Onlinepsychotherapie in Zeiten der Corona-Pandemie

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Onlinepsychotherapie in Zeiten der Corona-Pandemie : Querschnittsbefragung deutscher Psychotherapeuten. / Beck-Hiestermann, Franziska Marie Lea; Kästner, Denise; Gumz, Antje.

In: PSYCHOTHERAPEUT, Vol. 66, No. 5, 09.2021, p. 372-381.

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title = "Onlinepsychotherapie in Zeiten der Corona-Pandemie: Querschnittsbefragung deutscher Psychotherapeuten",
abstract = "Theoretischer HintergrundIn Reaktion auf die durch die „coronavirus disease 2019“ (COVID-19) verursachte Pandemie konnte Psychotherapie im Einzelsetting in Deutschland unbegrenzt online durchgef{\"u}hrt werden. Haltungen und Erfahrungen von Psychotherapeuten (PT) bez{\"u}glich Onlinetherapie (OT) wurden jedoch allgemein und besonders mit Blick auf die Pandemiesituation bislang wenig untersucht.Ziel der ArbeitZiele der Studie waren, 1) die Nutzungsh{\"a}ufigkeit von OT w{\"a}hrend des ersten Lockdowns, 2) die Zufriedenheit mit OT vs. „Face-to-face“-Therapie sowie 3) die Technologieakzeptanz und -erfahrung insgesamt und in Abh{\"a}ngigkeit vom Richtlinienverfahren zu untersuchen.Material und MethodeDeutsche PT (approbiert und in Ausbildung; verhaltenstherapeutisch [VT, 45,6 %], tiefenpsychologisch [TP, 34,5 %], analytisch [AP, 14 %], systemisch [SYS, 5,8 %]) wurden mithilfe einer Onlineerhebung zu demografischen und therapeutischen Daten, durchgef{\"u}hrter OT, Zufriedenheit mit OT vs. Face-to-face-Therapie (Zufriedenheitsfragebogens f{\"u}r Therapeuten, ZUF-THERA) und Technologieakzeptanz (Unified Theory of Acceptance and Use of Technology 2 Questionnaire, UTAUT) befragt.ErgebnisseDie 174 teilnehmenden Therapeuten (Alter M = 44,73 Jahre, SD ± 12,79; 81,6 % Frauen) gaben an, dass der durchschnittliche Anteil von OT an der gesamten therapeutischen T{\"a}tigkeit w{\"a}hrend des Lockdowns 43,09 % betrug, wobei sich signifikante Unterschiede zwischen den Richtlinienverfahren zeigten (TP, VT > AP). Die Zufriedenheit mit OT erwies sich als signifikant niedriger als mit Face-to-face-Therapien und unterschied sich zwischen den Verfahren nicht. Vorerfahrungen mit OT hatten insgesamt 23,6 % der Therapeuten und vermehrt systemisch arbeitende im Vergleich zu VT- oder AP-Therapeuten. Verhaltenstherapeuten gaben h{\"a}ufiger an, Spa{\ss} an der OT zu haben, als TP- und APler. Auch nahmen sie einen st{\"a}rkeren sozialen Einfluss (beispielsweise durch Kollegen) bei der Nutzung von OT wahr als die TPler.SchlussfolgerungDie Nutzungsh{\"a}ufigkeit von OT nahm w{\"a}hrend des ersten Lockdowns (M{\"a}rz bis Mai 2020) sprunghaft zu (43 %, zum Vergleich das fr{\"u}here Abrechnungslimit der Krankenkassen: 20 %). Die Zufriedenheit mit der OT war prinzipiell hoch, jedoch signifikant niedriger als mit Face-to-face-Therapien. Weiterf{\"u}hrende Untersuchungen, die die Gr{\"u}nde im Detail analysieren, werden dringend angeraten.",
author = "Beck-Hiestermann, {Franziska Marie Lea} and Denise K{\"a}stner and Antje Gumz",
note = "{\textcopyright} The Author(s) 2021.",
year = "2021",
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doi = "10.1007/s00278-021-00519-0",
language = "Deutsch",
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journal = "PSYCHOTHERAPEUT",
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number = "5",

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RIS

TY - JOUR

T1 - Onlinepsychotherapie in Zeiten der Corona-Pandemie

T2 - Querschnittsbefragung deutscher Psychotherapeuten

AU - Beck-Hiestermann, Franziska Marie Lea

AU - Kästner, Denise

AU - Gumz, Antje

N1 - © The Author(s) 2021.

