Mitwachsende Korrektursysteme bei Early-Onset-Skoliosen
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Mitwachsende Korrektursysteme bei Early-Onset-Skoliosen. / Stücker, Ralf; Mladenov, Kiril; Stücker, Sebastian.
in: OPER ORTHOP TRAUMATO, Jahrgang 36, Nr. 1, 02.2024, S. 12-20.Publikationen: SCORING: Beitrag in Fachzeitschrift/Zeitung › SCORING: Review › Forschung
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T1 - Mitwachsende Korrektursysteme bei Early-Onset-Skoliosen
AU - Stücker, Ralf
AU - Mladenov, Kiril
AU - Stücker, Sebastian
N1 - © 2023. The Author(s), under exclusive licence to Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature.
PY - 2024/2
Y1 - 2024/2
N2 - OperationszielDie Early-Onset-Skoliose wird definiert als eine Wirbelsäulendeformität, die innerhalb der ersten 10 Lebensjahre entsteht. Um schwerwiegende pulmonale Komplikationen durch frühzeitige Spondylodesen zu vermeiden, wurden Operationsverfahren entwickelt, die das Wachstum der Wirbelsäule und von Brustkorb und Lungen erhalten. Indikationen, Operationstechnik und Ergebnisse von Operationen mit „vertical expandable prosthetic titanium rib“ (VEPTR), mit traditionellen „growing rods“ (TGR) und mit magnetisch kontrollierbaren Wachstumsstäben („magnetically controlled growing rods“ [MCGR]) werden beschrieben.IndikationenEine Indikation zur Anwendung des VEPTR-Verfahrens besteht insbesondere bei kongenitalen Skoliosen, die mit Wirbelkörpermalformationen und Brustkorbdeformitäten mit fusionierten Rippen auf der Konkavseite der Krümmung einhergehen (kongenitale Skoliose, Typ 3 „mixed deformities“). Zudem gibt es eine Indikation für neuromuskuläre und Syndrom-assoziierte Skoliosen mit einer beidseitigen Rippen-zu-Becken Instrumentierung („Eiffeltower-construct“). Die meisten dieser Deformitäten werden jedoch derzeit entweder mit TGR oder mit MCGR behandelt, sodass diese Verfahren für die überwiegende Zahl von Early-Onset-Skoliosen eingesetzt werden.KontraindikationenEine Operation mit mitwachsenden Systemen ist kontraindiziert, wenn das Wachstum abgeschlossen ist oder nur noch ein geringes Restwachstum besteht. In einem solchen Fall sollte eine finale Spondylodese erfolgen.OperationstechnikWährend das VEPTR-Verfahren eine ausgiebige Freilegung des Brustkorbs über einen transmuskulären Zugang und Thorax- bzw. Rippenosteotomien erfordert, besteht die Operation mit TGR oder MCGR in minimal-invasiven Zugängen zur Wirbelsäule oder zum Rippenthorax, um die Anker zu implantieren, sodass der Rest der Wirbelsäule einschließlich der apikalen Region nicht freigelegt wird.WeiterbehandlungEine frühzeitige Mobilisation nach 24–48 h ist gewöhnlich möglich. Gegebenenfalls sollte bei Patienten mit Osteopenie, unzureichender Compliance oder Sturzgefahr ein Korsett verordnet werden.ErgebnisseSeit dem Jahr 2005 wurden in unserer Abteilung mehr als 200 Patienten mit VEPTR, mehr als 200 Patienten mit MCGR und ca. 30 Patienten mit TGR behandelt. Die Komplikationsraten sind bei allen Operationsverfahren hoch, einschließlich kontinuierlicher Reduktion der Verlängerungsmöglichkeiten, Autofusion, Implantatlockerung oder -migration, fehlende oder unzureichende Distraktion und proximale junktionale Kyphose (PJK). In einer eigenen Serie von 13 Patienten im Alter unterhalb von 3 Jahren hat sich das VEPTR-Verfahren für kongenitale Skoliosen Typ 3 („mixed deformities“) als sehr effektiv erwiesen. In anderen Studien konnten wir zeigen, dass das physiologische Wachstum der Wirbelsäule für 2 bis 3 Jahre bei einer akzeptablen Komplikationsrate erhalten werden kann. Danach nimmt die Wachstumsrate jedoch ab. In der Literatur sind Komplikationsraten nach MCGR ebenfalls geringer als nach TGR und VEPTR, sodass dieses Operationsverfahren derzeit das Verfahren der Wahl für die meisten Patienten mit Early-Onset-Skoliose darstellt.
