Der Einfluss von subjektiven Krankheitstheorien auf Demoralisierung, Depression und Angst bei Patienten mit einer Krebserkrankung: eine Längsschnittstudie

Standard

Der Einfluss von subjektiven Krankheitstheorien auf Demoralisierung, Depression und Angst bei Patienten mit einer Krebserkrankung: eine Längsschnittstudie. / Bockholt, Malin; Mehnert-Theuerkauf, Anja; Vehling, Sigrun.

In: PSYCHOTHER PSYCH MED, Vol. 71, No. 11, 11.2021, p. 464-472.

Research output: SCORING: Contribution to journalSCORING: Journal articleResearchpeer-review

Harvard

APA

Vancouver

Bibtex

@article{7b4f38f24f5947cab90d607b432171d5,
title = "Der Einfluss von subjektiven Krankheitstheorien auf Demoralisierung, Depression und Angst bei Patienten mit einer Krebserkrankung: eine L{\"a}ngsschnittstudie",
abstract = "Hintergrund Diese L{\"a}ngsschnittstudie untersucht den Einfluss der Auspr{\"a}gung subjektiver Krankheitstheorien auf den zeitlichen Verlauf von Demoralisierung, Depression und Angst bei Patienten mit einer Krebserkrankung.Methode Wir untersuchten n=307 Patienten mit gemischten Tumordiagnosen und Erkrankungsstadien zu drei Messzeitpunkten: w{\"a}hrend der ambulanten bzw. station{\"a}ren Behandlung, nach 6 Monaten (n=213, 69%) sowie nach 12 Monaten (n=153, 50%). Subjektive Krankheitstheorien wurden anhand der Subskalen Konsequenzen, Kontrolle, Behandlungskontrolle und Koh{\"a}renz des Illness Perception Questionnaire (IPQ-R) erfasst. Psychische Belastung wurde anhand der Demoralisierungsskala (DS) sowie der Module Depression und Angst des Gesundheitsfragebogens f{\"u}r Patienten (PHQ-9 und GAD-7) erfasst. L{\"a}ngsschnittliche Analysen erfolgten anhand von Varianzanalysen mit Messwiederholung (MANOVA).Ergebnisse Zu Studienbeginn nahmen 20% der Teilnehmer die Erkrankung als mit einschneidenden Konsequenzen verbunden wahr (12-Monats-Follow-up: 16%); 25% nahmen sie als pers{\"o}nlich kontrollierbar (12-Monats-Follow-up: 17%), 42% als durch die medizinische Behandlung kontrollierbar (12-Monats-Follow-up: 26%) und 24% als koh{\"a}rent/verstehbar wahr (12-Monats-Follow-up: 30%). Zu Studienbeginn war die Wahrnehmung einschneidender Konsequenzen mit einer signifikant h{\"o}heren psychischen Belastung verbunden, von Kontrollierbarkeit und Koh{\"a}renz mit einer signifikant geringeren psychischen Belastung. Die Gr{\"o}{\ss}e dieses Zusammenhangs war jeweils am h{\"o}chsten f{\"u}r Demoralisierung (Konsequenzen: r=0,45, p<0,001, Kontrolle: r=− 0,25, p<0,001, Behandlungskontrolle: r=− 0,31, p<0,001, Koh{\"a}renz: r=− 0,27, p<0,001). Keine der Subskalen hatte einen signifikanten Einfluss auf die zeitliche Ver{\"a}nderung der psychischen Belastung {\"u}ber den Verlauf von 12 Monaten (d≤0,29, p≥0,09).Diskussion Die subjektive Wahrnehmung einschneidender Konsequenzen, geringer Kontrollierbarkeit sowie Verstehbarkeit der Erkrankung kann eine wichtige Quelle f{\"u}r aktuell erlebte hohe Belastungen bei Krebspatienten sein. Sie geht jedoch nicht zwangsl{\"a}ufig mit einem weiteren Anstieg oder Abfall der psychischen Belastung einher. Ein m{\"o}glicher Grund k{\"o}nnte in den begrenzten M{\"o}glichkeiten des eingesetzten IPQ-R liegen, adaptiv-angemessene von maladaptiv-verzerrten Krankheitswahrnehmungen zu differenzieren.",
author = "Malin Bockholt and Anja Mehnert-Theuerkauf and Sigrun Vehling",
year = "2021",
month = nov,
doi = "10.1055/a-1522-8500",
language = "Deutsch",
volume = "71",
pages = "464--472",
journal = "PSYCHOTHER PSYCH MED",
issn = "0937-2032",
publisher = "Georg Thieme Verlag KG",
number = "11",

}

RIS

TY - JOUR

T1 - Der Einfluss von subjektiven Krankheitstheorien auf Demoralisierung, Depression und Angst bei Patienten mit einer Krebserkrankung: eine Längsschnittstudie

