Akute Intoxikationen auf der Intensivstation: Eine 10-Jahres-Analyse

Abstract

Hintergrund
Akute Intoxikationen spielen in Rettungsdienst, Notaufnahme und Intensivmedizin eine besondere Rolle. Diese Untersuchung charakterisiert Fälle akuter Intoxikationen aus intensivmedizinischer Sicht.

Methode
Retrospektiv wurden alle Fälle akuter Intoxikationen ausgewertet, die zwischen 01.01.2007 und 30.06.2017 auf den Intensivstationen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf versorgt wurden.

Ergebnisse
Im Untersuchungszeitraum wurden 587 Patienten mit akuter Intoxikation auf die Intensivstationen des Universitätsklinikums aufgenommen. Das Alter betrug im Median 45 Jahre (Interquartilsbereich [IQR] 31 Jahre), jünger als 70 Jahre waren 83,1 % der Patienten. Die häufigste Ursache der Intoxikation war bei den jüngeren Patienten ein Suizidversuch (55,1 %) und bei den älteren Patienten ein iatrogenes Geschehen (47,5 %). Am häufigsten waren Fälle mit Intoxikationen durch Psychopharmaka (48,7 %), Alkohol (32,9 %), Analgetika (23,3 %) und Drogen (17,0 %). In 50,6 % der Fälle lag eine Mischintoxikation vor. Intoxikationsspezifische Maßnahmen erfolgten in 40,0 % und intensivmedizinische Therapiemaßnahmen in 42,4 % der Fälle. Die Verweildauer auf der Intensivstation betrug im Median 2 Tage (IQR 3). Die Krankenhausletalität betrug 5,5 %. Bei den älteren Patienten (≥ 70 Jahre) waren im Vergleich zu den jüngeren Patienten die Erfordernis zu intensivmedizinischen Therapiemaßnahmen (56,6 % vs. 39,5 % der Fälle, p = 0,002), die Intensivstationsverweildauer (3 Tage [IQR 5] vs. 2 Tage [IQR 3], p = 0,0004) und die Krankenhausletalität (17,2 % vs. 3,1 %, p < 0,001) signifikant höher.

Zusammenfassung
Akute Intoxikationen sind Teil des intensivmedizinischen Behandlungsspektrums. Bei älteren Patienten finden sich gehäuft iatrogene Ursachen, dies geht einher mit erhöhter Letalität.

Bibliografische Daten

Titel in ÜbersetzungAcute intoxications in the intensive care unit: A 10-year analysis
OriginalspracheDeutsch
ISSN2193-6218
DOIs
StatusVeröffentlicht - 03.2022
PubMed 34302193