Einfluss traumatischer Ereignisse auf das Gedächtnis

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Abstract

Stress kann substantielle Effekte auf Gedächtnisprozesse haben. Dieser
Einfluss hat wiederum enorme Bedeutung für die aussagepsychologische
Begutachtungspraxis. Im vorliegenden Artikel wird die Biopsychologie der
Stressreaktion sowie deren Einfluss auf Gedächtnisbildung, -konsolidierung
und -abruf zusammengefasst. Diese Befunde werden kontrastiert mit Studien
zum Einfluss von Missbrauchserfahrungen auf Gedächtnisprozesse und
strukturelle Veränderungen des Gehirns. Auch wenn eine direkte Translation
von laborexperimenteller Forschung an gesunden Probandinnen und
Probanden auf Personengruppen mit traumatischen Erfahrungen in Kindheit
und Jugend problematisch ist, deuten die bislang vorliegenden Befunde zumindest
darauf hin, dass Stress sowohl positive als auch negative Effekte auf
Gedächtnisprozesse haben kann. Traumatische Ereignisse sind daher nicht
zwangsläufig mit Gedächtnisdefiziten assoziiert, sondern können sogar zu
lebhafteren und akkurateren Erinnerungen führen. Zudem sollten neurowissenschaftliche
Studien zu Veränderungen der Gehirnstruktur bei Missbrauchsopfern
mit gewisser Vorsicht interpretiert werden, da einfache Struktur-
Funktions-Beziehungen der Komplexität der neuronalen Repräsentation
mentaler Prozesse nicht gerecht werden.

Bibliographical data

Original languageGerman
ISSN0939-9062
Publication statusPublished - 06.2018