Aus vier mach zwei: Neuklassifikation von Somatisierungsstörung, undifferenzierter somatoformer Störung, Schmerzstörung und Hypochondrie im DSM-5

Abstract

In der im Mai 2013 erschienen Neuauflage des DSM ist die Kategorie der somatoformen Störungen revidiert worden. Im DSM-5 sind unter dem Oberbegriff Somatic Symptoms and Related Disorders die bisherigen DSM-IV Diagnosen Somatisierungsstörung, undifferenzierte Somatisierungsstörung und Schmerzstörung zu einer Diagnose Somatic Symptom Disorder zusammengefasst worden; die bisherige Diagnose der Hypochondrie soll teils ebenfalls als Somatic Symptom Disorder, teils als eine neue Diagnose Illness Anxiety Disorder kodiert werden. Das Ziel des vorliegenden Beitrags besteht darin, Patienten mit den im DSM-5 zusammengefassten bzw. neu aufgeteilten Diagnosen der bisherigen DSM-IV-Störungskategorie somatoforme Störungen (undifferenzierte) Somatisierungsstörung, Schmerzstörung und Hypochondrie hinsichtlich des Ausmaßes ihrer Krankheitsangst sowie in ihren Kognitionen bezüglich der Wahrnehmung und Interpretation somatischer Symptome zu vergleichen, um einzuschätzen, inwiefern die neuen Diagnosen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der bisherigen Diagnosen abbilden können. Die zwischen Patienten mit (undifferenzierter) Somatisierungsstörung und Patienten mit Hypochondrie gefundenen Unterschiede hinsichtlich des Ausmaßes von Krankheitsangst und der Intoleranz von körperlichen Beschwerden sprechen dafür, dass es sich bei diesen Störungsbildern um unterschiedliche diagnostische Kategorien handelt. Im Gegensatz dazu zeigten sich hinsichtlich katastrophisierender Bewertungen der Körpersymptome, vegetativer Missempfindungen sowie Gesundheitsverhalten keine Unterschiede zwischen Patienten mit unterschiedlichen somatoformen Störungen, was die im DSM-5 vorgenommene Zusammenfassung der Diagnosen als Somatic Symptom Disorder unterstützt.
Die vorliegenden Ergebnisse weisen darauf hin, dass Krankheitsängste und Katastrophisierung von Körperbeschwerden bei Patienten mit somatoformen Störungen grundsätzlich eine Rolle spielen. Im Hinblick auf eine psychotherapeutische Behandlung sollten daher Krankheitsangst und Befürchtungen bezüglich der eigenen Gesundheit bei allen Patienten mit somatoformen Störungen thematisiert werden.

Bibliografische Daten

OriginalspracheDeutsch
ISSN0935-6185
DOIs
StatusVeröffentlicht - 11.2013