Viele Krebspatienten leiden auch noch längere Zeit nach Therapieende unter kognitiven Funktionsstörungen wie z. B. Konzentrations- und Gedächtnisproblemen, die sich negativ auf die Alltagsbewältigung und Lebensqualität der Betroffenen auswirken. Zudem stellen diese Therapiefolgestörungen das Versorgungssystem vor neue Herausforderungen, da es bisher an gezielten Nachsorgestrategien und konkreten Behandlungsoptionen fehlt, auf die die Be-handler zurückgreifen könnten. Diese Versorgungslücke geht damit sowohl zulasten der Pa-tienten als auch deren Behandler, die potentielle kognitive Nebenwirkungen aufgrund der fehlenden Handlungssicherheit eher zögerlich mit ihren Patienten diskutieren. Somit ergibt sich die Notwendigkeit für die Entwicklung spezifischer Interventionsangebote, die die Pati-enten in der Bewältigung kognitiver Probleme unterstützen und von Behandlern empfohlen werden können. Das Projekt knüpft hier an und zielt auf die Adaptation des im englischspra-chigen Raum speziell für Krebspatienten entwickelten kognitiven Rehabilitationsprogramms Responding to Cognitive Concerns (ReCog)für den deutschsprachigen Raum.In einer Machbarkeitsstudie wird die als Gruppenprogramm konzipierte Intervention ReCog am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) auf ihre Durchführbarkeit und ihren Nutzen hin überprüft. Die nicht-randomisierte kontrollierte Studie hat eine Laufzeit von 13 Monaten und umfasst drei Messzeitpunkte (T0: vor Beginn der Intervention, T1: nach Abschluss der Intervention, T2: 3-Monats-Follow-up). Die Patienten werden zu den verschie-denen Messzeitpunkten mittels Fragebogen- und neuropsychologischer Testverfahren un-tersucht. In die Studie eingeschlossen werden erwachsene Patienten mit kognitiven Proble-men nach Therapie einer malignen hämatologischen Erkrankung. Diese Patientengruppe wird häufig intensiv behandelt und trägt damit ein besonderes Risiko für die Entwicklung kognitiver Probleme, ist in der Forschung jedoch unterrepräsentiert. Der Therapieabschluss muss mindestens sechs Monate zurückliegen bei remittierter Erkrankung. Die Patientenge-winnung erfolgt über Einrichtungen am UKE und Selbsthilfegruppen. Patienten, die die Ein-schlusskriterien erfüllen und Interesse am Gruppenprogramm zeigen, jedoch aus organisato-rischen Gründen (z. B. zu weit entfernter Wohnort) nicht teilnehmen können, werden in die Vergleichsgruppe eingeschlossen. Der angestrebte Stichprobenumfang einschließlich Ver-gleichsgruppe umfasst 40 Patienten.Die Ergebnisse der Studie stellen einen ersten Schritt in Richtung einer verbesserten Versorgung von Krebspatienten mit kognitiven Beeinträchtigungen im deutschsprachigen Raum dar und können darüber hinaus für die Vorbereitung einer multizentrischen randomi-sierten kontrollierten Studie genutzt werden.