Die Substitutionstherapie Opioidabhängiger in Deutschland: Auswirkungen der 3. BtMVVÄndV aus der Sicht substituierender Ärztinnen und Ärzte.

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Die Substitutionstherapie Opioidabhängiger in Deutschland: Auswirkungen der 3. BtMVVÄndV aus der Sicht substituierender Ärztinnen und Ärzte. / Lehmann, Kirsten; Kuhn, Silke; Schulte, Bernd; Meyer-Thompson, Hans-Günter; Verthein, Uwe.

In: GESUNDHEITSWESEN, Vol. 83, No. 8-09, 09.2021, p. 651-661.

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title = "Die Substitutionstherapie Opioidabh{\"a}ngiger in Deutschland: Auswirkungen der 3. BtMVV{\"A}ndV aus der Sicht substituierender {\"A}rztinnen und {\"A}rzte.",
abstract = "Ziel der Studie Die weltweit effektivste Behandlungsform der Opioidabh{\"a}ngigkeit ist die Substitutionsbehandlung mit Opioiden (Opioidsubstitutionstherapie – OST). Diese Therapieform ist auch in Deutschland etabliert. Jedoch bestehen Versorgungsl{\"u}cken, v. a. in l{\"a}ndlichen Gebieten und einzelnen Bundesl{\"a}ndern, was auf eine abnehmende Anzahl substituierender {\"A}rztInnen zur{\"u}ckzuf{\"u}hren ist. Mit der 3. Verordnung zur {\"A}nderung der Bet{\"a}ubungsmittel-Verschreibungsverordnung (3. BtMVV{\"A}ndV) in 2017 wurden {\"a}rztlich-therapeutische Aufgaben der OST in die Richtlinienkompetenz der Bundes{\"a}rztekammer {\"u}berf{\"u}hrt. Die umfassende Reform der Rahmenbedingungen der OST f{\"u}hrt zu einer st{\"a}rkeren Rechtssicherheit dieser Behandlungsform. Die vorliegende Studie zielt darauf ab, die Auswirkungen der 3. BtMVV{\"A}ndV aus der Behandelndenperspektive zu analysieren.Methode Ein Fragebogen zu individuellen Erfahrungen mit den Ver{\"a}nderungen durch die 3. BtMVV{\"A}ndV wurde zwischen August und Dezember 2019 an 2503 substituierende {\"A}rztInnen in Deutschland sowie an 563 nicht oder l{\"a}nger nicht mehr substituierende {\"A}rztInnen in Hamburg, Bayern, Nordrhein-Westfalen sowie Sachsen verschickt. Die Versendung erfolgte {\"u}ber die Bundesopiumstelle sowie die Kassen{\"a}rztlichen Vereinigungen der ausgew{\"a}hlten Bundesl{\"a}nder. Die Auswertung differenziert zwischen substituierenden {\"A}rztInnen mit und ohne suchtmedizinische Weiterbildung sowie zwischen st{\"a}dtischen und l{\"a}ndlichen Kreisen.Ergebnisse Die R{\"u}cklaufquote substituierender {\"A}rztInnen lag bei 34,1%. Das Durchschnittsalter betrug 57,9 (± 8,7) Jahre und 64,5% waren m{\"a}nnlich. Aus substitutions{\"a}rztlicher Sicht waren die relevantesten {\"A}nderungen der 3. BtMVV{\"A}ndV keine zeitliche Vorgabe f{\"u}r das Erreichen einer Opioidabstinenz (85,3%), die neue Bewertung und Behandlung des Konsums weiterer psychotroper Substanzen (71,0%), die M{\"o}glichkeit, die Take-Home-Verordnung auf 30 Tage auszudehnen (70,0%) sowie die gr{\"o}{\ss}ere Rechtssicherheit (66,2%). Die Ausweitung der Konsiliarbehandlung auf 10 PatientInnen erfuhr mit 14,8% wenig Zustimmung. 36,7% sah die Versorgung substituierter PatientInnen weder aktuell noch zuk{\"u}nftig gesichert.Schlussfolgerung Die Neuerungen durch die 3. BtMVV{\"A}ndV wurden positiv aufgenommen und hinsichtlich der erh{\"o}hten Rechtssicherheit und therapeutischen Freiheiten als relevant eingestuft. Informationsbedarf besteht in l{\"a}ndlichen Gebieten, bei substituierenden {\"A}rztInnen ohne suchtmedizinische Weiterbildung sowie bei {\"A}rztInnen, die in der Vergangenheit substituierten, es aktuell jedoch nicht mehr tun.",
keywords = "Drug Prescriptions, Germany, Humans, Male, Middle Aged, Narcotics/therapeutic use, Opiate Substitution Treatment, Opioid-Related Disorders/drug therapy, Pharmaceutical Preparations, Physicians",
author = "Kirsten Lehmann and Silke Kuhn and Bernd Schulte and Hans-G{\"u}nter Meyer-Thompson and Uwe Verthein",
note = "The Author(s). This is an open access article published by Thieme under the terms of the Creative Commons Attribution-NonDerivative-NonCommercial-License, permitting copying and reproduction so long as the original work is given appropriate credit. Contents may not be used for commercial purposes, or adapted, remixed, transformed or built upon. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/).",
year = "2021",
month = sep,
doi = "10.1055/a-1378-9249",
language = "Deutsch",
volume = "83",
pages = "651--661",
journal = "GESUNDHEITSWESEN",
issn = "0941-3790",
publisher = "Georg Thieme Verlag KG",
number = "8-09",

