In der Sammlung des Heidelberger Instituts für Anatomie befinden sich diverse Wachsmoulagen, die unterschiedliche Symptome der Lepra zeigen. Die handgefertigten Modelle gehörten ursprünglich zum Bestand der Universitäts-Hautklinik und waren in den 1940er-Jahren als Lehrmittel aus Paris angeschafft worden. Zu dieser Zeit stellte die Lepra jedoch im Deutschen Reich keine Bedrohung mehr dar, galt als nahezu ausgerottet. Der Aufsatz erörtert, inwiefern der plastischen Darstellung und Präsentation der Krankheit vor dem Hintergrund sich wandelnder kolonialpolitischer Bestrebungen in der NS-Zeit neue Bedeutungen zukamen. Darüber hinaus wird die Manifestierung klinischen und theoretischen Wissens in Form von Lehr- und Schausammlungen als materielle Kultur der Fachdisziplinen Tropenheilkunde und Dermatologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts diskutiert.