Was ist sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Strukturen?

Standard

Was ist sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Strukturen? Eine qualitative Inhaltsanalyse der Erfahrungsberichte von Betroffenen und ZeitzeugInnen. / Behrendt, Pia; Nick, Susanne; Briken, Peer; Schröder, Johanna.

in: Z SEXUALFORSCH, Jahrgang 33, Nr. 2, 15.06.2020, S. 76-87.

Publikationen: SCORING: Beitrag in Fachzeitschrift/ZeitungSCORING: ZeitschriftenaufsatzForschungBegutachtung

Harvard

APA

Vancouver

Bibtex

@article{f93f65dfe2bb477caeb028a314b9c913,
title = "Was ist sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Strukturen?: Eine qualitative Inhaltsanalyse der Erfahrungsberichte von Betroffenen und ZeitzeugInnen",
abstract = "Einleitung Sexueller Kindesmissbrauch in organisierten und rituellen Strukturen (ORG) beinhaltet vernetzte T{\"a}terInnen-Gruppen mit einem ideologischen {\"U}berbau. Die definitorische Unsch{\"a}rfe des Begriffes „rituell“ erschwert den fachlichen Diskurs und die Aufkl{\"a}rung der Gesellschaft.Forschungsziele Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel herauszuarbeiten, wie Betroffene und ZeitzeugInnen organisierte und rituelle Merkmale der sexualisierten Gewalt beschreiben, um die Definition von ORG weiter ausdifferenzieren zu k{\"o}nnen.Methoden Im Rahmen eines von der Unabh{\"a}ngigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (UKASK) gef{\"o}rderten Projekts wurden 23 Transkripte vertraulicher Anh{\"o}rungen (offene bis teilstrukturierte Interviews) sowie elf schriftliche Berichte von 33 Betroffenen und ZeitzeugInnen mittels eines mehrstufigen, inhaltsanalytischen Vorgehens ausgewertet (deduktiv-induktiv-deduktive Kategorienentwicklung).Ergebnisse Die Struktur (z. B. vernetzte T{\"a}terInnen mit Einfluss auf Machtstrukturen) und Strategien (z. B. gezielte Aufspaltung und Konditionierung, oder Bedrohung) der T{\"a}terInnen-Gruppen wurden als organisierte Merkmale identifiziert. Weiterhin wurde die Verwendung von Ideologien (z. B. religi{\"o}s, rechtsextrem, satanisch), Symbolik (z. B. Sprache, Objekte, Kleidung) und Praktiken (z. B. Zeremonien, Opferungen, Kannibalismus) als rituelle Merkmale gedeutet. Dabei entstand der Eindruck, dass die einzelnen Elemente eng miteinander verkn{\"u}pft sind.Schlussfolgerung Die Elemente ritueller Gewalt scheinen auf den Elementen organisierter Gewalt aufzubauen, eine Rechtfertigung der Gewalttaten zu bezwecken und diese gleichsam zu intensivieren. Rituelle Gewalt als einen ideologischen Subtyp organisierter Gewalt zu verstehen, kann die gesellschaftliche Aufkl{\"a}rung erleichtern und so die psychosoziale Versorgung betroffener Personen verbessern.",
author = "Pia Behrendt and Susanne Nick and Peer Briken and Johanna Schr{\"o}der",
year = "2020",
month = jun,
day = "15",
doi = "10.1055/a-1160-3976",
language = "Deutsch",
volume = "33",
pages = "76--87",
journal = "Z SEXUALFORSCH",
issn = "0932-8114",
publisher = "Georg Thieme Verlag KG",
number = "2",

}

RIS

TY - JOUR

T1 - Was ist sexualisierte Gewalt in organisierten und rituellen Strukturen?

