Einflussfaktoren auf die Pflegebedürftigkeit im Längsschnitt

Abstract

Ziel der Studie: Über die Einflussfaktoren der Pflegebedürftigkeit alter Menschen ist im Längsschnitt bisher wenig bekannt. Die Kenntnis dieser Faktoren ist allerdings wichtig, um Ansatzpunkte für die Vermeidung oder Hinauszögerung von Pflegebedürftigkeit im Alter zu identifizieren. Ziel ist es, Einflussgrößen der Pflegebedürftigkeit alter Menschen im Längsschnitt zu analysieren. Methodik: Es wurden Daten aus 4 Wellen im Abstand von je 1,5 Jahren einer bevölkerungsbasierten prospektiven Kohortenstudie (AgeCoDe) verwendet, in der die Teilnehmer zur Baseline (n=3 217) mindestens 75 Jahre alt waren. Die Pflegebedürftigkeit wurde gemäß § 15 SGB XI über die Pflegestufe operationalisiert. Dabei wurden die potentiellen Prädiktoren der Pflegebedürftigkeit (soziodemografische Variablen, Beeinträchtigungen im Gehen/Sehen/Hören, Demenz und Depression) im Längsschnitt mithilfe von Random-Effects-Logit-Modellen untersucht. Ergebnisse: Die Regressionsanalysen im Längsschnitt zeigten, dass das Auftreten einer Demenz (OR: 48,2) oder von Beeinträchtigungen im Gehen (erschwertes Gehen, OR: 26,4; Gehunfähigkeit, OR: 747,9) sowie der Alterungsprozess (z. B. 90 Jahre und älter vs.<80 Jahre, OR: 32,3) die Wahrscheinlichkeit einer Pflegebedürftigkeit beträchtlich erhöhen. Deutlich geringeren Einfluss hatten der Familienstand, die Wohnsituation, Sehbeeinträchtigungen und Depressionen. Schwerhörigkeit hatte keinen signifikanten Einfluss. Schlussfolgerung: Mögliche Ansatzpunkte für die Vermeidung oder Hinauszögerung von Pflegebedürftigkeit im Alter liegen insbesondere im Bereich der Erhaltung der Gehfähigkeit und der kognitiven Leistung. Angesichts des demografischen Wandels ist die Entwicklung von entsprechenden Programmen zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit im Alter von großer gesundheitspolitischer Bedeutung.

Bibliographical data

Original languageGerman
ISSN0941-3790
DOIs
Publication statusPublished - 2017