AU - Bockholt, Malin

AU - Mehnert-Theuerkauf, Anja

AU - Vehling, Sigrun

PY - 2021/11

Y1 - 2021/11

N2 - Hintergrund Diese Längsschnittstudie untersucht den Einfluss der Ausprägung subjektiver Krankheitstheorien auf den zeitlichen Verlauf von Demoralisierung, Depression und Angst bei Patienten mit einer Krebserkrankung.Methode Wir untersuchten n=307 Patienten mit gemischten Tumordiagnosen und Erkrankungsstadien zu drei Messzeitpunkten: während der ambulanten bzw. stationären Behandlung, nach 6 Monaten (n=213, 69%) sowie nach 12 Monaten (n=153, 50%). Subjektive Krankheitstheorien wurden anhand der Subskalen Konsequenzen, Kontrolle, Behandlungskontrolle und Kohärenz des Illness Perception Questionnaire (IPQ-R) erfasst. Psychische Belastung wurde anhand der Demoralisierungsskala (DS) sowie der Module Depression und Angst des Gesundheitsfragebogens für Patienten (PHQ-9 und GAD-7) erfasst. Längsschnittliche Analysen erfolgten anhand von Varianzanalysen mit Messwiederholung (MANOVA).Ergebnisse Zu Studienbeginn nahmen 20% der Teilnehmer die Erkrankung als mit einschneidenden Konsequenzen verbunden wahr (12-Monats-Follow-up: 16%); 25% nahmen sie als persönlich kontrollierbar (12-Monats-Follow-up: 17%), 42% als durch die medizinische Behandlung kontrollierbar (12-Monats-Follow-up: 26%) und 24% als kohärent/verstehbar wahr (12-Monats-Follow-up: 30%). Zu Studienbeginn war die Wahrnehmung einschneidender Konsequenzen mit einer signifikant höheren psychischen Belastung verbunden, von Kontrollierbarkeit und Kohärenz mit einer signifikant geringeren psychischen Belastung. Die Größe dieses Zusammenhangs war jeweils am höchsten für Demoralisierung (Konsequenzen: r=0,45, p<0,001, Kontrolle: r=− 0,25, p<0,001, Behandlungskontrolle: r=− 0,31, p<0,001, Kohärenz: r=− 0,27, p<0,001). Keine der Subskalen hatte einen signifikanten Einfluss auf die zeitliche Veränderung der psychischen Belastung über den Verlauf von 12 Monaten (d≤0,29, p≥0,09).Diskussion Die subjektive Wahrnehmung einschneidender Konsequenzen, geringer Kontrollierbarkeit sowie Verstehbarkeit der Erkrankung kann eine wichtige Quelle für aktuell erlebte hohe Belastungen bei Krebspatienten sein. Sie geht jedoch nicht zwangsläufig mit einem weiteren Anstieg oder Abfall der psychischen Belastung einher. Ein möglicher Grund könnte in den begrenzten Möglichkeiten des eingesetzten IPQ-R liegen, adaptiv-angemessene von maladaptiv-verzerrten Krankheitswahrnehmungen zu differenzieren.

AB - Hintergrund Diese Längsschnittstudie untersucht den Einfluss der Ausprägung subjektiver Krankheitstheorien auf den zeitlichen Verlauf von Demoralisierung, Depression und Angst bei Patienten mit einer Krebserkrankung.Methode Wir untersuchten n=307 Patienten mit gemischten Tumordiagnosen und Erkrankungsstadien zu drei Messzeitpunkten: während der ambulanten bzw. stationären Behandlung, nach 6 Monaten (n=213, 69%) sowie nach 12 Monaten (n=153, 50%). Subjektive Krankheitstheorien wurden anhand der Subskalen Konsequenzen, Kontrolle, Behandlungskontrolle und Kohärenz des Illness Perception Questionnaire (IPQ-R) erfasst. Psychische Belastung wurde anhand der Demoralisierungsskala (DS) sowie der Module Depression und Angst des Gesundheitsfragebogens für Patienten (PHQ-9 und GAD-7) erfasst. Längsschnittliche Analysen erfolgten anhand von Varianzanalysen mit Messwiederholung (MANOVA).Ergebnisse Zu Studienbeginn nahmen 20% der Teilnehmer die Erkrankung als mit einschneidenden Konsequenzen verbunden wahr (12-Monats-Follow-up: 16%); 25% nahmen sie als persönlich kontrollierbar (12-Monats-Follow-up: 17%), 42% als durch die medizinische Behandlung kontrollierbar (12-Monats-Follow-up: 26%) und 24% als kohärent/verstehbar wahr (12-Monats-Follow-up: 30%). Zu Studienbeginn war die Wahrnehmung einschneidender Konsequenzen mit einer signifikant höheren psychischen Belastung verbunden, von Kontrollierbarkeit und Kohärenz mit einer signifikant geringeren psychischen Belastung. Die Größe dieses Zusammenhangs war jeweils am höchsten für Demoralisierung (Konsequenzen: r=0,45, p<0,001, Kontrolle: r=− 0,25, p<0,001, Behandlungskontrolle: r=− 0,31, p<0,001, Kohärenz: r=− 0,27, p<0,001). Keine der Subskalen hatte einen signifikanten Einfluss auf die zeitliche Veränderung der psychischen Belastung über den Verlauf von 12 Monaten (d≤0,29, p≥0,09).Diskussion Die subjektive Wahrnehmung einschneidender Konsequenzen, geringer Kontrollierbarkeit sowie Verstehbarkeit der Erkrankung kann eine wichtige Quelle für aktuell erlebte hohe Belastungen bei Krebspatienten sein. Sie geht jedoch nicht zwangsläufig mit einem weiteren Anstieg oder Abfall der psychischen Belastung einher. Ein möglicher Grund könnte in den begrenzten Möglichkeiten des eingesetzten IPQ-R liegen, adaptiv-angemessene von maladaptiv-verzerrten Krankheitswahrnehmungen zu differenzieren.

U2 - 10.1055/a-1522-8500

DO - 10.1055/a-1522-8500

M3 - SCORING: Zeitschriftenaufsatz

C2 - 34265855

VL - 71

SP - 464

EP - 472

JO - PSYCHOTHER PSYCH MED

JF - PSYCHOTHER PSYCH MED

SN - 0937-2032

IS - 11

ER -