Risikofaktoren für einen gemischten Chimerismus nach Stammzelltransplantation mit Treosulfan- oder Melphalanbasierter Konditionierung bei Kindern und Jugendlichen mit primärer Hämophagozytischer Lymphohistiozytose

  • Katharina Wustrau
  • Michael H Albert
  • Peter Bader
  • Rita Beier
  • Birgit Burkhardt
  • Martin Chada
  • Johann Greil
  • Bernd Gruhn
  • Jörn-Sven Kühl
  • Peter Lang
  • Roland Meisel
  • Ansgar Schulz
  • Markus Seidel
  • Carsten Speckmann
  • Karl-Walter Sykora
  • Angela Wawer
  • Wilhelm Wößmann
  • Ann-Kathrin Ozga
  • Gritta Janka-Schaub
  • Stephan Ehl
  • Ingo Müller
  • Kai Lehmberg

Abstract

Fragestellung: Die primäre Hämophagozytische Lymphohistiozytose(HLH) ist ein genetisch bedingtes Hyperinflammationssyndrom, welcheszum jetzigen Zeitpunkt nur durch eine Stammzelltransplantation (SZT) geheilt werden kann. Konditionierungsregime mit reduzierter Intensität(RIC), ermöglichen bessere Überlebensraten, führen gleichzeitig aber zueinem häufiger auftretendem gemischten Chimerismus. Ein gemischterChimerismus von mehr als 25 % ermöglicht Überleben ohne eine HLHReaktivierung.Ziel der Untersuchung war es, mögliche Risikofaktoren füreinen substantiellen gemischten Chimärismus nach einer Treosulfan oderMelphalan basierten Konditionierung zu identifizieren.Studiendesign: Es erfolgte eine retrospektive multizentrische Analyse derdeutschen und österreichischen Patienten mit HLH, die seit 2009 eineStammzelltransplantation mit einem Melphalan oder Treosulfan basiertemKonditionierungsregime auf Grund einer hereditären Form der HLH(familiäre HLH 2–5, X-linked Lymphoproliferatives Syndrom 1 und 2,Griscelli-Syndrom 2, Chediak-Higashi Syndrom) erhalten haben. Analysiertwurden Überleben, Engraftment, Spenderchimerismus und schwerwiegendeKomplikationen. Der Spenderchimärismus wurde als bedeutendgewertet, wenn die Patienten auf Grund der Entscheidung des behandelndenArztes entweder sekundäre Zelltherapien erhalten haben (zweite SZT,Donor Lymphozyten Infusion oder Stammzellboost) oder der gemischteChimerismus auf unter 25 % Spenderchimärimus fiel. Es wurden multivarianteAnalyse mit Hilfe eines logistischen Regressionsmodells von fünfpotentiellen Risikofaktoren für das Auftreten eines gemischten Chimerismusdurchgeführt: (1) Spender-Typ (matched related or unrelated vs.mismatched), (2) Stammzellquelle (Periphere Stammzellen vs. Knochenmark),(3) Art der alkylierenden Chemotherapie (Melphalan vs. Treosulfan,meistens mit zusätzlicher Gabe von Thiotepa), (4) Serotherapie(Alemtuzumab vs. ATG (Fresenius/Grafalon® or ATG Genzyme/Thymoglobulin®)), und (5) Remissionsstatus (Remission vs. Nicht-Remission).Haploidente Stammzelltransplantationen wurde für die Risikoanalyse ausgeschlossen.Ergebnisse: Insgesamt wurden 61 aufeinanderfolgende Patienten analysiert.Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 721 Tage (Varianz 4 Tagebis 8,2 Jahre). Das Gesamtüberleben betrug 77 %, das primäre Engraftmentwar bei 95 % der Patienten erfolgreich. Ein gemischter Chimärismus>95 % trat in 46 % auf. Ein substanzieller gemischter Chimärimus(sekundäre Zelltherapie und/oder Chimärismus >25 %) wurde bei 31 %der Patienten beschrieben. Eine sekundäre Zelltherapie nach SZT wurdebei 28 % der Patienten angewendet, bei 21 % DLI, 7 % Stammzellboostund 13 % 2. SZT. Die Art des Spenders war der einzig signifikante Risikofaktorfür das Auftreten eines substanziellen gemischten Chimärismus(p = 0,013). Ein nicht HLA-identer Spender (8 oder 9/10; n = 26) erhöhtedas Risiko im Vergleich zu einem HLA-identen verwandten oder unverwandtenSpender (10/10, n = 27) um 6.3 (OR, KI95 % 1,6–31). Die Artdes verwendeten Alkylanz war kein signifikanter Risikofaktor. Milde odermoderate Veno-occlusive disease (VOD) trat bei 10 % der Patienten auf.Akute GvHD ≥3° wurde bei 11 % der Patienten diagnostiziert und chronischeGvHD trat bei 3 Patienten limitiert auf.Schlussfolgerung: Das Überleben und die Toxizität nach Treosulfan oderMelphalan basierter Konditionierung ist günstig, das Auftreten eines gemischtenChimerismus jedoch häufig. Als signifikanter Risikofaktor konnteein nicht HLA-identer Spender (8 oder 9/10) für das Auftreten eines bedeutendengemischten Chimerismus identifiziert werden.

Bibliografische Daten

OriginalspracheDeutsch
TitelMonatsschrift Kinderheilkunde > Ausgabe 7/2018 : Abstracts der 91. Wissenschaftlichen Halbjahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH)
Band01.07.2018 | Abstracts | Ausgabe 7/2018
Erscheinungsdatum2019
Seiten646-647
StatusVeröffentlicht - 2019
Veranstaltung91. Wissenschaftlichen Halbjahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) - Frankfurt / Main, Deutschland
Dauer: 04.05.201805.05.2018