Zur Lage der professionellen Psychologie im Gesundheitssystem Österreichs

Abstract

Die Möglichkeiten der professionellen Psychologie im Gesundheitssystem in Österreich werden wesentlich durch die legistischen Rahmenbedingungen und die Finanzierungsmodi ihrer Leistungen bestimmt. Das erste Psychologengesetz, 1990, ermöglichte einen umfangreichen Titelschutz und Behandlungserlaubnis. Das Psychologengesetz 2013 regelte Qualitätsstandards und höhere Ausbildungsanforderungen. Das österreichische Dilemma besteht im gesetzlichen Splitting der psychologischen und psychotherapeutischen Tätigkeiten. Während klinische Psycholog_innen in allen medizinischen Fächern österreichweit in Krankenanstalten etablierter Bestandteil der Behandlungsteams sind, ist die klinisch-psychologische Behandlung extramural als Kassenleistung nicht vorgesehen. Um das Tätigkeitsspektrum und die Situation der Psycholog_innen zu ermitteln, wird fünfjährig eine Mitgliederbefragung des Berufsverbandes österreichischer Psycholog_innen (BÖP) durchgeführt. Die Ergebnisse der Befragung von 1.034 Mitgliedern im Jahr 2019 zeigen einen hohen Anteil an Mitgliedern aus dem Fachbereich Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie, viele davon sind sogar mehrfachqualifiziert. Erfreulich wenig Kolleg_innen sind arbeitssuchend. Der BÖP ist Auftragnehmer von diversen gesellschafts- und gesundheitspolitisch relevanten, flächendeckenden Maßnahmen des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (Sozialministerium) wie zum Beispiel die klinisch Psychologische Betreuung von arbeitslosen Personen sowie klinisch-psychologische Interventionen für belastete pflegende Angehörige. Um auf die Bedeutung guter und ausreichender psychischer Versorgung aufmerksam zu machen, initiierte der BÖP eine Open Petition, die rund 30.000 Unterstützer_innen aus diversen Gesundheitsberufen wie Medizin, Psychologie und Psychotherapie erreichte (Stand April 2020). Ziel ist es einen Masterplan für eine bessere psychische Versorgung in Österreich zu entwickeln. Dies erscheint angesichts der Prognose der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation, WHO), dass psychische Erkrankungen und besonders Depressionen die zukünftigen Top-Belastungen der Gesellschaft sein werden, als eine Notwendigkeit.

Bibliografische Daten

OriginalspracheDeutsch
ISSN0033-3042
DOIs
StatusVeröffentlicht - 16.09.2020
Extern publiziertJa