AB - OperationszielDie Early-Onset-Skoliose wird definiert als eine Wirbelsäulendeformität, die innerhalb der ersten 10 Lebensjahre entsteht. Um schwerwiegende pulmonale Komplikationen durch frühzeitige Spondylodesen zu vermeiden, wurden Operationsverfahren entwickelt, die das Wachstum der Wirbelsäule und von Brustkorb und Lungen erhalten. Indikationen, Operationstechnik und Ergebnisse von Operationen mit „vertical expandable prosthetic titanium rib“ (VEPTR), mit traditionellen „growing rods“ (TGR) und mit magnetisch kontrollierbaren Wachstumsstäben („magnetically controlled growing rods“ [MCGR]) werden beschrieben.IndikationenEine Indikation zur Anwendung des VEPTR-Verfahrens besteht insbesondere bei kongenitalen Skoliosen, die mit Wirbelkörpermalformationen und Brustkorbdeformitäten mit fusionierten Rippen auf der Konkavseite der Krümmung einhergehen (kongenitale Skoliose, Typ 3 „mixed deformities“). Zudem gibt es eine Indikation für neuromuskuläre und Syndrom-assoziierte Skoliosen mit einer beidseitigen Rippen-zu-Becken Instrumentierung („Eiffeltower-construct“). Die meisten dieser Deformitäten werden jedoch derzeit entweder mit TGR oder mit MCGR behandelt, sodass diese Verfahren für die überwiegende Zahl von Early-Onset-Skoliosen eingesetzt werden.KontraindikationenEine Operation mit mitwachsenden Systemen ist kontraindiziert, wenn das Wachstum abgeschlossen ist oder nur noch ein geringes Restwachstum besteht. In einem solchen Fall sollte eine finale Spondylodese erfolgen.OperationstechnikWährend das VEPTR-Verfahren eine ausgiebige Freilegung des Brustkorbs über einen transmuskulären Zugang und Thorax- bzw. Rippenosteotomien erfordert, besteht die Operation mit TGR oder MCGR in minimal-invasiven Zugängen zur Wirbelsäule oder zum Rippenthorax, um die Anker zu implantieren, sodass der Rest der Wirbelsäule einschließlich der apikalen Region nicht freigelegt wird.WeiterbehandlungEine frühzeitige Mobilisation nach 24–48 h ist gewöhnlich möglich. Gegebenenfalls sollte bei Patienten mit Osteopenie, unzureichender Compliance oder Sturzgefahr ein Korsett verordnet werden.ErgebnisseSeit dem Jahr 2005 wurden in unserer Abteilung mehr als 200 Patienten mit VEPTR, mehr als 200 Patienten mit MCGR und ca. 30 Patienten mit TGR behandelt. Die Komplikationsraten sind bei allen Operationsverfahren hoch, einschließlich kontinuierlicher Reduktion der Verlängerungsmöglichkeiten, Autofusion, Implantatlockerung oder -migration, fehlende oder unzureichende Distraktion und proximale junktionale Kyphose (PJK). In einer eigenen Serie von 13 Patienten im Alter unterhalb von 3 Jahren hat sich das VEPTR-Verfahren für kongenitale Skoliosen Typ 3 („mixed deformities“) als sehr effektiv erwiesen. In anderen Studien konnten wir zeigen, dass das physiologische Wachstum der Wirbelsäule für 2 bis 3 Jahre bei einer akzeptablen Komplikationsrate erhalten werden kann. Danach nimmt die Wachstumsrate jedoch ab. In der Literatur sind Komplikationsraten nach MCGR ebenfalls geringer als nach TGR und VEPTR, sodass dieses Operationsverfahren derzeit das Verfahren der Wahl für die meisten Patienten mit Early-Onset-Skoliose darstellt.
KW - Humans
KW - Child, Preschool
KW - Scoliosis/diagnosis
KW - Treatment Outcome
KW - Spine/abnormalities
KW - Prostheses and Implants/adverse effects
KW - Titanium
KW - Osteotomy
KW - Retrospective Studies
U2 - 10.1007/s00064-023-00832-8
DO - 10.1007/s00064-023-00832-8
M3 - SCORING: Review
C2 - 37812237
VL - 36
SP - 12
EP - 20
JO - OPER ORTHOP TRAUMATO
JF - OPER ORTHOP TRAUMATO
SN - 0934-6694
IS - 1
ER -