Die Bedeutung kognitiver Verzerrungen für die Diagnose einer pädosexuellen Präferenzstörung bei inhaftierten Tätern mit Sexualdelikten in Österreich

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Die Bedeutung kognitiver Verzerrungen für die Diagnose einer pädosexuellen Präferenzstörung bei inhaftierten Tätern mit Sexualdelikten in Österreich. / Eberhaut, Sabrina; Briken, Peer; Eher, Reinhard.

In: Z SEXUALFORSCH, Vol. 33, No. 1, 12.03.2020, p. 17-28.

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title = "Die Bedeutung kognitiver Verzerrungen f{\"u}r die Diagnose einer p{\"a}dosexuellen Pr{\"a}ferenzst{\"o}rung bei inhaftierten T{\"a}tern mit Sexualdelikten in {\"O}sterreich",
abstract = "Einleitung Unter kindesmissbrauchsspezifischen kognitiv verzerrten Sichtweisen versteht man pathologische Wahrnehmungsverzerrungen, die es einem T{\"a}ter erm{\"o}glichen, sexuelle {\"U}bergriffe auf Kinder zu bahnen und nach den Tathandlungen zu rechtfertigen. Zu diesen Verzerrungen z{\"a}hlen unter anderem die Annahmen, dass Kinder Sex mit Erwachsenen w{\"u}nschen oder dass sexuelle Handlungen von Erwachsenen an Kindern diesen keinen Schaden zuf{\"u}gen.Forschungsziele Zusammenh{\"a}nge zwischen solchen Verzerrungen und dem St{\"o}rungsbild einer P{\"a}dophilie wurden untersucht. Insbesondere verfolgten wir dabei die Hypothese, dass kognitive Verzerrungen Ausdruck eines klinischen St{\"o}rungsbildes sind und nicht lediglich mit dem Umstand einhergehen, ein Kind sexuell zu missbrauchen.Methoden Daf{\"u}r wurde ein Fragebogen entwickelt, der N = 632 T{\"a}tern (davon N = 462 an Kindern) vorgelegt wurde, die in {\"O}sterreich ein Sexualdelikt begangen hatten und deshalb eine Haftstrafe verb{\"u}{\ss}ten. Die T{\"a}ter wurden jeweils einer von insgesamt vier Gruppen zugeordnet (Sexualstraft{\"a}ter mit erwachsenen Opfern, Kindesmissbrauchst{\"a}ter ohne Diagnose einer P{\"a}dophilie, Kindesmissbrauchst{\"a}ter mit nicht-ausschlie{\ss}licher P{\"a}dophilie, Kindesmissbrauchst{\"a}ter mit ausschlie{\ss}licher P{\"a}dophilie). Die Ergebnisse wurden einer Faktorenanalyse unterzogen, die einzelnen Faktoren und der Gesamtwert auf Unterschiede zwischen den T{\"a}tergruppen {\"u}berpr{\"u}ft.Ergebnisse Die vorliegenden Daten legen den Schluss nahe, dass nicht der Umstand allein, ein Kind sexuell zu missbrauchen, mit solchen Verzerrungen einhergeht, sondern vielmehr die Diagnose einer p{\"a}dophilen St{\"o}rung. Insbesondere Personen mit der Diagnose einer ausschlie{\ss}lichen p{\"a}dophilen St{\"o}rung gaben derartige Kindesmissbrauchsmythen an. Vor allem Glaubenss{\"a}tze, die aus psychodynamischer Sicht als Spaltung, Projektion und projektive Identifizierung der eigenen Devianz auf Kinder verstanden werden k{\"o}nnen, waren bei gegebener Diagnose einer exklusiven p{\"a}dophilen St{\"o}rung am st{\"a}rksten ausgepr{\"a}gt.Schlussfolgerung Wahrnehmungsverzerrungen k{\"o}nnen als Abwehrmechanismen einer p{\"a}dophilen St{\"o}rung verstanden werden, die auch zur Untermauerung der Diagnose dienen k{\"o}nnen.",
author = "Sabrina Eberhaut and Peer Briken and Reinhard Eher",
year = "2020",
month = mar,
day = "12",
doi = "10.1055/a-1099-4404",
language = "Deutsch",
volume = "33",
pages = "17--28",
journal = "Z SEXUALFORSCH",
issn = "0932-8114",
publisher = "Georg Thieme Verlag KG",
number = "1",

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RIS

TY - JOUR

T1 - Die Bedeutung kognitiver Verzerrungen für die Diagnose einer pädosexuellen Präferenzstörung bei inhaftierten Tätern mit Sexualdelikten in Österreich

