In den letzten Jahren haben verschiedene internationale urologische Fachgesellschaften Leitlinien zur Diagnostik, Behandlung und Nachsorge von Harnröhrenstrikturen veröffentlicht, eine Leitlinie für den deutschsprachigen Raum ist jedoch bis dato nicht verfügbar. Diese Zusammenfassung bietet einen detaillierten Vergleich der Leitlinien der European Association of Urology (EAU), American Urological Association (AUA) und der Société Internationale d’Urologie (SIU) im Hinblick auf die Behandlung anteriorer Harnröhrenstrikturen, also von der bulbären Harnröhre bis zum Meatus urethrae. In der folgenden Arbeit werden Unterschiede und exklusive Empfehlungen in den Leitlinien besonders herausgestellt. Insbesondere in Bezug auf die diagnostische Abklärung und Nachsorge stimmen die drei Leitlinien größtenteils überein. Divergenzen bestehen jedoch beim eigentlichen Management der anterioren Harnröhrenstrikturen, insbesondere in Bezug auf den Einsatz endoskopischer Therapieansätze und die Verwendung von Harnröhren-Stents. Darüber hinaus bietet die EAU umfassendere und detailliertere Empfehlungen zu Urethroplastiktechniken und der spezifischen Nachsorge der Patienten. Die EAU-Leitlinien sind die aktuellsten und die ersten, die Anweisungen für Harnröhrenstrikturen bei Frauen und Personen mit Geschlechtsinkongruenz nach genitalangleichender Operation beinhalten. Die rekonstruktive Urologie ist ein sich rasch weiterentwickelndes Fachgebiet und die klinische Vorgehensweise verändert sich dementsprechend dynamisch. Obwohl die Leitlinienempfehlungen inklusiver und umfassender geworden sind, sind weitere qualitativ hochwertige Daten erforderlich, um das Evidenzniveau weiter zu verbessern.