Kosten der Diagnostik kognitiver Störungen in deutschen Gedächtnisambulanzen
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Kosten der Diagnostik kognitiver Störungen in deutschen Gedächtnisambulanzen. / Onur, Oezguer A; Wolff-Menzler, Claus; von Arnim, Christine A F; Jessen, Frank; Fink, Gereon R; Wiltfang, Jens; Laske, Christoph; Schneider, Anja; Levin, Johannes; Oberstein, Timo; Kornhuber, Johannes; Oberhauser, Felix; Gallinat, Jürgen; Dodel, Richard; Otto, Markus; Peters, Oliver; Teipel, Stefan; Duezel, Emrah; Riemenschneider, Matthias; Flöel, Agnes; Perneczky, Robert; Reetz, Kathrin; Schulz, Jörg B; Hausner, Lucrezia; Grimmer, Timo; Frölich, Lutz.
In: FORTSCHR NEUROL PSYC, Vol. 90, No. 07/08, 07.2022, p. 361-367.Research output: SCORING: Contribution to journal › SCORING: Journal article › Research › peer-review
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RIS
TY - JOUR
T1 - Kosten der Diagnostik kognitiver Störungen in deutschen Gedächtnisambulanzen
AU - Onur, Oezguer A
AU - Wolff-Menzler, Claus
AU - von Arnim, Christine A F
AU - Jessen, Frank
AU - Fink, Gereon R
AU - Wiltfang, Jens
AU - Laske, Christoph
AU - Schneider, Anja
AU - Levin, Johannes
AU - Oberstein, Timo
AU - Kornhuber, Johannes
AU - Oberhauser, Felix
AU - Gallinat, Jürgen
AU - Dodel, Richard
AU - Otto, Markus
AU - Peters, Oliver
AU - Teipel, Stefan
AU - Duezel, Emrah
AU - Riemenschneider, Matthias
AU - Flöel, Agnes
AU - Perneczky, Robert
AU - Reetz, Kathrin
AU - Schulz, Jörg B
AU - Hausner, Lucrezia
AU - Grimmer, Timo
AU - Frölich, Lutz
N1 - Thieme. All rights reserved.
PY - 2022/7
Y1 - 2022/7
N2 - Demenzen sind teure Erkrankungen: die jährlichen Kosten betragen in europäischen Versorgungssystemen etwa 28.000 €/Fall mit einer starken Stadien-Abhängigkeit, davon entfallen etwa 19% auf die medizinische Versorgung. Die diagnostischen Kosten hingegen verursachen davon nur einen geringen Teil. Mit Wandel des konzeptuellen Verständnisses von Demenzerkrankungen, der Behandlungsmöglichkeiten und der Leitlinien spielen zunehmend auch Biomarker-Untersuchungen eine wichtige Rolle. Die ökonomischen Auswirkungen der Biomarker-basierten Diagnostik sind derzeit nicht sicher abschätzbar. Zur Erhebung der Kosten einer leitlinien-orientierten ätiologischen Erst-Diagnostik von kognitiven Störungen wurde eine Umfrage im Deutschen Netzwerk Gedächtnisambulanzen (DNG) durchgeführt. An 15 Expertenzentren des DNG wurden systematisch die Personalbindungszeiten für alle Prozeduren und alle beteiligten Berufsgruppen erhoben und die Personalkosten basierend auf den tarifvertraglichen Arbeitgeberkosten berechnet. Zusammen mit den Kosten für technische Untersuchungen wurden Gesamtkosten der Diagnostik für drei Szenarien abgeschätzt: Diagnostik ohne Biomarker € 633,97 €, Diagnostik mit Liquoruntersuchungen € 1.214,90 und Diagnostik mit FDG- plus Amyloid-PET € 4.740,58. Zusätzlich erfolgte eine Analyse der derzeitigen realen Kostensituation in Gedächtnisambulanzen, wobei die Personalbindungszeiten für einzelne Leistungen und die apparativen Kosten ins Verhältnis zur Häufigkeit ihrer Anwendung gesetzt wurden. Als Mittelwert aller Zentren ergeben sich dabei Gesamtkosten von € 1.394,43/Fall (Mittelwert der Personalkosten € 351,72, Mittelwert der Kosten für apparative Diagnostik € 1.042,71). Die Ergebnisse zeigen, dass eine ätiologische Diagnostik von kognitiven Störungen (Demenzen und leichte kognitive Störung) einen Ressourceneinsatz erfordert, welcher derzeit weder durch die Vergütungssysteme von Ambulanzen noch durch die vertragsärztliche Vergütung kostendeckend erstattet wird. Die Biomarker-gestützte Diagnostik dementieller und prädementieller Syndrome wird häufiger werden, wenn sie zur Indikationsstellung vor einer krankheits-modifizierenden Therapie erforderlich ist. Deshalb müssen neue Finanzierungsmodelle entwickelt werden, um die gegenwärtige Lücke in der Kostenerstattung für die ätiologische Diagnostik kognitiver Störungen zu schließen.