}

RIS

TY - JOUR

T1 - Die Substitutionstherapie Opioidabhängiger in Deutschland: Auswirkungen der 3. BtMVVÄndV aus der Sicht substituierender Ärztinnen und Ärzte.

AU - Lehmann, Kirsten

AU - Kuhn, Silke

AU - Schulte, Bernd

AU - Meyer-Thompson, Hans-Günter

AU - Verthein, Uwe

N1 - The Author(s). This is an open access article published by Thieme under the terms of the Creative Commons Attribution-NonDerivative-NonCommercial-License, permitting copying and reproduction so long as the original work is given appropriate credit. Contents may not be used for commercial purposes, or adapted, remixed, transformed or built upon. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/).

PY - 2021/9

Y1 - 2021/9

N2 - Ziel der Studie Die weltweit effektivste Behandlungsform der Opioidabhängigkeit ist die Substitutionsbehandlung mit Opioiden (Opioidsubstitutionstherapie – OST). Diese Therapieform ist auch in Deutschland etabliert. Jedoch bestehen Versorgungslücken, v. a. in ländlichen Gebieten und einzelnen Bundesländern, was auf eine abnehmende Anzahl substituierender ÄrztInnen zurückzuführen ist. Mit der 3. Verordnung zur Änderung der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (3. BtMVVÄndV) in 2017 wurden ärztlich-therapeutische Aufgaben der OST in die Richtlinienkompetenz der Bundesärztekammer überführt. Die umfassende Reform der Rahmenbedingungen der OST führt zu einer stärkeren Rechtssicherheit dieser Behandlungsform. Die vorliegende Studie zielt darauf ab, die Auswirkungen der 3. BtMVVÄndV aus der Behandelndenperspektive zu analysieren.Methode Ein Fragebogen zu individuellen Erfahrungen mit den Veränderungen durch die 3. BtMVVÄndV wurde zwischen August und Dezember 2019 an 2503 substituierende ÄrztInnen in Deutschland sowie an 563 nicht oder länger nicht mehr substituierende ÄrztInnen in Hamburg, Bayern, Nordrhein-Westfalen sowie Sachsen verschickt. Die Versendung erfolgte über die Bundesopiumstelle sowie die Kassenärztlichen Vereinigungen der ausgewählten Bundesländer. Die Auswertung differenziert zwischen substituierenden ÄrztInnen mit und ohne suchtmedizinische Weiterbildung sowie zwischen städtischen und ländlichen Kreisen.Ergebnisse Die Rücklaufquote substituierender ÄrztInnen lag bei 34,1%. Das Durchschnittsalter betrug 57,9 (± 8,7) Jahre und 64,5% waren männlich. Aus substitutionsärztlicher Sicht waren die relevantesten Änderungen der 3. BtMVVÄndV keine zeitliche Vorgabe für das Erreichen einer Opioidabstinenz (85,3%), die neue Bewertung und Behandlung des Konsums weiterer psychotroper Substanzen (71,0%), die Möglichkeit, die Take-Home-Verordnung auf 30 Tage auszudehnen (70,0%) sowie die größere Rechtssicherheit (66,2%). Die Ausweitung der Konsiliarbehandlung auf 10 PatientInnen erfuhr mit 14,8% wenig Zustimmung. 36,7% sah die Versorgung substituierter PatientInnen weder aktuell noch zukünftig gesichert.Schlussfolgerung Die Neuerungen durch die 3. BtMVVÄndV wurden positiv aufgenommen und hinsichtlich der erhöhten Rechtssicherheit und therapeutischen Freiheiten als relevant eingestuft. Informationsbedarf besteht in ländlichen Gebieten, bei substituierenden ÄrztInnen ohne suchtmedizinische Weiterbildung sowie bei ÄrztInnen, die in der Vergangenheit substituierten, es aktuell jedoch nicht mehr tun.

