Tagesschläfrigkeit bei Pflegepersonal: Eine Querschnittanalyse der Daten der Hamburg City Health Study (HCHS)

Abstract

Hintergrund
Aufgrund von Arbeitszeiten, die außerhalb der normalen Tagesarbeitszeit liegen, kann es bei Pflegepersonal zu Störungen der inneren Uhr kommen. Durch zusätzliche Verpflichtungen im familiären Bereich kann sich möglicherweise eine Normalisierung der zirkadianen Störung bei weiblichen Pflegenden erschweren, da sie zu Hause nicht genug Zeit für Schlaf und Erholung finden.

Fragestellung
In der vorliegenden Arbeit soll explorativ untersucht werden, ob Beschäftigte in der Pflege ein höheres Risiko für Tagesschläfrigkeit haben als andere Berufsgruppen, die nicht im Schichtdienst arbeiten. Darüber hinaus soll ebenfalls explorativ analysiert werden, inwiefern das Geschlecht in Verbindung mit der Beschäftigung im Schichtdienst eine Rolle hinsichtlich der Tagesschläfrigkeit spielt.

Material und Methoden
Aus der 10.000er Baselinestichprobe der Hamburg City Health Study (HCHS) wurden alle Proband:innen selektiert, die beruflich in der Pflege tätig waren. Anhand des Alters, des Geschlechts und des Chronotyps wurden aus dem HCHS-Datensatz aktiv Beschäftigte im Verhältnis 1:3 gezogen, die aus Branchen mit vorwiegend keiner Schichtarbeit stammen (Kontrollen). Die Tagesschläfrigkeit wurde anhand des Epworth-Sleepiness-Scale-Fragebogens (ESS) erhoben.

Ergebnisse
In der Gesamtstichprobe der HCHS waren 4646 Personen aktiv beschäftigt. Unter diesen befanden sich 134 Personen, die angaben, in der Pflege zu arbeiten. Anhand des Matchings von 1:3 wurde ein Datensatz von 536 Personen erzeugt. Insgesamt konnte für 19 % der Stichprobe eine exzessive Tagesschläfrigkeit beobachtet werden, davon betroffen waren 25 % der Pflegenden und 17 % der Beschäftigten anderer Branchen. Weibliche Beschäftigte in der Pflege hatten im Vergleich zu Männern aus anderen Branchen ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für exzessive Tagesschläfrigkeit (OR 3,5; 95 % KI 1,32–9,23).

Diskussion
Anhand der Ergebnisse der bevölkerungsbezogenen Untersuchung zeigt sich, dass Pflegepersonal im Vergleich zu Branchen ohne Schichtarbeit öfter von Tagesschläfrigkeit betroffen ist. Inwieweit Frauen, die in der Pflege arbeiten ein noch höheres Risiko für Tagesschläfrigkeit besitzen, sollte in weiteren Studien anhand zusätzlicher Merkmale präziser untersucht werden.

Bibliografische Daten

Titel in ÜbersetzungDaytime sleepiness among nursing staff: A cross-sectional analysis of data from the Hamburg City Health Study (HCHS)
OriginalspracheDeutsch
ISSN0944-2502
DOIs
StatusVeröffentlicht - 05.2023