AB - Demenzen sind teure Erkrankungen: die jährlichen Kosten betragen in europäischen Versorgungssystemen etwa 28.000 €/Fall mit einer starken Stadien-Abhängigkeit, davon entfallen etwa 19% auf die medizinische Versorgung. Die diagnostischen Kosten hingegen verursachen davon nur einen geringen Teil. Mit Wandel des konzeptuellen Verständnisses von Demenzerkrankungen, der Behandlungsmöglichkeiten und der Leitlinien spielen zunehmend auch Biomarker-Untersuchungen eine wichtige Rolle. Die ökonomischen Auswirkungen der Biomarker-basierten Diagnostik sind derzeit nicht sicher abschätzbar. Zur Erhebung der Kosten einer leitlinien-orientierten ätiologischen Erst-Diagnostik von kognitiven Störungen wurde eine Umfrage im Deutschen Netzwerk Gedächtnisambulanzen (DNG) durchgeführt. An 15 Expertenzentren des DNG wurden systematisch die Personalbindungszeiten für alle Prozeduren und alle beteiligten Berufsgruppen erhoben und die Personalkosten basierend auf den tarifvertraglichen Arbeitgeberkosten berechnet. Zusammen mit den Kosten für technische Untersuchungen wurden Gesamtkosten der Diagnostik für drei Szenarien abgeschätzt: Diagnostik ohne Biomarker € 633,97 €, Diagnostik mit Liquoruntersuchungen € 1.214,90 und Diagnostik mit FDG- plus Amyloid-PET € 4.740,58. Zusätzlich erfolgte eine Analyse der derzeitigen realen Kostensituation in Gedächtnisambulanzen, wobei die Personalbindungszeiten für einzelne Leistungen und die apparativen Kosten ins Verhältnis zur Häufigkeit ihrer Anwendung gesetzt wurden. Als Mittelwert aller Zentren ergeben sich dabei Gesamtkosten von € 1.394,43/Fall (Mittelwert der Personalkosten € 351,72, Mittelwert der Kosten für apparative Diagnostik € 1.042,71). Die Ergebnisse zeigen, dass eine ätiologische Diagnostik von kognitiven Störungen (Demenzen und leichte kognitive Störung) einen Ressourceneinsatz erfordert, welcher derzeit weder durch die Vergütungssysteme von Ambulanzen noch durch die vertragsärztliche Vergütung kostendeckend erstattet wird. Die Biomarker-gestützte Diagnostik dementieller und prädementieller Syndrome wird häufiger werden, wenn sie zur Indikationsstellung vor einer krankheits-modifizierenden Therapie erforderlich ist. Deshalb müssen neue Finanzierungsmodelle entwickelt werden, um die gegenwärtige Lücke in der Kostenerstattung für die ätiologische Diagnostik kognitiver Störungen zu schließen.
KW - Cognitive Dysfunction/diagnosis
KW - Dementia/diagnosis
KW - Early Diagnosis
KW - Germany
KW - Health Care Costs
KW - Humans
U2 - 10.1055/a-1871-9889
DO - 10.1055/a-1871-9889
M3 - SCORING: Zeitschriftenaufsatz
C2 - 35858613
VL - 90
SP - 361
EP - 367
JO - FORTSCHR NEUROL PSYC
JF - FORTSCHR NEUROL PSYC
SN - 0720-4299
IS - 07/08
ER -