AB - Ziel der Studie Die weltweit effektivste Behandlungsform der Opioidabhängigkeit ist die Substitutionsbehandlung mit Opioiden (Opioidsubstitutionstherapie – OST). Diese Therapieform ist auch in Deutschland etabliert. Jedoch bestehen Versorgungslücken, v. a. in ländlichen Gebieten und einzelnen Bundesländern, was auf eine abnehmende Anzahl substituierender ÄrztInnen zurückzuführen ist. Mit der 3. Verordnung zur Änderung der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (3. BtMVVÄndV) in 2017 wurden ärztlich-therapeutische Aufgaben der OST in die Richtlinienkompetenz der Bundesärztekammer überführt. Die umfassende Reform der Rahmenbedingungen der OST führt zu einer stärkeren Rechtssicherheit dieser Behandlungsform. Die vorliegende Studie zielt darauf ab, die Auswirkungen der 3. BtMVVÄndV aus der Behandelndenperspektive zu analysieren.Methode Ein Fragebogen zu individuellen Erfahrungen mit den Veränderungen durch die 3. BtMVVÄndV wurde zwischen August und Dezember 2019 an 2503 substituierende ÄrztInnen in Deutschland sowie an 563 nicht oder länger nicht mehr substituierende ÄrztInnen in Hamburg, Bayern, Nordrhein-Westfalen sowie Sachsen verschickt. Die Versendung erfolgte über die Bundesopiumstelle sowie die Kassenärztlichen Vereinigungen der ausgewählten Bundesländer. Die Auswertung differenziert zwischen substituierenden ÄrztInnen mit und ohne suchtmedizinische Weiterbildung sowie zwischen städtischen und ländlichen Kreisen.Ergebnisse Die Rücklaufquote substituierender ÄrztInnen lag bei 34,1%. Das Durchschnittsalter betrug 57,9 (± 8,7) Jahre und 64,5% waren männlich. Aus substitutionsärztlicher Sicht waren die relevantesten Änderungen der 3. BtMVVÄndV keine zeitliche Vorgabe für das Erreichen einer Opioidabstinenz (85,3%), die neue Bewertung und Behandlung des Konsums weiterer psychotroper Substanzen (71,0%), die Möglichkeit, die Take-Home-Verordnung auf 30 Tage auszudehnen (70,0%) sowie die größere Rechtssicherheit (66,2%). Die Ausweitung der Konsiliarbehandlung auf 10 PatientInnen erfuhr mit 14,8% wenig Zustimmung. 36,7% sah die Versorgung substituierter PatientInnen weder aktuell noch zukünftig gesichert.Schlussfolgerung Die Neuerungen durch die 3. BtMVVÄndV wurden positiv aufgenommen und hinsichtlich der erhöhten Rechtssicherheit und therapeutischen Freiheiten als relevant eingestuft. Informationsbedarf besteht in ländlichen Gebieten, bei substituierenden ÄrztInnen ohne suchtmedizinische Weiterbildung sowie bei ÄrztInnen, die in der Vergangenheit substituierten, es aktuell jedoch nicht mehr tun.

KW - Drug Prescriptions

KW - Germany

KW - Humans

KW - Male

KW - Middle Aged

KW - Narcotics/therapeutic use

KW - Opiate Substitution Treatment

KW - Opioid-Related Disorders/drug therapy

KW - Pharmaceutical Preparations

KW - Physicians

U2 - 10.1055/a-1378-9249

DO - 10.1055/a-1378-9249

M3 - SCORING: Zeitschriftenaufsatz

C2 - 33647992

VL - 83

SP - 651

EP - 661

JO - GESUNDHEITSWESEN

JF - GESUNDHEITSWESEN

SN - 0941-3790

IS - 8-09

ER -