Internationale Konsenserklärung zu Screening, Diagnostik und Behandlung von Jugendlichen und Heranwachsenden mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und gleichzeitigen Störungen durch Substanzgebrauch
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Internationale Konsenserklärung zu Screening, Diagnostik und Behandlung von Jugendlichen und Heranwachsenden mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und gleichzeitigen Störungen durch Substanzgebrauch. / Özgen, Heval; Spijkerman, Renske; Noack, Moritz; Holtmann, Martin; Schellekens, Arnt S A; van de Glind, Geurt; Banaschewski, Tobias; Barta, Csaba; Begeman, Alex; Casas, Miguel; Crunelle, Cleo L; Daigre Blanco, Constanza; Dalsgaard, Søren; Demetrovics, Zsolt; den Boer, Jacomine; Dom, Geert; Eapen, Valsamma; Faraone, Stephen V; Franck, Johan; González, Rafael A; Grau-López, Lara; Groenman, Annabeth P; Hemphälä, Malin; Icick, Romain; Johnson, Brian; Kaess, Michael; Kapitány-Fövény, Máté; Kasinathan, John G; Kaye, Sharlene S; Kiefer, Falk; Konstenius, Maija; Levin, Frances R; Luderer, Mathias; Martinotti, Giovanni; Matthys, Frieda I A; Meszaros, Gergely; Moggi, Franz; Munasur-Naidoo, Ashmita P; Post, Marianne; Rabinovitz, Sharon; Ramos-Quiroga, J Antoni; Sala, Regina; Shafi, Abu; Slobodin, Ortal; Staal, Wouter G; Thomasius, Rainer; Truter, Ilse; van Kernebeek, Michiel W; Velez-Pastrana, Maria C; Vollstädt-Klein, Sabine; Vorspan, Florence; Young, Jesse T; Yule, Amy; van den Brink, Wim; Hendriks, Vincent.
in: Z KINDER JUG-PSYCH, Jahrgang 50, Nr. 1, 2020, S. 54-67.Publikationen: SCORING: Beitrag in Fachzeitschrift/Zeitung › SCORING: Zeitschriftenaufsatz › Forschung › Begutachtung
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T1 - Internationale Konsenserklärung zu Screening, Diagnostik und Behandlung von Jugendlichen und Heranwachsenden mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und gleichzeitigen Störungen durch Substanzgebrauch
AU - Özgen, Heval
AU - Spijkerman, Renske
AU - Noack, Moritz
AU - Holtmann, Martin
AU - Schellekens, Arnt S A
AU - van de Glind, Geurt
AU - Banaschewski, Tobias
AU - Barta, Csaba
AU - Begeman, Alex
AU - Casas, Miguel
AU - Crunelle, Cleo L
AU - Daigre Blanco, Constanza
AU - Dalsgaard, Søren
AU - Demetrovics, Zsolt
AU - den Boer, Jacomine
AU - Dom, Geert
AU - Eapen, Valsamma
AU - Faraone, Stephen V
AU - Franck, Johan
AU - González, Rafael A
AU - Grau-López, Lara
AU - Groenman, Annabeth P
AU - Hemphälä, Malin
AU - Icick, Romain
AU - Johnson, Brian
AU - Kaess, Michael
AU - Kapitány-Fövény, Máté
AU - Kasinathan, John G
AU - Kaye, Sharlene S
AU - Kiefer, Falk
AU - Konstenius, Maija
AU - Levin, Frances R
AU - Luderer, Mathias
AU - Martinotti, Giovanni
AU - Matthys, Frieda I A
AU - Meszaros, Gergely
AU - Moggi, Franz
AU - Munasur-Naidoo, Ashmita P
AU - Post, Marianne
AU - Rabinovitz, Sharon
AU - Ramos-Quiroga, J Antoni
AU - Sala, Regina
AU - Shafi, Abu
AU - Slobodin, Ortal
AU - Staal, Wouter G
AU - Thomasius, Rainer
AU - Truter, Ilse
AU - van Kernebeek, Michiel W
AU - Velez-Pastrana, Maria C
AU - Vollstädt-Klein, Sabine
AU - Vorspan, Florence
AU - Young, Jesse T
AU - Yule, Amy