PY - 2021/9

Y1 - 2021/9

N2 - Theoretischer HintergrundIn Reaktion auf die durch die „coronavirus disease 2019“ (COVID-19) verursachte Pandemie konnte Psychotherapie im Einzelsetting in Deutschland unbegrenzt online durchgeführt werden. Haltungen und Erfahrungen von Psychotherapeuten (PT) bezüglich Onlinetherapie (OT) wurden jedoch allgemein und besonders mit Blick auf die Pandemiesituation bislang wenig untersucht.Ziel der ArbeitZiele der Studie waren, 1) die Nutzungshäufigkeit von OT während des ersten Lockdowns, 2) die Zufriedenheit mit OT vs. „Face-to-face“-Therapie sowie 3) die Technologieakzeptanz und -erfahrung insgesamt und in Abhängigkeit vom Richtlinienverfahren zu untersuchen.Material und MethodeDeutsche PT (approbiert und in Ausbildung; verhaltenstherapeutisch [VT, 45,6 %], tiefenpsychologisch [TP, 34,5 %], analytisch [AP, 14 %], systemisch [SYS, 5,8 %]) wurden mithilfe einer Onlineerhebung zu demografischen und therapeutischen Daten, durchgeführter OT, Zufriedenheit mit OT vs. Face-to-face-Therapie (Zufriedenheitsfragebogens für Therapeuten, ZUF-THERA) und Technologieakzeptanz (Unified Theory of Acceptance and Use of Technology 2 Questionnaire, UTAUT) befragt.ErgebnisseDie 174 teilnehmenden Therapeuten (Alter M = 44,73 Jahre, SD ± 12,79; 81,6 % Frauen) gaben an, dass der durchschnittliche Anteil von OT an der gesamten therapeutischen Tätigkeit während des Lockdowns 43,09 % betrug, wobei sich signifikante Unterschiede zwischen den Richtlinienverfahren zeigten (TP, VT > AP). Die Zufriedenheit mit OT erwies sich als signifikant niedriger als mit Face-to-face-Therapien und unterschied sich zwischen den Verfahren nicht. Vorerfahrungen mit OT hatten insgesamt 23,6 % der Therapeuten und vermehrt systemisch arbeitende im Vergleich zu VT- oder AP-Therapeuten. Verhaltenstherapeuten gaben häufiger an, Spaß an der OT zu haben, als TP- und APler. Auch nahmen sie einen stärkeren sozialen Einfluss (beispielsweise durch Kollegen) bei der Nutzung von OT wahr als die TPler.SchlussfolgerungDie Nutzungshäufigkeit von OT nahm während des ersten Lockdowns (März bis Mai 2020) sprunghaft zu (43 %, zum Vergleich das frühere Abrechnungslimit der Krankenkassen: 20 %). Die Zufriedenheit mit der OT war prinzipiell hoch, jedoch signifikant niedriger als mit Face-to-face-Therapien. Weiterführende Untersuchungen, die die Gründe im Detail analysieren, werden dringend angeraten.

AB - Theoretischer HintergrundIn Reaktion auf die durch die „coronavirus disease 2019“ (COVID-19) verursachte Pandemie konnte Psychotherapie im Einzelsetting in Deutschland unbegrenzt online durchgeführt werden. Haltungen und Erfahrungen von Psychotherapeuten (PT) bezüglich Onlinetherapie (OT) wurden jedoch allgemein und besonders mit Blick auf die Pandemiesituation bislang wenig untersucht.Ziel der ArbeitZiele der Studie waren, 1) die Nutzungshäufigkeit von OT während des ersten Lockdowns, 2) die Zufriedenheit mit OT vs. „Face-to-face“-Therapie sowie 3) die Technologieakzeptanz und -erfahrung insgesamt und in Abhängigkeit vom Richtlinienverfahren zu untersuchen.Material und MethodeDeutsche PT (approbiert und in Ausbildung; verhaltenstherapeutisch [VT, 45,6 %], tiefenpsychologisch [TP, 34,5 %], analytisch [AP, 14 %], systemisch [SYS, 5,8 %]) wurden mithilfe einer Onlineerhebung zu demografischen und therapeutischen Daten, durchgeführter OT, Zufriedenheit mit OT vs. Face-to-face-Therapie (Zufriedenheitsfragebogens für Therapeuten, ZUF-THERA) und Technologieakzeptanz (Unified Theory of Acceptance and Use of Technology 2 Questionnaire, UTAUT) befragt.ErgebnisseDie 174 teilnehmenden Therapeuten (Alter M = 44,73 Jahre, SD ± 12,79; 81,6 % Frauen) gaben an, dass der durchschnittliche Anteil von OT an der gesamten therapeutischen Tätigkeit während des Lockdowns 43,09 % betrug, wobei sich signifikante Unterschiede zwischen den Richtlinienverfahren zeigten (TP, VT > AP). Die Zufriedenheit mit OT erwies sich als signifikant niedriger als mit Face-to-face-Therapien und unterschied sich zwischen den Verfahren nicht. Vorerfahrungen mit OT hatten insgesamt 23,6 % der Therapeuten und vermehrt systemisch arbeitende im Vergleich zu VT- oder AP-Therapeuten. Verhaltenstherapeuten gaben häufiger an, Spaß an der OT zu haben, als TP- und APler. Auch nahmen sie einen stärkeren sozialen Einfluss (beispielsweise durch Kollegen) bei der Nutzung von OT wahr als die TPler.SchlussfolgerungDie Nutzungshäufigkeit von OT nahm während des ersten Lockdowns (März bis Mai 2020) sprunghaft zu (43 %, zum Vergleich das frühere Abrechnungslimit der Krankenkassen: 20 %). Die Zufriedenheit mit der OT war prinzipiell hoch, jedoch signifikant niedriger als mit Face-to-face-Therapien. Weiterführende Untersuchungen, die die Gründe im Detail analysieren, werden dringend angeraten.

U2 - 10.1007/s00278-021-00519-0

DO - 10.1007/s00278-021-00519-0

M3 - SCORING: Zeitschriftenaufsatz

C2 - 34248286

VL - 66

SP - 372

EP - 381

JO - PSYCHOTHERAPEUT

JF - PSYCHOTHERAPEUT

SN - 0935-6185

IS - 5

ER -