Hintergründe und psychische Folgen organisierter und ritueller Gewalt

Abstract

Sexueller Kindesmissbrauch in organisierten Strukturen wird durch kommerzielle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen durch vernetzte Täter_innengruppen charakterisiert. Rituelle Strukturen zeichnen sich darüber hinaus durch ideologische Sinngebungen aus (z. B. Sekten).
METHODIK: Mittels einer quantifizierenden Inhaltsanalyse wurden 41 vertrauliche Anhörungen und schriftliche Berichte von Betroffenen und Zeitzeug_innen ausgewertet, die aus dem Kontext organisierter und ritueller Gewalt (ORG) bei der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (UKASK) eingegangen sind.
ERGEBNISSE: Am häufigsten wurden rechtsextreme, satanistische und religiöse Ideologien beschrieben. Als Täter_innen wurden, neben Fremdtäter_innen, meistens der eigene Vater sowie, in der Hälfte der Berichte, zusätzlich die eigene Mutter genannt. Als Folge der Gewalt wurden vorrangig dissoziative Identitätsstörungen berichtet, die eine Herausforderung für psychosoziale und psychiatrische Fachpersonen darstellen.
DISKUSSION: Es ist notwendig, Personen, die in den Versorgungsstrukturen des Gesundheitssystems mit schwer traumatisierten Personen in Kontakt kommen, über ORG und die psychischen Folgen extremer Gewalt zu informieren.

Bibliographical data

Original languageGerman
ISSN0720-4299
DOIs
Publication statusPublished - 18.06.2020