Diagnostik, Akuttherapie, Validation auf einer Internistischen Station für Menschen mit Demenz

Projekt: Forschung

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Beschreibung

Hintergrund

Für Menschen mit einer schweren, stationär behandlungsbedürftigen Akuterkrankung und der Nebendagnose „Demenz“ ist der Großteil der Akutkrankenhäuser nicht optimal vorbereitet. Insbesondere die personelle Ausstattung und Qualifikation als auch die baulichen und räumlichen Bedingungen entsprechen den besonderen Bedarfen und Bedürfnissen demenzerkrankter älterer Patientinnen und Patienten in der Regel nicht hinreichend. Dies birgt die Gefahr der vermeidbaren Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Betroffenen, der Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität und auch die ihrer Angehörigen sowie der Überforderung für das Personal.
In diesem Kontext steigt das Risiko erhöhter Behandlungskosten in der Akutversorgung durch Folgekomplikationen (z.B. Delir, Stürze) sowie durch erhöhte Rehabilitations- und/oder Pflegebedürftigkeit (z.B. durch weitere Demobilisierung in Folge von Freiheit entziehenden Maßnahmen und Fixierungen) bis zur Einweisung ins Pflegeheim. Um eine den besonderen Problemen der Patienten mit Demenz angemessene Behandlung durchführen zu können, wurde im Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf (EKA, Hamburg) ein neues Modellkonzept „Station DAVID“ (Diagnostik, Akuttherapie, Valida-tion auf einer Internistischen Station für Menschen mit Demenz) implementiert, mit dem Ziel, die Patienten direkt aus ihrer vertrauten Umgebung auf der Station aufzunehmen ohne die für Patienten mit Demenz besonders belastenden Umwege über Notaufnahme oder andere Stationen.

Zielsetzung der Studie

Bereits während der Implementation des Konzepts wurde die Station DAVID von Februar 2011 bis Februar 2012 wissenschaftlich begleitet (Lüdecke 2012). Die Evaluation befasste sich hier im Wesentlichen mit den Veränderungs- und Optimierungsbedarfen (Struktur- und Prozessevaluation).
Die aktuelle Studie hatte das Ziel, die vorliegenden Erkenntnisse des bereits umgesetzten Konzepts aus der ersten Projektphase im Rahmen einer kontrollierten quantitativ-empirischen Untersuchung im Hinblick auf die Optimierung bestehender Prozessabläufe und die für einen nachhaltigen Erfolg des Konzepts wichtigen Aspekte zu untersuchen. Der Fokus lag vorrangig auf der Ergebnisevaluation. Die primären Outcomes auf Patientinnen- und Patientenebene beziehen sich auf deren verbesserte Versorgungsqualität. Im Mittelpunkt der Untersuchung standen somit sowohl die Versorgungs- und Betreuungsbedarfe der Patientinnen und Patienten – aber auch ihrer Angehörigen – als auch die Maßnahmen, die diesen pflegerisch, therapeutisch, kommunikativ und architektonisch begegnen. Dazu wurde neben der umfassenden Evaluation der Station DAVID (Interventionsgruppe) eine weitere internistische Station einer anderen Hamburger Klinik als Kontrollgruppe („Regelversorgung“) mit einbezogen, um die Unterschiede sowie Vor- und ggf. Nachteile des Konzepts der Station DAVID zu anderen internistischen Stationen der Regelversorgung aufzeigen zu können.

Outcomes

Im Einzelnen befasste sich die Studie mit den folgenden Untersuchungsebenen:

-Auf der Patienten- und Angehörigenebene sind Akzeptanz und Wirkungen des Konzepts sowie die erreichte Versorgungs- und Lebensqualität (z.B. in Form von seltener auftretenden Folgekomplikationen, wie Reduzierung von Stürzen, Verletzungen, Delir-Erkrankungen, Unruhe und Angst, Verminderung der Pflegebedürftigkeit etc.) zu untersuchen.

-Auf der Organisationsebene sollen Fragen zur Qualifikation des Personals, zur strukturellen und architektonischen Ausstattung der Abteilung sowie zu den Arbeits- und Prozessabläufen beantwortet werden.

-Schließlich interessiert als ökonomische Frage das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer solchen Spezialstation für Akutkrankenhäuser, soweit dies im Rahmen des Studiendesigns möglich ist.

Zusammenfassung ausgewählter Ergebnisse

Unabhängig von der bisherigen Versorgungsqualität eines Krankenhauses zeigte sich, dass die Implementation eines speziellen Versorgungskonzepts für Patienten mit Demenz die Versorgungsqualität verbessert. Dies wirkt sich nicht nur auf den akuten Krankenhausaufenthalt aus, sondern auch darüber hinaus auf den post-stationären Genesungsverlauf. So kann eine Spezialstation für Demenz, die zu einer verbesserten Versorgungsqualität führt, die somatische Rehabilitationsbedürftigkeit oder eine zunehmende Pflegebedürftigkeit der Patienten vermindern und während des stationären Behandlungszeitraums demenzbedingte Begleit- und Folgekomplikationen sowie psychosoziale und psychische Belastungen verringern.

Förderung
Das Projekt wurde gefördert durch die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestadt Hamburg sowie der Homann-Stiftung.
AkronymDAVID2
StatusBeendet
Tatsächlicher Beginn/-es Ende01.08.1431.12.18