Strahlentherapie oder Operation bei HPV-positiven Oropharynxkarzinomen? Die ORATOR2-Studie – ein Vergleich von Birnen und Äpfeln

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Strahlentherapie oder Operation bei HPV-positiven Oropharynxkarzinomen? Die ORATOR2-Studie – ein Vergleich von Birnen und Äpfeln. / Zech, Henrike Barbara Antonia Angelika; Betz, Christian Stephan; Hoffmann, Thomas K; Klußmann, Jens Peter; Deitmer, Thomas; Guntinas-Lichius, Orlando.

in: LARYNGO RHINO OTOL, Jahrgang 102, Nr. 3, 01.03.2023, S. 169-176.

Publikationen: SCORING: Beitrag in Fachzeitschrift/ZeitungSCORING: ReviewForschung

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title = "Strahlentherapie oder Operation bei HPV-positiven Oropharynxkarzinomen? Die ORATOR2-Studie – ein Vergleich von Birnen und {\"A}pfeln",
abstract = "Die ORATOR2-Studie war eine internationale, multizentrische, randomisierte Phase-II-Studie mit dem Ziel, das optimale Therapie-Deeskalationskonzept bei HPV-positiven Oropharynxkarzinomen im Fr{\"u}hstadium (T1–2, N0–2) zu erfassen. Die Patienten (n = 61) wurden entweder mittels transoraler Chirurgie und Neck Dissection behandelt oder mittels intensit{\"a}tsmodulierter Strahlentherapie. Die Deeskalationskomponente beider Arme war eine Dosisreduktion der prim{\"a}ren oder adjuvanten Strahlentherapie. Der prim{\"a}re Endpunkt war das Gesamt{\"u}berleben. Dieses war im Bestrahlungsarm besser, was haupts{\"a}chlich durch 3 Todesf{\"a}lle im Operationsarm bedingt war, hiervon 2 therapieassoziiert. Dies f{\"u}hrte zum fr{\"u}hzeitigen Abbruch der Studie. Die Deutsche Gesellschaft f{\"u}r Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie/Arbeitsgemeinschaft f{\"u}r Onkologie warnt davor, die Studienergebnisse als m{\"o}gliches Entscheidungskriterium f{\"u}r die Therapiewahl von HPV-positiven Oropharynxkarzinomen zu verwenden, angesichts der Schw{\"a}chen der Studie insbesondere im Operationsarm (Sicherheitsabstand von 10 mm, streng empfohlene Nachresektion bei R1/knappen Resektionsr{\"a}ndern, keine freien/regionalen Transplantate zur Rekonstruktion, kaum Verwendung der Laserchirurgie, hohe Tracheotomierate). Kleine Patientenzahlen, eine sehr selektionierte Patientenkohorte und die kurze Nachbeobachtungszeit schr{\"a}nken die Aussagekraft der Studie weiter ein. Patienten mit HPV-assoziierten Oropharynxkarzinomen sollten aktuell keine deeskalierende (Strahlen-) Therapie au{\ss}erhalb klinischer Studien erhalten. Bei der Entscheidung zwischen einem chirurgischen oder einem strahlentherapeutischen Vorgehen sollten Patienten nach interdisziplin{\"a}rer Zustimmung eines Tumorboards {\"u}ber Vor- und Nachteile beider Modalit{\"a}ten aufgekl{\"a}rt werden, bis Ergebnisse klinisch relevanter Phase-III-Studien (bspw. EORTC 1420) vorliegen.",
keywords = "Humans, Papillomavirus Infections, Oropharyngeal Neoplasms, Cisplatin, Free Tissue Flaps, Human Papillomavirus Viruses, Squamous Cell Carcinoma of Head and Neck, Head and Neck Neoplasms",
author = "Zech, {Henrike Barbara Antonia Angelika} and Betz, {Christian Stephan} and Hoffmann, {Thomas K} and Klu{\ss}mann, {Jens Peter} and Thomas Deitmer and Orlando Guntinas-Lichius",
year = "2023",
month = mar,
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doi = "10.1055/a-2014-5733",
language = "Deutsch",
volume = "102",
pages = "169--176",
journal = "LARYNGO RHINO OTOL",
issn = "0935-8943",
publisher = "Georg Thieme Verlag KG",
number = "3",

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RIS

TY - JOUR

T1 - Strahlentherapie oder Operation bei HPV-positiven Oropharynxkarzinomen? Die ORATOR2-Studie – ein Vergleich von Birnen und Äpfeln