AU - van den Brink, Wim
AU - Hendriks, Vincent
PY - 2020
Y1 - 2020
N2 - Hintergrund: Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindesalter stellt einen Risikofaktor für Substanzmissbrauch und Störungen durch Substanzgebrauch (Substance Use Disorder, SUD) in der Pubertät und dem (frühen) Erwachsenenalter dar. ADHS und SUD treten auch häufig bei therapiesuchenden Jugendlichen auf, was die Diagnosestellung und Therapie erschwert sowie mit schlechten Behandlungsergebnissen verbunden ist. Forschungsergebnisse über die Wirkung der Behandlung von ADHS im Kindesalter auf die Prävention von SUD im Jugendalter sind nicht eindeutig und Studien über die Diagnose und Behandlung von Jugendlichen mit ADHS und SUD sind selten. Daher reicht die verfügbare Evidenz allgemein nicht aus, um starke Behandlungsempfehlungen zu rechtfertigen. Fragestellung: Ziel dieser Arbeit war es, eine Konsenserklärung auf der Grundlage von wissenschaftlichen Daten und klinischen Erfahrungen zu erhalten. Methodik: Es wurde eine modifizierte Delphi-Studie durchgeführt, um basierend auf der Kombination von wissenschaftlichen Daten und klinischer Erfahrung mit einer multidisziplinären Gruppe von 55 Expert_innen aus 17 Ländern einen Konsens zu erzielen. Die Expert_innen wurden gebeten, eine Reihe von Aussagen über die Wirkung der Behandlung von ADHS im Kindesalter auf die SUD bei Jugendlichen sowie über das Screening, die Diagnostik und die Behandlung von Jugendlichen mit komorbidem ADHS und SUD zu bewerten. Ergebnisse: Nach drei iterativen Bewertungsrunden und der Anpassung von 37 Aussagen wurde ein Konsens über 36 dieser Aussagen erzielt, die sechs Bereiche repräsentieren: allgemein (n = 4), Risiko der Entwicklung einer SUD (n = 3), Screening und Diagnostik (n = 7), psychosoziale Behandlung (n = 5), pharmakologische Behandlung (n = 11) und komplementäre Behandlungen (n = 7). Der Einsatz von Routinescreenings auf ADHS wird bei adoleszenten Patient_innen in einer Suchtbehandlung ebenso wie Routinescreenings auf SUD bei jugendlichen Patient_innen mit ADHS in allgemeinpsychiatrischen Therapiesettings empfohlen. Langwirksame Stimulanzien werden als Behandlung der ersten Wahl von ADHS bei Jugendlichen mit gleichzeitiger ADHS und SUD empfohlen. Die Pharmakotherapie sollte vorzugsweise in psychosoziale Behandlung eingebettet werden. Die einzige nichtkonsentierte Aussage betraf die Notwendigkeit von Abstinenz vor Beginn einer pharmakologischen Behandlung bei Jugendlichen mit ADHS und gleichzeitigem SUD. Im Gegensatz zur Mehrheit verlangten einige Expert_innen eine vollständige Abstinenz vor Beginn einer pharmakologischen Behandlung, einige waren gegen die Verwendung von Stimulanzien bei der Behandlung dieser Patient_innen (unabhängig von Abstinenz), während einige sich gegen die alternative Anwendung von Bupropion aussprachen. Schlussfolgerungen: Diese internationale Konsenserklärung kann von Kliniker_innen und Patient_innen zusammen in einem gemeinsamen Entscheidungsprozess genutzt werden, um die besten Interventionen auszuwählen und die bestmöglichen Ergebnisse bei adoleszenten Patient_innen mit gleichzeitiger ADHS und SUD zu erzielen.