AU - Eberhaut, Sabrina

AU - Briken, Peer

AU - Eher, Reinhard

PY - 2020/3/12

Y1 - 2020/3/12

N2 - Einleitung Unter kindesmissbrauchsspezifischen kognitiv verzerrten Sichtweisen versteht man pathologische Wahrnehmungsverzerrungen, die es einem Täter ermöglichen, sexuelle Übergriffe auf Kinder zu bahnen und nach den Tathandlungen zu rechtfertigen. Zu diesen Verzerrungen zählen unter anderem die Annahmen, dass Kinder Sex mit Erwachsenen wünschen oder dass sexuelle Handlungen von Erwachsenen an Kindern diesen keinen Schaden zufügen.Forschungsziele Zusammenhänge zwischen solchen Verzerrungen und dem Störungsbild einer Pädophilie wurden untersucht. Insbesondere verfolgten wir dabei die Hypothese, dass kognitive Verzerrungen Ausdruck eines klinischen Störungsbildes sind und nicht lediglich mit dem Umstand einhergehen, ein Kind sexuell zu missbrauchen.Methoden Dafür wurde ein Fragebogen entwickelt, der N = 632 Tätern (davon N = 462 an Kindern) vorgelegt wurde, die in Österreich ein Sexualdelikt begangen hatten und deshalb eine Haftstrafe verbüßten. Die Täter wurden jeweils einer von insgesamt vier Gruppen zugeordnet (Sexualstraftäter mit erwachsenen Opfern, Kindesmissbrauchstäter ohne Diagnose einer Pädophilie, Kindesmissbrauchstäter mit nicht-ausschließlicher Pädophilie, Kindesmissbrauchstäter mit ausschließlicher Pädophilie). Die Ergebnisse wurden einer Faktorenanalyse unterzogen, die einzelnen Faktoren und der Gesamtwert auf Unterschiede zwischen den Tätergruppen überprüft.Ergebnisse Die vorliegenden Daten legen den Schluss nahe, dass nicht der Umstand allein, ein Kind sexuell zu missbrauchen, mit solchen Verzerrungen einhergeht, sondern vielmehr die Diagnose einer pädophilen Störung. Insbesondere Personen mit der Diagnose einer ausschließlichen pädophilen Störung gaben derartige Kindesmissbrauchsmythen an. Vor allem Glaubenssätze, die aus psychodynamischer Sicht als Spaltung, Projektion und projektive Identifizierung der eigenen Devianz auf Kinder verstanden werden können, waren bei gegebener Diagnose einer exklusiven pädophilen Störung am stärksten ausgeprägt.Schlussfolgerung Wahrnehmungsverzerrungen können als Abwehrmechanismen einer pädophilen Störung verstanden werden, die auch zur Untermauerung der Diagnose dienen können.

AB - Einleitung Unter kindesmissbrauchsspezifischen kognitiv verzerrten Sichtweisen versteht man pathologische Wahrnehmungsverzerrungen, die es einem Täter ermöglichen, sexuelle Übergriffe auf Kinder zu bahnen und nach den Tathandlungen zu rechtfertigen. Zu diesen Verzerrungen zählen unter anderem die Annahmen, dass Kinder Sex mit Erwachsenen wünschen oder dass sexuelle Handlungen von Erwachsenen an Kindern diesen keinen Schaden zufügen.Forschungsziele Zusammenhänge zwischen solchen Verzerrungen und dem Störungsbild einer Pädophilie wurden untersucht. Insbesondere verfolgten wir dabei die Hypothese, dass kognitive Verzerrungen Ausdruck eines klinischen Störungsbildes sind und nicht lediglich mit dem Umstand einhergehen, ein Kind sexuell zu missbrauchen.Methoden Dafür wurde ein Fragebogen entwickelt, der N = 632 Tätern (davon N = 462 an Kindern) vorgelegt wurde, die in Österreich ein Sexualdelikt begangen hatten und deshalb eine Haftstrafe verbüßten. Die Täter wurden jeweils einer von insgesamt vier Gruppen zugeordnet (Sexualstraftäter mit erwachsenen Opfern, Kindesmissbrauchstäter ohne Diagnose einer Pädophilie, Kindesmissbrauchstäter mit nicht-ausschließlicher Pädophilie, Kindesmissbrauchstäter mit ausschließlicher Pädophilie). Die Ergebnisse wurden einer Faktorenanalyse unterzogen, die einzelnen Faktoren und der Gesamtwert auf Unterschiede zwischen den Tätergruppen überprüft.Ergebnisse Die vorliegenden Daten legen den Schluss nahe, dass nicht der Umstand allein, ein Kind sexuell zu missbrauchen, mit solchen Verzerrungen einhergeht, sondern vielmehr die Diagnose einer pädophilen Störung. Insbesondere Personen mit der Diagnose einer ausschließlichen pädophilen Störung gaben derartige Kindesmissbrauchsmythen an. Vor allem Glaubenssätze, die aus psychodynamischer Sicht als Spaltung, Projektion und projektive Identifizierung der eigenen Devianz auf Kinder verstanden werden können, waren bei gegebener Diagnose einer exklusiven pädophilen Störung am stärksten ausgeprägt.Schlussfolgerung Wahrnehmungsverzerrungen können als Abwehrmechanismen einer pädophilen Störung verstanden werden, die auch zur Untermauerung der Diagnose dienen können.

U2 - 10.1055/a-1099-4404

DO - 10.1055/a-1099-4404

M3 - SCORING: Zeitschriftenaufsatz

VL - 33

SP - 17

EP - 28

JO - Z SEXUALFORSCH

JF - Z SEXUALFORSCH

SN - 0932-8114

IS - 1

ER -