Psychopathie, antisoziale Persönlichkeitsstörung und Sexualdelinquenz

Abstract

Psychopathie gilt als Unterform der antisozialen Persönlichkeitsstörung und umfasst u. a. manipulatives Verhalten, egozentrische
und überhebliche Charakterzüge, Risikoverhalten sowie mangelnde Empathie. Empirische Ergebnisse zur Prävalenz
zu Psychopathie und antisozialer Persönlichkeitsstörung unter Straftätern variieren stark in Abhängigkeit vom Studiendesign
und der Stichprobenzusammensetzung. Straftäter, die sowohl Gewalt- als auch Sexualstraftaten begangen haben,
scheinen mit höherer Wahrscheinlichkeit antisoziale Eigenschaften zu haben als Straftäter, die nur durch Gewalt- oder
nur Sexualstraftaten auffällig geworden sind. Im Kontext von Schuldfähigkeit und Kriminalprognose bei Sexualstraftätern
werden antisoziale und psychopathische Eigenschaften als prognostisch negativ beurteilt. Viele Studienergebnisse –
wenngleich auch nicht alle – weisen zudem darauf hin, dass die Kombination von psychopathischen Eigenschaften und
sexueller Devianz (d.h. z.B. auch einer paraphilen Störung wie sexuellem Sadismus) bei Sexualstraftätern eine besonders
hohe Rückfallwahrscheinlichkeit bedingen kann. Aufgrund der interpersonellen Besonderheiten (u. a. dominantes, provokatives
Verhalten, übersteigertes Selbstwertgefühl) gestaltet sich die Behandlung von Sexualstraftätern mit antisozialen
und psychopathischen Zügen oftmals schwierig. Die regelmäßige Supervision des Therapeuten ist daher unerlässlich, um
einer schädlichen Beziehungsdynamik oder einer verzerrten Wahrnehmung des Therapeuten entgegenzuwirken.

Bibliographical data

Original languageGerman
ISSN1862-7072
DOIs
Publication statusPublished - 2018