CME: Lakunäre Schlaganfälle - veraltete Annahmen überdenken

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Abstract

Lakunäre Schlaganfälle sind kleine subkortikale Ischämien, die bis zu einem Drittel aller Schlaganfälle verursachen. Historisch bedingt wurden lakunäre Schlaganfälle anhand ihrer klinischen Präsentation als lakunäre Syndrome definiert. Ursächlich für einen lakunären Schlaganfall wird der Verschluss von Perforansarterien in der tiefen weißen Substanz, in den Basalganglien, im Thalamus oder im Hirnstamm vorrangig durch Lipohyalinose und Mikroatherome angenommen. Da diese beiden pathophysiologischen Veränderungen, die einer systemischen Thrombolyse als nicht zugänglich erachtet werden, wird der Nutzen der Thrombolyse bei lakunären Infarkten kontrovers diskutiert. Die Studienergebnisse der letzten zwei Dekaden stellen viele dieser Annahmen in Frage. Sie zeigen, dass aus der klinischen Präsentation eines lakunären Syndroms nicht zwingend die Diagnose eines lakunären Schlaganfalls gefolgert werden kann, dass die Pathophysiologie über Lipohyalinose und Mikroatherome hinausgeht und lakunäre Infarkte auch embolischer Genese sein können. Schließlich zeigen aktuelle Studiendaten dass auch Patienten mit einem lakunären Schlaganfall von einer systemischen Thrombolyse profitieren. Der vorliegende Artikel gibt eine aktuelle Übersicht über die Phänomenologie, Pathophysiologie und Therapie von lakunären Schlaganfällen.

Bibliographical data

Original languageGerman
Article number22
ISSN1437-062X
Publication statusPublished - 2020