AU - Zech, Henrike Barbara Antonia Angelika

AU - Betz, Christian Stephan

AU - Hoffmann, Thomas K

AU - Klußmann, Jens Peter

AU - Deitmer, Thomas

AU - Guntinas-Lichius, Orlando

PY - 2023/3/1

Y1 - 2023/3/1

N2 - Die ORATOR2-Studie war eine internationale, multizentrische, randomisierte Phase-II-Studie mit dem Ziel, das optimale Therapie-Deeskalationskonzept bei HPV-positiven Oropharynxkarzinomen im Frühstadium (T1–2, N0–2) zu erfassen. Die Patienten (n = 61) wurden entweder mittels transoraler Chirurgie und Neck Dissection behandelt oder mittels intensitätsmodulierter Strahlentherapie. Die Deeskalationskomponente beider Arme war eine Dosisreduktion der primären oder adjuvanten Strahlentherapie. Der primäre Endpunkt war das Gesamtüberleben. Dieses war im Bestrahlungsarm besser, was hauptsächlich durch 3 Todesfälle im Operationsarm bedingt war, hiervon 2 therapieassoziiert. Dies führte zum frühzeitigen Abbruch der Studie. Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie/Arbeitsgemeinschaft für Onkologie warnt davor, die Studienergebnisse als mögliches Entscheidungskriterium für die Therapiewahl von HPV-positiven Oropharynxkarzinomen zu verwenden, angesichts der Schwächen der Studie insbesondere im Operationsarm (Sicherheitsabstand von 10 mm, streng empfohlene Nachresektion bei R1/knappen Resektionsrändern, keine freien/regionalen Transplantate zur Rekonstruktion, kaum Verwendung der Laserchirurgie, hohe Tracheotomierate). Kleine Patientenzahlen, eine sehr selektionierte Patientenkohorte und die kurze Nachbeobachtungszeit schränken die Aussagekraft der Studie weiter ein. Patienten mit HPV-assoziierten Oropharynxkarzinomen sollten aktuell keine deeskalierende (Strahlen-) Therapie außerhalb klinischer Studien erhalten. Bei der Entscheidung zwischen einem chirurgischen oder einem strahlentherapeutischen Vorgehen sollten Patienten nach interdisziplinärer Zustimmung eines Tumorboards über Vor- und Nachteile beider Modalitäten aufgeklärt werden, bis Ergebnisse klinisch relevanter Phase-III-Studien (bspw. EORTC 1420) vorliegen.

AB - Die ORATOR2-Studie war eine internationale, multizentrische, randomisierte Phase-II-Studie mit dem Ziel, das optimale Therapie-Deeskalationskonzept bei HPV-positiven Oropharynxkarzinomen im Frühstadium (T1–2, N0–2) zu erfassen. Die Patienten (n = 61) wurden entweder mittels transoraler Chirurgie und Neck Dissection behandelt oder mittels intensitätsmodulierter Strahlentherapie. Die Deeskalationskomponente beider Arme war eine Dosisreduktion der primären oder adjuvanten Strahlentherapie. Der primäre Endpunkt war das Gesamtüberleben. Dieses war im Bestrahlungsarm besser, was hauptsächlich durch 3 Todesfälle im Operationsarm bedingt war, hiervon 2 therapieassoziiert. Dies führte zum frühzeitigen Abbruch der Studie. Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie/Arbeitsgemeinschaft für Onkologie warnt davor, die Studienergebnisse als mögliches Entscheidungskriterium für die Therapiewahl von HPV-positiven Oropharynxkarzinomen zu verwenden, angesichts der Schwächen der Studie insbesondere im Operationsarm (Sicherheitsabstand von 10 mm, streng empfohlene Nachresektion bei R1/knappen Resektionsrändern, keine freien/regionalen Transplantate zur Rekonstruktion, kaum Verwendung der Laserchirurgie, hohe Tracheotomierate). Kleine Patientenzahlen, eine sehr selektionierte Patientenkohorte und die kurze Nachbeobachtungszeit schränken die Aussagekraft der Studie weiter ein. Patienten mit HPV-assoziierten Oropharynxkarzinomen sollten aktuell keine deeskalierende (Strahlen-) Therapie außerhalb klinischer Studien erhalten. Bei der Entscheidung zwischen einem chirurgischen oder einem strahlentherapeutischen Vorgehen sollten Patienten nach interdisziplinärer Zustimmung eines Tumorboards über Vor- und Nachteile beider Modalitäten aufgeklärt werden, bis Ergebnisse klinisch relevanter Phase-III-Studien (bspw. EORTC 1420) vorliegen.

KW - Humans

KW - Papillomavirus Infections

KW - Oropharyngeal Neoplasms

KW - Cisplatin

KW - Free Tissue Flaps

KW - Human Papillomavirus Viruses

KW - Squamous Cell Carcinoma of Head and Neck

KW - Head and Neck Neoplasms

U2 - 10.1055/a-2014-5733

DO - 10.1055/a-2014-5733

M3 - SCORING: Review

C2 - 36858059

VL - 102

SP - 169

EP - 176

JO - LARYNGO RHINO OTOL

JF - LARYNGO RHINO OTOL

SN - 0935-8943

IS - 3

ER -