Fragestellung: Chronisch erhöhte Blutdruckwerte bei Heranwachsenden sind die Folge des
Zusammenwirkens genetischer, sozioökonomischer sowie verhaltens- und umweltbedingter Faktoren.
Für die Vorhersage und Beurteilung des kardiovaskulären Risikos ist die Kenntnis über den
gemeinsamen Einfluss multipler Risikofaktoren entscheidend. Ein regressionsanalytischer Vergleich in
der Variabilität von Ruhe- und Belastungsblutdruck wurde erstmals bei Jugendlichen im Alter von 12
bis 17 Jahren vorgenommen. Methode: In der Kieler Kinder EX.PRESS. Studie (Exercise and
Pressure) wurde bei 532 Heranwachsenden (12 bis 17 Jahre) der systolische Ruhe- und
Belastungsblutdruck (Fahrradergomtrie bei 1,5 Watt/kg KG) gemessen. Es galt zu untersuchen,
welchen Beitrag Parameter des kindlichen Lebensstils (BMI-Perzentile, Fitness, Bildschirmzeit)
gegenüber familiären Risikoaktoren (elterliches Übergewicht, familiäre Hypertonie, Rauchen,
sportliche Aktivität, Bildungsgrad) an der Varianzaufklärung des Blutdrucks leisten.
Ergebnisse: 23,6% bzw. 30,3% der Varianz des systolischen Ruhe- bzw. Belastungsblutdrucks
konnten durch das multiple Regressionsmodell aus Alter, Geschlecht, Größe und Lebensstilfaktoren
erklärt werden (p<0,001). Demgegenüber wurden durch die familiären Faktoren 18,2% bzw. 25,7%
der Blutdruckvarianz in Ruhe bzw. unter Belastung vorhergesagt. Das Gesamtmodell aus
lebensstilabhängigen und familiären Prädiktoren trug zu 22,8% bzw. 33,9% an der Varianzaufklärung
des Ruhe-bzw. Belastungsblutdrucks bei (p<0,001). Unter dem multiplen Einfluss
lebensstilabhängiger und familiärer Risikofaktoren machten das Alter sowie die Größe, BMI-Perzentile
und familiäre Vorbelastung für Bluthochdruck den größten Anteil am kindlichen Blutdruckniveau in
Ruhe sowie unter Belastung aus. Ein blockweiser Einschluss zeigte, dass Alter, Geschlecht und
Größe den jeweils größten Aufklärungsbeitrag an der Gesamtvarianz des Ruhe- bzw. Belastungsblutdrucks leisten
(R²=0,141 bzw. R²=0,213; p<0,001).Diskussion: Die Analyse machtdeutlich, dass der systolische Ruhe-
und Belastungsblutdruck bei Heranwachsenden unterschiedlich stark durch lebensstilassoziierte und familiäre
Faktoren bestimmt wird. Entwicklungsbedingte Änderungen haben hierbei den größten Einfluss.
Der Belastungsblutdruck wird durch die eingeschlossenen Variablen zudem besser vorhergesagt als der Ruheblutdruck.