Die Kieler Beckensammlung und die Quantifizierung der schweren Geburt

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Die Kieler Beckensammlung und die Quantifizierung der schweren Geburt. / Mechler, Ulrich.

In: MEDIZINHISTORICHES J, Vol. 2023, No. 1-2, 03.2023, p. 70-106.

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title = "Die Kieler Beckensammlung und die Quantifizierung der schweren Geburt",
abstract = "Seit dem 17. Jahrhundert waren Fehlbildungen des weiblichen Beckens als Ursache schwerster Geburtskomplikationen bekannt. Im 19. Jahrhundert avancierte das sogenannte enge Becken zu einem zentralen Forschungsobjekt der medizinischen Geburtshilfe. Umfangreiche Sammlungen weiblicher Beckenpr{\"a}parate entstanden. Dieser Beitrag untersucht die Entstehung und die Verwendungsweisen der sogenannten Kieler geburtshilflichen Beckensammlung, die ab den 1830er Jahren im Rahmen der Erforschung des engen Beckens durch den Geburtshelfer Gustav Adolf Michaelis angelegt wurde. Er entwickelte eine breit einsetzbare Technik zur Vermessung des Beckens und untersuchte das Problem mittels statistischer Analysen an hunderten seiner Patientinnen. Wie der Beitrag zeigt, hatte dieser wegweisende metrisch-quantitative Zugriff auf das Ph{\"a}nomen seine Urspr{\"u}nge in den Verwaltungspraktiken der Kieler Geb{\"a}ranstalt, die eine Institution der Armenf{\"u}rsorge war. In der klinischen Praxis zeigten sich jedoch umgehend die Grenzen einer auf Beckenmessung beruhenden Geburtsplanung, die das Scheitern der Methode vorzeichneten. Dennoch wurden Michaelis und seine Sammlung von einer positivistisch-hagiografischen Medizinhistoriografie vereinnahmt.",
author = "Ulrich Mechler",
year = "2023",
month = mar,
doi = "https://doi.org/10.25162/mhj-2023-0003",
language = "Deutsch",
volume = "2023",
pages = "70--106",
journal = "MEDIZINHISTORICHES J",
issn = "0025-8431",
publisher = "Franz Steiner Verlag",
number = "1-2",

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RIS

TY - JOUR

T1 - Die Kieler Beckensammlung und die Quantifizierung der schweren Geburt

AU - Mechler, Ulrich

PY - 2023/3

Y1 - 2023/3

N2 - Seit dem 17. Jahrhundert waren Fehlbildungen des weiblichen Beckens als Ursache schwerster Geburtskomplikationen bekannt. Im 19. Jahrhundert avancierte das sogenannte enge Becken zu einem zentralen Forschungsobjekt der medizinischen Geburtshilfe. Umfangreiche Sammlungen weiblicher Beckenpräparate entstanden. Dieser Beitrag untersucht die Entstehung und die Verwendungsweisen der sogenannten Kieler geburtshilflichen Beckensammlung, die ab den 1830er Jahren im Rahmen der Erforschung des engen Beckens durch den Geburtshelfer Gustav Adolf Michaelis angelegt wurde. Er entwickelte eine breit einsetzbare Technik zur Vermessung des Beckens und untersuchte das Problem mittels statistischer Analysen an hunderten seiner Patientinnen. Wie der Beitrag zeigt, hatte dieser wegweisende metrisch-quantitative Zugriff auf das Phänomen seine Ursprünge in den Verwaltungspraktiken der Kieler Gebäranstalt, die eine Institution der Armenfürsorge war. In der klinischen Praxis zeigten sich jedoch umgehend die Grenzen einer auf Beckenmessung beruhenden Geburtsplanung, die das Scheitern der Methode vorzeichneten. Dennoch wurden Michaelis und seine Sammlung von einer positivistisch-hagiografischen Medizinhistoriografie vereinnahmt.

AB - Seit dem 17. Jahrhundert waren Fehlbildungen des weiblichen Beckens als Ursache schwerster Geburtskomplikationen bekannt. Im 19. Jahrhundert avancierte das sogenannte enge Becken zu einem zentralen Forschungsobjekt der medizinischen Geburtshilfe. Umfangreiche Sammlungen weiblicher Beckenpräparate entstanden. Dieser Beitrag untersucht die Entstehung und die Verwendungsweisen der sogenannten Kieler geburtshilflichen Beckensammlung, die ab den 1830er Jahren im Rahmen der Erforschung des engen Beckens durch den Geburtshelfer Gustav Adolf Michaelis angelegt wurde. Er entwickelte eine breit einsetzbare Technik zur Vermessung des Beckens und untersuchte das Problem mittels statistischer Analysen an hunderten seiner Patientinnen. Wie der Beitrag zeigt, hatte dieser wegweisende metrisch-quantitative Zugriff auf das Phänomen seine Ursprünge in den Verwaltungspraktiken der Kieler Gebäranstalt, die eine Institution der Armenfürsorge war. In der klinischen Praxis zeigten sich jedoch umgehend die Grenzen einer auf Beckenmessung beruhenden Geburtsplanung, die das Scheitern der Methode vorzeichneten. Dennoch wurden Michaelis und seine Sammlung von einer positivistisch-hagiografischen Medizinhistoriografie vereinnahmt.

UR - https://biblioscout.net/article/10.25162/mhj-2023-0003

U2 - https://doi.org/10.25162/mhj-2023-0003

DO - https://doi.org/10.25162/mhj-2023-0003

M3 - SCORING: Zeitschriftenaufsatz

VL - 2023

SP - 70

EP - 106

JO - MEDIZINHISTORICHES J

JF - MEDIZINHISTORICHES J

SN - 0025-8431

IS - 1-2

ER -