Symptomschwere und Belastungsfaktoren bei Patienten mit einem chronischen Unterbauchschmerzsyndrom: Implikationen für einen interdisziplinären und multimodalen Therapieansatz

  • Björn Riegel
  • Rebecca Albrecht
  • Gesche Ketels
  • Christian Brünahl
  • Bernd Löwe

Abstract

Das chronische Unterbauchschmerzsyndrom ist bei Männern wie bei Frauen ein verbreitetes Beschwerdebild, das bisher weder ätiologisch hinreichend verstanden ist noch mit ausreichend evidenzbasierten Therapiemodellen behandelt wird. In der internationalen Klassifikation des US-amerikanischen National Institut of Health (NIH) wird unter dem „Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS)“ eine chronische Schmerzerkrankung verstanden, die ohne eine somatische Pathologie auftritt. Vor dem Hintergrund dieser Definition sowie der bisher erfolglosen Versuche, eine somatische Erklärung und Behandlung zu finden, beschäftigt sich dieser Artikel mit dem CPPS unter einem psychosomatischen Blickwinkel.
Beschrieben wird eine interdisziplinäre Spezialsprechstunde am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, aus deren Pilotphase ein Stichprobe (n = 52) betroffener Männer und Frauen hervorgegangen ist, die hinsichtlich soziodemographischer Daten, schmerzbezogener Angaben und ihrem subjektiven Stresserleben dargestellt wird. Die Stichprobe besteht aus 38,5% Frauen und weist ein Durchschnittsalter von 44,8 Jahren auf. Mehr als 30% der Betroffenen sind unter 30 Jahren. Die Schmerzen bestehen seit durchschnittlich 5,6 Jahren und weisen sowohl mittels einer Visuellen Analogskala als auch im CPPS spezifischen Messinstrument NIH-CPSI ein hohes Niveau auf. Die Patientinnen und Patienten unserer Stichprobe berichten darüber hinaus von zahlreichen psychosozialen Belastungsfaktoren.
Ausgehend von dem Modell des Schmerzkreislaufs nach Waddell (1993) werden Überlegungen präsentiert, wie bestehende psychosomatische Behandlungsansätze des CPPS sinnvoll kombiniert und integriert werden können. Darüber hinaus werden weitere Therapiemodule aus den Daten abgeleitet (v.a. Stressmanagement) und offene Fragestellungen zu möglicherweise pathogenen Faktoren (z.B. Mentalisierungsfähigkeit) aufgeworfen.

Bibliographical data

Original languageGerman
ISSN1617-1586
Publication statusPublished - 2014