T2 - Eine qualitative Inhaltsanalyse der Erfahrungsberichte von Betroffenen und ZeitzeugInnen

AU - Behrendt, Pia

AU - Nick, Susanne

AU - Briken, Peer

AU - Schröder, Johanna

PY - 2020/6/15

Y1 - 2020/6/15

N2 - Einleitung Sexueller Kindesmissbrauch in organisierten und rituellen Strukturen (ORG) beinhaltet vernetzte TäterInnen-Gruppen mit einem ideologischen Überbau. Die definitorische Unschärfe des Begriffes „rituell“ erschwert den fachlichen Diskurs und die Aufklärung der Gesellschaft.Forschungsziele Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel herauszuarbeiten, wie Betroffene und ZeitzeugInnen organisierte und rituelle Merkmale der sexualisierten Gewalt beschreiben, um die Definition von ORG weiter ausdifferenzieren zu können.Methoden Im Rahmen eines von der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (UKASK) geförderten Projekts wurden 23 Transkripte vertraulicher Anhörungen (offene bis teilstrukturierte Interviews) sowie elf schriftliche Berichte von 33 Betroffenen und ZeitzeugInnen mittels eines mehrstufigen, inhaltsanalytischen Vorgehens ausgewertet (deduktiv-induktiv-deduktive Kategorienentwicklung).Ergebnisse Die Struktur (z. B. vernetzte TäterInnen mit Einfluss auf Machtstrukturen) und Strategien (z. B. gezielte Aufspaltung und Konditionierung, oder Bedrohung) der TäterInnen-Gruppen wurden als organisierte Merkmale identifiziert. Weiterhin wurde die Verwendung von Ideologien (z. B. religiös, rechtsextrem, satanisch), Symbolik (z. B. Sprache, Objekte, Kleidung) und Praktiken (z. B. Zeremonien, Opferungen, Kannibalismus) als rituelle Merkmale gedeutet. Dabei entstand der Eindruck, dass die einzelnen Elemente eng miteinander verknüpft sind.Schlussfolgerung Die Elemente ritueller Gewalt scheinen auf den Elementen organisierter Gewalt aufzubauen, eine Rechtfertigung der Gewalttaten zu bezwecken und diese gleichsam zu intensivieren. Rituelle Gewalt als einen ideologischen Subtyp organisierter Gewalt zu verstehen, kann die gesellschaftliche Aufklärung erleichtern und so die psychosoziale Versorgung betroffener Personen verbessern.

AB - Einleitung Sexueller Kindesmissbrauch in organisierten und rituellen Strukturen (ORG) beinhaltet vernetzte TäterInnen-Gruppen mit einem ideologischen Überbau. Die definitorische Unschärfe des Begriffes „rituell“ erschwert den fachlichen Diskurs und die Aufklärung der Gesellschaft.Forschungsziele Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel herauszuarbeiten, wie Betroffene und ZeitzeugInnen organisierte und rituelle Merkmale der sexualisierten Gewalt beschreiben, um die Definition von ORG weiter ausdifferenzieren zu können.Methoden Im Rahmen eines von der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (UKASK) geförderten Projekts wurden 23 Transkripte vertraulicher Anhörungen (offene bis teilstrukturierte Interviews) sowie elf schriftliche Berichte von 33 Betroffenen und ZeitzeugInnen mittels eines mehrstufigen, inhaltsanalytischen Vorgehens ausgewertet (deduktiv-induktiv-deduktive Kategorienentwicklung).Ergebnisse Die Struktur (z. B. vernetzte TäterInnen mit Einfluss auf Machtstrukturen) und Strategien (z. B. gezielte Aufspaltung und Konditionierung, oder Bedrohung) der TäterInnen-Gruppen wurden als organisierte Merkmale identifiziert. Weiterhin wurde die Verwendung von Ideologien (z. B. religiös, rechtsextrem, satanisch), Symbolik (z. B. Sprache, Objekte, Kleidung) und Praktiken (z. B. Zeremonien, Opferungen, Kannibalismus) als rituelle Merkmale gedeutet. Dabei entstand der Eindruck, dass die einzelnen Elemente eng miteinander verknüpft sind.Schlussfolgerung Die Elemente ritueller Gewalt scheinen auf den Elementen organisierter Gewalt aufzubauen, eine Rechtfertigung der Gewalttaten zu bezwecken und diese gleichsam zu intensivieren. Rituelle Gewalt als einen ideologischen Subtyp organisierter Gewalt zu verstehen, kann die gesellschaftliche Aufklärung erleichtern und so die psychosoziale Versorgung betroffener Personen verbessern.

U2 - 10.1055/a-1160-3976

DO - 10.1055/a-1160-3976

M3 - SCORING: Zeitschriftenaufsatz

VL - 33

SP - 76

EP - 87

JO - Z SEXUALFORSCH

JF - Z SEXUALFORSCH

SN - 0932-8114

IS - 2

ER -