Belastet in den Beruf - Empathie und Burnout bei Medizinstudierenden am Ende des Praktischen Jahres

  • Nadja Koehl-Hackert
  • Jobst-Hendrik Schultz
  • Christoph Nikendei
  • Andreas Möltner
  • Benjamin Gedrose
  • Hendrik Bussche van den
  • Jana Jünger

Abstract

Einführung
Empathie nimmt einen zentralen Stellenwert bei der täglichen Arbeit von Ärztinnen und Ärzten ein. Als möglicher starker negativer Einflussfaktor auf die Empathie gilt das Burnout–Syndrom, von dem in Deutschland bis zu 20% der Ärztinnen und Ärzte betroffen sind. Für Deutschland gibt es bislang keine Studien, die die Empathie und das Ausmaß von Burnout-Symptomen bei Medizinstudierenden im Praktischen Jahr (PJ) erfassen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Empathie-Selbsteinschätzung und Burnout bei PJ-Studierenden und den Zusammenhang mit beruflicher Zufriedenheit und beruflicher Selbstwirksamkeit auch in Hinblick auf mögliche Geschlechterunterschiede zu untersuchen.

Methode
Bei 127 Medizinstudierenden am Ende ihres PJ (82 w, 45 m; Durchschnittsalter 26,8 Jahre) wurden die Empathie-Selbsteinschätzung mittels der Jefferson Scale of Physician Empathy (JSPE) und die Burnout-Dimensionen mittels des Maslach Burnout Inventory (MBI) sowie Fragen zur beruflichen Zufriedenheit und beruflichen Selbstwirksamkeit erhoben.

Ergebnisse
Der Summenscore der JSPE ergab für alle PJ-Studierenden einen Mittelwert von 113,25 ± 10,21 (20 = niedrigst- / 140 = höchstmöglicher Wert für Empathie). Ausgehend von den drei Dimensionen des Burnout zeigten die PJ-Studierenden bei allen drei Subskalen des MBI (emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und persönliche Leistungsfähigkeit) einen mittleren Burnout-Grad. Dabei bestand ein Zusammenhang zwischen geringer Empathie-Selbsteinschätzung und einem hohen Burnout-Grad. Der MBI korrelierte auch negativ mit der beruflichen Zufriedenheit und der beruflichen Selbstwirksamkeit bei den PJ-Studierenden.

Schlussfolgerung
Bereits zum Zeitpunkt des PJ sind Medizinstudierende trotz insgesamt hoher Empathiewerte von Burnout-Symptomen betroffen, wobei ein höheres Ausmaß an Burnout mit einer geringeren Empathie-Selbsteinschätzung verbunden ist. Die Zahl der klinisch relevant von Burnout Betroffenen war mit bis zu ca. 20% unter den PJ-Studierenden bereits genauso hoch wie bei den Ärztinnen und Ärzten. Angehende Ärztinnen sind von Burnout in besonderem Maße betroffen, was bei der zunehmenden Anzahl von Absolventinnen, einen dringenden Handlungsbedarf aufzeigt.

Bibliografische Daten

Titel in ÜbersetzungBurdened into the job -- final-year students' empathy and burnout
OriginalspracheDeutsch
Aufsatznummer2
ISSN1865-9217
DOIs
StatusVeröffentlicht - 01.01.2012
pubmed 22480895