AB - Hintergrund: Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindesalter stellt einen Risikofaktor für Substanzmissbrauch und Störungen durch Substanzgebrauch (Substance Use Disorder, SUD) in der Pubertät und dem (frühen) Erwachsenenalter dar. ADHS und SUD treten auch häufig bei therapiesuchenden Jugendlichen auf, was die Diagnosestellung und Therapie erschwert sowie mit schlechten Behandlungsergebnissen verbunden ist. Forschungsergebnisse über die Wirkung der Behandlung von ADHS im Kindesalter auf die Prävention von SUD im Jugendalter sind nicht eindeutig und Studien über die Diagnose und Behandlung von Jugendlichen mit ADHS und SUD sind selten. Daher reicht die verfügbare Evidenz allgemein nicht aus, um starke Behandlungsempfehlungen zu rechtfertigen. Fragestellung: Ziel dieser Arbeit war es, eine Konsenserklärung auf der Grundlage von wissenschaftlichen Daten und klinischen Erfahrungen zu erhalten. Methodik: Es wurde eine modifizierte Delphi-Studie durchgeführt, um basierend auf der Kombination von wissenschaftlichen Daten und klinischer Erfahrung mit einer multidisziplinären Gruppe von 55 Expert_innen aus 17 Ländern einen Konsens zu erzielen. Die Expert_innen wurden gebeten, eine Reihe von Aussagen über die Wirkung der Behandlung von ADHS im Kindesalter auf die SUD bei Jugendlichen sowie über das Screening, die Diagnostik und die Behandlung von Jugendlichen mit komorbidem ADHS und SUD zu bewerten. Ergebnisse: Nach drei iterativen Bewertungsrunden und der Anpassung von 37 Aussagen wurde ein Konsens über 36 dieser Aussagen erzielt, die sechs Bereiche repräsentieren: allgemein (n = 4), Risiko der Entwicklung einer SUD (n = 3), Screening und Diagnostik (n = 7), psychosoziale Behandlung (n = 5), pharmakologische Behandlung (n = 11) und komplementäre Behandlungen (n = 7). Der Einsatz von Routinescreenings auf ADHS wird bei adoleszenten Patient_innen in einer Suchtbehandlung ebenso wie Routinescreenings auf SUD bei jugendlichen Patient_innen mit ADHS in allgemeinpsychiatrischen Therapiesettings empfohlen. Langwirksame Stimulanzien werden als Behandlung der ersten Wahl von ADHS bei Jugendlichen mit gleichzeitiger ADHS und SUD empfohlen. Die Pharmakotherapie sollte vorzugsweise in psychosoziale Behandlung eingebettet werden. Die einzige nichtkonsentierte Aussage betraf die Notwendigkeit von Abstinenz vor Beginn einer pharmakologischen Behandlung bei Jugendlichen mit ADHS und gleichzeitigem SUD. Im Gegensatz zur Mehrheit verlangten einige Expert_innen eine vollständige Abstinenz vor Beginn einer pharmakologischen Behandlung, einige waren gegen die Verwendung von Stimulanzien bei der Behandlung dieser Patient_innen (unabhängig von Abstinenz), während einige sich gegen die alternative Anwendung von Bupropion aussprachen. Schlussfolgerungen: Diese internationale Konsenserklärung kann von Kliniker_innen und Patient_innen zusammen in einem gemeinsamen Entscheidungsprozess genutzt werden, um die besten Interventionen auszuwählen und die bestmöglichen Ergebnisse bei adoleszenten Patient_innen mit gleichzeitiger ADHS und SUD zu erzielen.
U2 - 10.1024/1422-4917/a000828
DO - 10.1024/1422-4917/a000828
M3 - SCORING: Zeitschriftenaufsatz
C2 - 34397296
VL - 50
SP - 54
EP - 67
JO - Z KINDER JUG-PSYCH
JF - Z KINDER JUG-PSYCH
SN - 1422-4917
IS - 1
ER -