Key elements of planning and conducting shared decision-maling implementation trials

Abstract

Partizipative Entscheidungsfindung (PEF) als Teil patientenzentrierter Versorgung beschreibt einen Prozess der Entscheidungsfindung, in dem Patient:innen und Ärzt:innen gleichermaßen aktiv beteiligt sind. PEF ist besonders relevant, wenn Behandlungsoptionen gleichwertig sind oder die Lebensqualität von Patient:innen beeinflussen können. In Deutschland wird PEF durch die Gesundheitspolitik gefördert, von Ergebnissen aus der Versorgungsforschung gestützt und von
vielen Patient:innen gewünscht. Dennoch ist PEF noch nicht flächendeckend in der Routineversorgung implementiert. Für die Implementierung von PEF wurden verschiedene Einflussfaktoren auf unterschiedlichen Ebenen beschrieben.
Ziel der vorliegenden Dissertation ist es, innerhalb von vier distinkten Publikationen drei Schlüsselelemente für die Planung und Durchführung von PEF Implementierungsstudien zu analysieren: 1) die Entwicklung von akzeptierten und durchführbaren Implementierungsstrategien (am Beispiel der Patientenaktivierungsstrategie Ask3Questions (Ask3Q)), 2) die Evaluation der
Wahrnehmung von Barrieren für die Umsetzung von PEF aus der Sicht von Behandler:innen (am Beispiel des 8-Item Messinstruments IcanSDM) und 3) die Evaluation von organisationaler Veränderungsbereitschaft für die Implementierung von PEF aus der Sicht von Behandler:innen (am Beispiel des 10-Item Messinstruments Organizational Readiness for Implementing Change (ORIC)). Die Forschungsfragen, die sich aus diesen Zielen ergeben, wurden im Rahmen einer umfangreichen PEF Implementierungsstudie mit verschiedenen Implementierungsbausteinen beantwortet.
Qualitative und quantitative Querschnittsstudien wurden mit verschiedenen (klinischen) Akteuren eines Comprehensive Cancer Centers in Hamburg, Deutschland, durchgeführt. Die Ask3Q Intervention sowie die beiden Messinstrumente wurden mittels eines Gruppenübersetzungsprotokolls TRAPD übersetzt und adaptiert. Verständlichkeit der deutschen Versionen wurde in kognitiven Interviews getestet. Für die qualitative Evaluation der Ask3Q wurden
Fokusgruppen und Interviews mit Patient:innen mit einer Krebserkrankung sowie Behandler:innen durchgeführt und mit Hilfe qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Für die Evaluation der psychometrischen Eigenschaften des IcanSDM und ORIC wurde eine Sekundäranalyse mit Daten aus der PEF Implementierungsstudie durchgeführt. Die psychometrische Analyse beinhaltete die Analyse von Akzeptanz der Instrumente, Itemeigenschaften, faktorieller Struktur und interner Konsistenz. Die zugrunde liegende cluster-randomisierte PEF Implementierungsstudie wird mittels quantitativer Ergebnisevaluation und einer mixed methods Prozessevaluation ausgewertet.
Laut der Studienteilnehmer:innen hat die Ask3Q Intervention das Potenzial, Patient:innen zu aktivieren, im Behandlungsgespräch mehr Fragen zu stellen sowie Behandler:innen zu helfen, das Behandlungsgespräch zu strukturieren. Eigenschaften von Patient:innen wie Selbstvertrauen und der Wunsch nach Partizipation wurden als förderliche Faktoren für die Nutzung von Ask3Q
beschrieben. Studienteilnehmer:innen beschrieben Ask3Q als umsetzbar wenn verschiedene Voraussetzungen für die Implementierung, wie klare Zuständigkeiten für die Verteilung der Intervention sowie die Motivation von Behandler:innen Ask3Q zu nutzen, gegeben sind. Die Übersetzung und Adaptation des IcanSDM und des ORIC war erfolgreich mit Ausnahme jeweils
eines Items, welches reduzierte Verständlichkeit in kognitiven Interviews zeigte. Der IcanSDM zeigte zudem mangelhafte psychometrische Eigenschaften und es konnte keine valide Faktorenstruktur gefunden werden. Zudem liegt dem Instrument kein klar definiertes Konstrukt zugrunde, was dessen Inhaltsvalidität reduziert. Der ORIC zeigte gute psychometrische Eigenschaften und eine einfaktorielle Struktur für beide geprüfte Versionen, einer 9-Item und einer
10-Item Version. Die Ergebnisse dieser Dissertation beschreiben Faktoren, die auf drei Dimensionen des Consolidated Framework for Implementation Research (CFIR) verortet werden können: der Dimension der Intervention, der Dimension der involvierten Individuen und der Dimension der Organisation. Diese Dissertation stellt die erste systematische Übersetzung, Adaptation und
Evaluation der Ask3Q Intervention zur Verfügung. Zudem beinhaltet sie die ersten deutschsprachigen Messinstrumente für die Wahrnehmung von Barrieren für die Umsetzung von PEF durch Behandler:innen sowie die Wahrnehmung von organisationaler Veränderungsbereitschaft für die Implementierung von PEF durch Behandler:innen. Innerhalb der PEF Implementierungsstudie wurde Ask3Q in die Routinekrebsversorgung implementiert, die Instrumente IcanSDM und ORIC wurden für die Evaluation der Implementierung genutzt.
Ergebnisse der umfangreichen Implementierungsstudie werden zeigen, ob ein
Paradigmenwechsel hin zu einer verstärkten Anwendung von PEF möglich ist, wenn Einflussfaktoren auf verschiedenen Ebenen beachtet werden.

Bibliografische Daten

OriginalspracheEnglisch
StatusVeröffentlicht - 2022