ISSN0937-2032
DOIs
StatusVeröffentlicht - 01.2024

Anmerkungen des Dekanats

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PubMed 37931651