Der Einsatz der immunonkologischen Therapie beim hepatozellulären Karzinom im Kontext der Lebertransplantation Eine interdisziplinäre Risiko-Nutzen-Abwägung

  • Arndt Vogel
  • Martina Sterneck
  • Florian Vondran
  • Oliver Waidmann
  • Ingo Klein
  • Udo Lindig
  • Silvio Nadalin
  • Utz Settmacher
  • Frank Tacke
  • Hans Jürgen Schlitt
  • Henning Wege

Beteiligte Einrichtungen

Abstract

Hintergrund Für das fortgeschrittene hepatozelluläre Karzinom
steht uns seit Kurzem ein deutlich erweitertes Spektrum
an systemischen Therapieoptionen zur Verfügung. Insbesondere
mit den immunonkologischen Kombinationstherapien
können mittlerweile beeindruckende Ansprechraten und ein
deutlich verlängertes Überleben bei insgesamt guter Verträglichkeit
erreicht werden. Dabei werden diese Immun-Onkologie
(IO)-basierten Kombinationen nicht nur zur Therapie des
fortgeschrittenen HCC geprüft, sondern zunehmend auch in
früheren Stadien im Sinne von periinterventionellen Therapiekonzepten
und auch zum down-sizing zu lokalen Therapien.
Im Kontext der Lebertransplantation (LTx) muss allerdings
eine besonders kritische Nutzen-Risiko-Abwägung vor Einsatz
von Immuntherapeutika im Rahmen multimodaler Konzepte
erfolgen, da durch die Immuntherapie das Risiko einer potenziell
letalen Abstoßung signifikant gesteigert werden kann.
Methode Diese Übersichtsarbeit basiert auf einer selektiven
Literaturrecherche, die zwischen Dezember 2020 und April
2021 in den Datenbanken PubMed und Cochrane Library
durchgeführt wurde. Leitlinien, Expertenmeinungen und
Empfehlungen von Fachgesellschaften wurden besonders berücksichtigt.
Ergebnisse Fast jede fünfte LTx in Deutschland erfolgt aufgrund
eines HCC (DSO Jahresbericht 2019). Die LTx ist dabei
eine kurative Therapieoption nicht nur für die zugrunde liegende
Lebererkrankung, sondern auch für den malignen Tumor.
Einzelfallbeschreibungen weisen darauf hin, dass auch
eine IO-Therapie vor einer LTx das Risiko einer Abstoßung
bzw. eines Leberversagens bei einer nachfolgenden LTx erhöhen
kann. Seit ca. 2015 werden Immuntherapeutika vielfach
auch zur Tumortherapie bei Patienten nach einer LTx eingesetzt.
In kleinen Fallserien wurden dabei Abstoßungsraten
von 36 %, die mit einer abstoßungsbedingten Mortalität von
20 % der behandelten Patienten einhergingen, beschrieben.
Eine ähnliche Inzidenz von Abstoßungsreaktionen wurde
auch nach dem Einsatz von Immuntherapeutika bei Patienten
nach anderen Organtransplantationen beschrieben.
Schlussfolgerung Im Zusammenhang mit einer Organtransplantation
besteht durch eine IO-Therapie das Risiko einer
Transplantatabstoßung, welches zum Verlust des Transplantates
und auch zum Tod des Patienten führen kann. Unter Abwägung
der oben dargelegten Überlegungen kann aber nach
unserer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung aus heutiger
Sicht ein Einsatz einer IO-basierten Therapie im Kontext der
Organtransplantation erfolgen.

Bibliografische Daten

Titel in ÜbersetzungThe use of immuno-oncologic therapy in hepatocellular carcinoma in the context of liver transplantation. An interdisciplinary benefit/risk assessment
OriginalspracheDeutsch
ISSN0044-2771
DOIs
StatusVeröffentlicht - 02.2022

Anmerkungen des Dekanats

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PubMed 34670296