Einsatz von Videodolmetschen in der ambulanten Versorgung in Hamburg – eine Bedarfsanalyse

Abstract

Hintergrund: Eine entscheidende Zugangsbarriere in der medizinischen Versorgung von Asylsuchenden und Geflüchteten ist die Sprachbarriere. In 10 Erstaufnahmeeinrichtungen in Hamburg wird in den ärztlichen Sprechstunden neben dem Einsatz von Face-to-face-Dolmetschenden ein internetbasiertes Videodolmetsch-System erfolgreich genutzt. Die Überleitung der geflüchteten Menschen in die Regelversorgung gestaltet sich oft schwierig, da dort die Finanzierung von Dolmetschdiensten nicht gesichert ist.

Methoden: Um zu eruieren, ob der Einsatz eines Videodolmetsch-Systems auch in den Praxen der Regelversorgung eine wünschenswerte und technisch machbare Lösung wäre, wurde im Rahmen einer quantitativen Querschnittserhebung ein Online-Fragebogen an 1309 in Hamburg niedergelassene Ärzte aus 6 Fachgebieten versandt.

Ergebnisse: Der Rücklauf der Fragebögen lag bei 13,6%. 85 % der Teilnehmenden sehen seit 2015 Geflüchtete in ihrer Praxis. 72 % sehen weitere Patienten, mit denen die Kommunikation aufgrund unterschiedlicher Sprachen eingeschränkt ist. Als Lösungswege werden vor allem „Mitgebrachte Dolmetschende“ und „Fremdsprachenkenntnisse in der Praxis“ genutzt. 61 % der Teilnehmenden können sich die Nutzung eines Videodolmetsch-Systems in ihrer Praxis vorstellen. Als technische Voraussetzungen sind bei 84 % ein Internetzugang und bei 71 % eine PC-Nutzung im Gespräch gegeben.

Schlussfolgerungen: Interesse an Unterstützung durch ein Videodolmetsch-System besteht. Gleichzeitig gibt es Bedenken. Weitere Untersuchungen sind nötig, um den Nutzen des Einsatzes bspw. inhaltlich und in gesundheitsökonomischer Hinsicht abzusichern.

Bibliographical data

Translated title of the contributionUse of a Video Translator System in Ambulatory Care Services in Hamburg – an Analysis of Requirements
Original languageGerman
ISSN1433-6251
DOIs
Publication statusPublished - 11.2017